Zapfer-Schulung Arena-Mitarbeiter müssen das Zapfen lernen
Düsseldorf · Der neue Bier-Lieferant Schumacher lässt die etwa 80 Servicemitarbeiter schulen. Denn in der Vergangenheit gab es Beschwerden über die Qualität des gezapften Bieres.
So ein bisschen Bier in ein Glas oder in einen Plastikbecher laufen zu lassen, kann ja an sich nicht so schwer sein. Zapfhahn auf, Bier laufen lassen, Zapfhahn zu – fertig. Was so kinderleicht aussieht, ist aber schon fast eine kleine Wissenschaft für sich. Denn um ein schön gezapftes Bier zu bekommen, sind viele Faktoren zu berücksichtigen. Die Temperatur des Bieres und der Umgebung. Wie ist das Glas gespült, sind die Gläser nass oder trocken – um nur einige Beispiele zu nennen.
Schon wenn man die Position des Bierfasses nach dem Anschlagen verändert, sorgt dies dafür, dass das Bier einen anderen Schaum bekommt. „Bier ist so sensibel wie eine Frau, da kann man ganz schnell etwas falsch machen“, meint Frank Wackers. Und der muss es wissen, seit 33 Jahren arbeitet er als Zapfer bei der Brauerei Schumacher. Echte Profis schaffen es, ein 50-Liter-Fass innerhalb von fünf Minuten leer zu zapfen. Dann spielt Wackers in der Champions League, denn sein persönlicher Rekord liegt bei vier Minuten.
Auch über die richtige Glashygiene wurde informiert
„Das perfekte Bier hat zudem einen zwei Finger breiten Schaumrand unter dem Glasrand“, meint Braumeister Kai Krumholz. Und weil Schumacher seit dieser Saison Bierlieferant in der Arena ist, wurden die Mitarbeiter des Caterers im Stadion nun in der hohen Kunst des Bierzapfens geschult. Denn in der Vergangenheit zählte das nicht unbedingt zu den Kernkompetenzen der Mitarbeiter, es gab häufig Beschwerden. Manchmal gab es überhaupt keinen Schaum auf dem Bier oder es war viel zu viel davon im Becher. Wichtig ist allerdings nicht nur das korrekte Zapfen, auch über die richtige Glashygiene gab es bei dem Seminar wichtige Informationen. Denn wenn ein Bierglas nicht richtig gespült wird oder noch Reste vom Spülmittel im Glas sind, dann fällt der Bierschaum sehr schnell in sich zusammen und das Bier sieht aus, als ob es schal ist.
In mehreren Gruppen wurden etwa 80 Mitarbeiter geschult. Und Brauerei-Chefin Thea Ungermann fragte erst einmal in die Runde, wer denn noch nie ein Glas Bier gezapft hat. Erschreckend viele Hände gingen in die Luft. „Okay, wir haben also einiges zu tun“, meint Wackers, allerdings ziemlich unaufgeregt.
Als erstes versucht Erfan (23) beim Anstechen des Fasses sein Glück. Wackers gibt vorher lieber den kurzen Hinweis, dass er den Zapfhahn doch besser anders herum halten soll. Und auch das Gummi, das normalerweise über das Ende des Zapfhahns gestülpt wird, vergisst Erfan. Aber damit niemand richtig nass wird, erledigt Wackers diese Arbeiten. „Den Hahn musst du mit ordentlich Pfeffer in den Armen reinhauen.“ Klappt aber nicht so richtig.
Mohammad Akraninia hat schon eine Menge Erfahrung
Als nächstes ist Mohammad Akraninia (22) an der Reihe. Schneller als der Zapfmeister gucken kann ist der Hahn im Fass und das Bier im Glas. „Ich komme von einer Kellner-Verleihfirma. Ich habe das dort schon ganz oft gemacht.“ Einen wichtigen Tipp gibt Wackers aber noch. „Kurz bevor das Glas voll ist muss das Glas ganz leicht abgesenkt werden, um eine perfekte Schaumkrone zu bekommen.“
Als nächstes versucht sich Carmelle Tchachue (24) am Fass. Die junge Frau aus Kamerun hat noch nie in ihrem Leben ein Glas Bier gezapft und deshalb begeht sie auch einen groben Fehler. Sie drückt den Zapfhahn nur halb ins Fass. Deshalb greift Wackers ein, bevor das Bier unkontrolliert rausspritzt. Anfangs fällt ihr das Zapfen sichtlich schwer, doch je länger sie übt, umso schöner sieht das Bier aus. Das gibt auch ein Extralob vom Profi.
Nach einigen Stunden zieht Wackers Bilanz: „Bei manchen sieht man schon an der Körpersprache, dass sie eigentlich keine Lust haben, das zu lernen. Und ein paar hätte ich auch direkt nach Hause geschickt. Aber einige waren richtig gut und die Frauen waren deutlich mehr motiviert. Aber ein guter Zapfer wird man nicht von heute auf morgen. Um perfekt zu sein, braucht man etwa ein halbes Jahr.“