Schulen planen um Abschlussfeiern mit viel Abstand und wenig Party
Düsseldorf · Wegen des Coronavirus mussten die Schüler der Abschlussklassen schon auf einiges verzichten. Nun suchen Schulen nach Lösungen für eine feierliche Abi-Zeugnis-Verleihung.
Ein rauschendes Fest wird es im Krisenjahr 2020 für die Schüler der Abschlussklassen nicht geben, das steht fest. Keinen Ball, mit dem die neu gewonnene Freiheit im Kreise von Freunden und Familien bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wird. Keinen Händedruck des Schulleiters, keine Umarmung des Lehrers, der die Schüler über viele Jahre begleitet hat. Weil bereits Mottowochen, Abistreich und Abibälle Corona-bedingt gestrichen werden mussten, hatte Schulministerin Yvonne Gebauer angekündigt, dass man Schülern zumindest eine feierliche Übergabe von Abschlusszeugnissen im Beisein ihrer Eltern ermöglichen wolle. Das Land werde die rechtlichen Regelungen dafür schaffen. Bis es so weit ist, haben viele Schulen schon eigene Pläne entwickelt, um den Schülern in einem würdigen Rahmen die Zeugnisse überreichen zu können.
Hans-Hermann Schrader, Schulleiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, macht keinen Hehl daraus, dass ihn der Gedanke an diese für ihn letzte Abiturfeier bedrückt — er geht in den Ruhestand. „Ich finde es furchtbar schade, dass es nicht möglich sein wird, die Schüler noch mal in den Arm zu nehmen. Es war Tradition, dass ich das Zeugnis überreichte und wir ein gemeinsames Fotos machten. Das war eine schöne Erinnerung für beide Seiten“, sagt er. Dass er nun mit Mundschutz und eineinhalb Metern Abstand seinen langjährigen Schülern gegenüberstehen muss, schmerze. „Natürlich ist das alles in erster Linie für die Schüler schade“, sagt er. Die Veranstaltung mit den knapp 80 Abiturienten müsse unbedingt „schulischen“ und keinesfalls „geselligen Charakter“ haben, besagen die Auflagen. Der einzuhaltende Mindestabstand erschwere eine Zusammenkunft von Abiturienten und Eltern in der Aula. Deshalb überlege man, die Zeugnisübergabe auf den Schulhof zu verlegen. „Aber noch ist nichts entschieden. Der Stufenleiter ist permanent mit den Schülern im Gespräch, um vor allem ihre Wünsche zu berücksichtigen.“
Auch am Schloß-Gymnasium in Benrath wurden die 75 Abiturienten frühzeitig in die Planung eingebunden. Die Schüler stimmten ab, ob sie lieber im Stufenverband ohne Eltern oder in kleineren Gruppen mit jeweils einem Elternteil die Zeugnisse entgegennehmen wollen. „Zwei Drittel der Schüler stimmten dafür, es dann lieber gemeinsam als Stufe ohne Eltern zu machen“, berichtet Schulleiter Raimund Millard. „Weil das für die Eltern aber wirklich sehr schade wäre, sind wir noch mal kreativ geworden und auf eine Möglichkeit gestoßen, wie wir alle Abiturienten mit ihren Eltern und die Lehrer — rund 250 Leute — unter Einhaltung der Abstandsregeln zusammen in der Sporthalle unterbringen könnten“, erzählt er weiter. Nach diesem Plan würden die Schüler auf der Tribüne Platz nehmen, im Gang darüber die Lehrer. Das Spielfeld würde so bestuhlt, dass möglichst beide Elternteile zusammensitzen. „Es wird Reden geben und ein Kammermusikensemble wird spielen“, sagt Millard. „Das wäre bestimmt die schönste Lösung für alle.“ Ob sie aber auch im Rahmen des Erlaubten liegt, sei erst zu beantworten, wenn weitere Informationen des Ministeriums vorliegen.
Die Hulda-Pankok-Gesamtschule will ebenfalls nicht auf feierliche Stimmung verzichten. Schulleiterin Alexandra Haußmann: „Die Schüler mussten schließlich schon so viele Absagen hinnehmen.“ Gerade erst sei der Abiball mit mehr als 400 Menschen storniert worden. „Das ist eine große Enttäuschung für alle Beteiligten.“ Am 27. Juni sollen sich die insgesamt 90 Abiturienten aber dennoch in ihre feine Robe werfen können. Die Zeugnisübergabe soll gestaffelt mit Gruppen von jeweils bis zu 25 Schülern mit ihren Eltern stattfinden. Mit rotem Teppich und Rednerpult. „Wir hoffen auf gutes Wetter, damit wir nach draußen ausweichen können. Dort könnten dann auch beide Elternteile pro Schüler teilnehmen“, so Haußmann. Mit Kreide wolle man „Familieninseln“ auf den Boden zeichnen, um Orientierung hinsichtlich des Mindestabstands zu geben. Nacheinander würden die Klassen verabschiedet. So befremdlich die gesamte Situation für die Schulleiterin ist, so sehr freut sie sich über die Einstellung der Schüler: „Bis jetzt sind alle Schüler zu allen Prüfungen erschienen. Und die Leistungen können sich sehen lassen. Offensichtlich haben die Schüler die Coronazeit zum Lernen genutzt.“
Auch an der Heinrich-Heine-Gesamtschule sollen die 60 Abiturienten nicht auf den feierlichen Einzug über den roten Teppich verzichten. „Das war immer der Auftakt des Abiballs“, sagt Schulleiterin Annette Günther. Weil dieser nun ausfällt, könnte der rote Teppich auf den Hof gelegt werden. Dass die Schüler unter den gegebenen Umständen Verständnis zeigen, rührt die Schulleiterin. „Sie haben alle Absagen klaglos hingenommen. Und wir geben jetzt alles, um sie in einem würdigen Rahmen zu verabschieden.“