Modewoche Von Show zu Show: Düsseldorferin auf der Mailänder Fashion Week

Mailand · Model Anna Hiltrop hat in Mailand ein straffes Programm. Krank werden ist jetzt keine Option.

Das Model Anna Hiltrop geht über eine Straße in Mailand. Fotos: Sabina Kurbegovic/dpa

Foto: dpa/Sabina Kurbegovic

Vier Tage Fashion Week in Mailand. Anna Hiltrop besucht Shows und läuft selbst über den Laufsteg. Vor allem aber knüpft sie Kontakte. Die 24-Jährige aus Düsseldorf will ihre Modelkarriere weiter internationalisieren. Ein Streifzug durch ihre Termine.

Freitagmorgen Anna Hiltrop betritt den Showroom in der Villa Mozart – und der Raum gehört sofort ihr. Die Blicke wenden sich ab von den hier präsentierten Taschen, hin zu der blonden Frau mit dem auffallend schönen Gesicht und den roten Overknee-Stiefeln. Man bittet sie, für Fotos zu posieren. Ein erster Eindruck, was es bedeutet, Anna Hiltrop zu sein.

Sie ist als Gast der Luxusmarke Serapian geladen – und eigentlich todmüde: Am Vorabend kam sie aus Berlin nach Düsseldorf zurück, der Wecker klingelte um 4.00 Uhr, Abflug nach Mailand um 6.30 Uhr. „Ich war in diesem Jahr vielleicht 30 Tage zuhause“, sagt sie. Wintrop ist jetzt 24, seit zwölf Jahren im Geschäft und gerade in einer entscheidenden Karrierephase. „Man kennt inzwischen meinen Namen, ich bin nicht mehr das x-beliebige blonde Model.“

Freitagmittag Im Taxi auf dem Weg zum Showroom von Guitar, eine der wichtigsten PR-Agenturen in Mailand. Hiltrop soll für die Show von Cividini eingekleidet werden. Nicht für den Laufsteg, sie wird in der ersten Reihe sitzen. Die 24-Jährige ist auch Influencerin, auf Instagram folgen ihr 32 000 Menschen. Ein Model müsse auf der Plattform präsent sein, sagt sie. „Man wird beim Casting sofort nach der Anzahl der Follower gefragt.“

Ankunft bei Guitar. Ein kirschrotes Kleid hängt für Wintrop bereit. Es passt. Dazu vielleicht eine Jacke? „Ist der Kragen aus echtem Pelz?“, fragt sie. „Ja.“ „Tut mir leid. Ich trage keinen Pelz.“

Freitagabend Eine Militärakademie in der Via San Luca. Als Hiltrop aus dem Taxi steigt, trägt sie Aigner von Kopf bis Fuß. Sie ist Kooperationspartnerin des Münchner Labels. Das heißt: Sie bekommt regelmäßig Kleidung, trägt sie bei öffentlichen Auftritten postet Fotos davon auf Instagram. Dass ihr gerade zwei weitere Frauen mit dem gleichen Sweatshirt begegnet sind? „Damit habe ich kein Problem“, lacht Hiltrop. Und die Eitelkeit in der Modewelt? „Man sollte sich selbst nicht zu wichtig nehmen.“

Backstage erklärt ihr Aigners Kreativdirektor Christian Beck die Kollektion. Warum läuft Anna eigentlich nicht in der Show? Er zögert kurz: „Mal schauen, vielleicht beim nächsten Mal.“ Mit ihren 1,74 Meter hat Anna Hiltrop kein Laufsteg-Gardemaß. Ihr großes Plus: ein Gesicht mit hohem Wiedererkennungswert. „Puppengesicht“, heißt es oft. Sie mag den Begriff nicht, weiß aber, er könnte ihr Alleinstellungsmerkmal sein.

Samstagmorgen Eine Nachricht von Anna Hiltrop. Ihre eigentlich auskurierte Bronchitis hat sich zurückgemeldet. Ihren Besuch bei der Show von Philipp Plein muss sie absagen. Eine Vorsichtsmaßnahme. Es stehen wichtige Meetings mit Agenturen an. Und am Sonntag muss sie auf den Laufsteg.

Samstagnachmittag Eigentlich ist Hiltrop zu früh dran, doch sie wird sofort zu ihrem Platz im Saal der Cividini-Show gebracht. „Es geht mir gut“, sagt sie. Ihr Husten verrät: eher nicht. Doch sie ist es gewohnt, zu funktionieren. Womit sie sich nicht abfinden will: „Ich hasse es, wenn Menschen mich aufgrund meines Aussehens für dumm halten.“ Dem kann sie ein Einser-Abitur entgegensetzen. Bachelor im Fernstudium „Fashion Luxury & Retail Management“ mit Bestnote. „Ich werde oft unterschätzt“, sagt sie.

Nach der Show Smalltalk mit Piero Cividini. Der Designer sieht sie zum ersten Mal in seinem Kleid. Solche Begegnungen können der Anfang einer Zusammenarbeit sein.

Sonntagnachmittag Ein Innenhof in einem Palazzo in der Via Meravigli. Hier finden Shows jüngerer Designer statt. Anna Hiltrop ist für mehrere gebucht. Gleich in der ersten trägt sie ein Brautkleid, eine weitere Show eröffnet sie. Dann sitzt sie in einem kleinen Raum im Backstage-Bereich vor dem Spiegel. Ein Hairstylist richtet ihr die Haare für den nächsten Auftritt. „Ich bin schon seit 9 Uhr hier.“ Feierabend? Nicht in Sicht.

Es sind noch nicht die großen Shows, die Hiltrop in Mailand läuft. Sie ist erst das zweite Mal dabei. Doch sie hat jetzt wichtige Kontakte geknüpft. Wie sich das auszahlt, wird sie im Februar erleben. Dann ist wieder Fashion Week in Mailand.

(dpa)