Anklage im Fall Lucan weiter unsicher
Das Landgericht hat immer noch keine Entscheidung gefällt. Viel hängt von der Bewertung eines neuen Gutachtens ab.
Düsseldorf. Über acht Jahre ist es jetzt her, dass die damals 27 Jahre alte Susanne Lucan in ihrer Wohnung in Bilk brutal erschlagen wurde. Im Herbst schien es endlich, als werde ihr Tod doch noch gesühnt: Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen Thomas S., den damaligen Freund des Opfers. Doch auch vier Monate später ist jetzt weiter unklar, ob es jemals zu einem Prozess kommen wird.
Denn das Landgericht muss entscheiden, ob es die Anklage zulässt. Und die steht auf nicht ganz sicheren Füßen. Denn noch immer gibt es kein Geständnis von Thomas S., keinen eindeutigen Beweis, der ihn als Mörder überführt.
Klar ist nur: Am Vorabend ihres Todes war er mit Susanne Lucan zusammen, sie feierten ihren Geburtstag. Er brachte sie sogar ins Bett. Und dann ging er, behauptet der Mann — am nächsten Tag wurde die Leiche der jungen Frau entdeckt. Die Tür zur Wohnung war unversehrt.
Der Verdacht gegen S. begründet sich vor allem darin, dass die Ermittler keinen anderen möglichen Täter finden konnten. Kein Phantom, das kurz nach S. in Lucans Wohnung kam. Und er könnte ein Motiv gehabt haben: S. hatte heimlich eine andere Freundin, ist heute mit dieser Frau verheiratet.
Mit Hilfe neuester Methoden haben Forscher inzwischen den Todeszeitpunkt immer weiter eingegrenzt. Laut Staatsanwalt Christoph Kumpa gilt es jetzt als wahrscheinlich, dass Lucan starb, als S. nach eigener Aussage noch in der Wohnung war. Viel wird nun wohl davon abhängen, ob das Landgericht diese Gutachten für aussagekräftig genug erachtet.
„Die Kammer hat weitere eigene Ermittlungen beauftragt“, sagt Landgerichtssprecher Michael Scholz, ohne weitere Details zu nennen. „Es ist noch unklar, ob die Anklage zugelassen wird. Es zieht sich leider etwas.“ Das liege einerseits am fehlenden Zeitdruck, weil der Beschuldigte nicht in U-Haft sitzt. Zudem sei die Sachlage sehr kompliziert.
Das glaubt Staatsanwalt Kumpa gern: „Die Akte füllt mehrere Kartons.“ Immerhin ermitteln Kripo und Staatsanwaltschaft seit 2004 unablässig. Ob diese Arbeit von Jahren nun dazu führt, dass der Tod von Susanne Lucan letztlich aufgeklärt werden kann, wird doch erst in einigen Monaten entschieden werden. Gerichtssprecher Scholz: „Wenn die Sache eröffnet wird, dann wohl im Sommer.“