Als die Häuser noch Namen hatten
Nicht immer hatten Gebäude Hausnummern. In einer Broschüre widmet sich die AGD jetzt der Herkunft in der Altstadt.
Düsseldorf. „Für mich ist das das schönste Weihnachtsgeschenk, das Sie mir machen konnten“, freut sich Heike Blumreiter vom Stadtarchiv. Seit Jahren beschäftigt sie sich akribisch mit der Hausnummerierung in der Altstadt. Jetzt hat die Aktionsgemeinschaft Düsseldorfer Heimat und Bürgervereine (AGD) ein Buch über die alten Hausnamen in Düsseldorf herausgebracht.
Wobei Buch fast schon zu viel gesagt ist. Es ist eine 16-seitige Broschüre voller Zahlen und Namen mit einer eingelegten Karte, die dem Uneingeweihten eher mysteriös erscheint. Dennoch haben die Autoren Edmund Spohr und Hatto Küffner damit ein interessantes Stück Stadtgeschichte offengelegt. Und damit Stadtarchivarin Blumreiter und viele andere, die sich mit der Geschichte der Altstadt beschäftigen, glücklich gemacht.
Drei Jahre haben sich Edmund Spohr und sein Mitautor Hatto Küffner damit beschäftigt, die Archive zu durchforsten und die überlieferten Hausnamen mit den Hausnummern, die ab 1517 vergeben wurden, zu verknüpfen.
Dritter im Recherchebund war Stefan Dietrich vom Katasteramt: Er übertrug die Häuser und die dazu passenden Hausnamen auf die Katasterkarte von 1880, auf der alle heute gültigen Stadtpläne basieren. „Dietrich ist ein sehr geduldiger Mensch, ich habe ihn niemals fluchen hören, wenn ich wieder einmal mit einer Änderung kam“, verrät Spohr.
Und Änderungen gab es viele. Früher gab es zwar schon Straßennamen, aber eine Nummerierung, wie wir sie heute kennen, existiert in Düsseldorf erst seit 1858. Wenn früher Briefe zugestellt werden, gingen sie an die Häuser. Bei Adeligen wie den Herren von Schaesberg, dem Grafen von Spee oder den Herren von Nesselrode war das noch relativ einfach: Sie hatten in der Stadt ihre angestammten Familiensitze, die jeder kannte.
Rund um das Schloss war dagegen alles „golden“. Gegenüber dem Schloss lagen die Häuser „Goldene Kette“, „Goldener Ring“, und „Goldenes Waldhorn“ und jenseits der Mühlenstraße schlossen sich die Häuser „Goldenes Schwert“, „Goldener Anker“, „Goldener Löwe“ und „Goldener Hirsch“ an.
Hinter dem alten Rathaus und gegenüber der Galerie stand das Haus „Goldenes Kreuz“, neben ihm lag das Haus „Brabantischer Hut“. In unmittelbarer Nachbarschaft standen die Häuser „Prinz von Oranien“, „König von Frankreich“ und „Stadt Düren“. Marktplatz und Marktstraße waren quasi das Diplomatenviertel des alten Düsseldorf.
Die Namen anderer Häuser sind nicht so leicht zu erklären, Manche leiten sich von geografischen Gegebenheiten ab wie Weinstock, Windmühle oder Schlüssel (das Haus, in dem der Schlüssel zum Stadttor bewahrt wurde). Andere wurden nach dem Häuserschmuck bezeichnet (Weißer Bär, Schwarzes Pferd, Goldener Kessel) oder waren reine Fantasienamen.
„Diese Broschüre ist nur ein Anfang, wir hoffen auf die Mitarbeit vieler historisch Interessierter“, sagt Spohr. In der Namensliste der Häuser wurden nämlich nur die zuletzt gebräuchlichen Namen verzeichnet. Und diese haben sich im Laufe der Zeit verschoben. So gibt es neben dem Füchschen an der Ratinger Straße noch eins zum weißen Füchschen an der Flinger Straße. Und das Uerige war einst das Heidelberger Fass, weil dort Wein ausgeschenkt wurde.