Ermittlungen Anti-Terror-Einsätze in NRW: Polizei lässt mutmaßliche Islamisten frei

Düsseldorf · Alarm in NRW: Zahlreiche Spezialeinheiten sind in Düsseldorf, Wuppertal und weiteren Städten im Einsatz. Verdächtige werden festgenommen, kommen später aber wieder frei. Obwohl zumindest einige dem IS nahestehen sollen.

Ein Polizeifahrzeug steht in der Altstadt von Düsseldorf in der Nähe der Kunstakademie. Mit einem Großeinsatz ist die Polizei auch hier gegen mutmaßliche Islamisten vorgegangen.

Foto: dpa/Martin Gerten

Sechs Polizisten in Zivil, aber mit Sturmhauben nehmen einen Verdächtigen fest. „Sie haben ihm die Augen verbunden“, erzählt eine Nachbarin am Tag danach. Erst habe sie gedacht, es sei eine Filmszene, doch dann seien immer mehr Beamte gekommen.

Nicht nur in Essen. Noch in neun anderen Städten Nordrhein-Westfalens und im baden-württembergischen Ulm durchsucht die Polizei am Freitag und Samstagmorgen „Objekte“. Insgesamt elf Männer nimmt sie fest, mutmaßliche Islamisten im Alter von 22 bis 35 Jahren. Der schlimme Verdacht: Sie sollen etwas zu tun haben mit der Vorbereitung eines Terroranschlags.

Es habe eine „grundsätzliche allgemeine Befürchtung“ gegeben, sagte ein Sprecher der Generalbundesstaatsanwaltschaft.

Ermittler prüfen mögliche Verbindungen zum IS

Es gebe jedoch keine Hinweise auf konkrete Ziele oder eine konkrete Tat, betonte er. Die Polizei prüfe demnach mögliche Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS). „Wir vermuten, dass es eine Splittergruppe des IS oder Sympathisanten sind“, sagte Oberstaatsanwalt Daniel Vollmert zunächst.

Gruppe wird vorgeworfen, Waffen und Sprengstoff für einen Anschlag organisiert zu haben

Den Mitgliedern (Laut Staatsanwaltschaft mindestens sechs Personen) der Gruppierung werde vorgeworfen, „entweder als Zelle der terroristischen Vereinigung oder als Befürworter der Ziele dieser Organisation sich Waffen und/oder Sprengstoff verschafft zu haben, um damit in der Zukunft einen noch nicht konkret geplanten Anschlag auf dem Gebiet der Bundesrepublik zu begehen“, heißt es in einer Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft.

Verdächtige werden freigelassen

Später wurde bekannt, dass für die 22 bis 35 Jahre alten Verdächtigen die Freilassung angeordnet wurde. Einige Männer seien bereits wieder auf freiem Fuß, sagte ein Behördensprecher am Mittag. Bei den Durchsuchungen habe man „keinen Sprengstoff und keine Waffen“ finden können.Die Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat liefen aber weiter.

Dass kein Haftbefehl beantragt werde, bedeute, dass kein dringender Tatverdacht bestehe, erklärte der Sprecher weiter. Die Generalstaatsanwaltschaft hatte am Samstagvormittag zunächst von zehn Verdächtigen gesprochen. Am Mittag korrigierte der Sprecher diese Zahl auf elf.

Durchsuchungen in mehreren NRW-Städten - auch in Düsseldorf, Wuppertal und Mönchengladbach

Es hatte Durchsuchungen mit mehreren hundert Beamten und Spezialkräften in Essen, Düsseldorf, Wuppertal, Mönchengladbach, Duisburg, Castrop-Rauxel, Dülmen, Selfkant, Lotte,Leichlingen sowie im baden-württembergischen Ulm gegeben.

In Düsseldorf sei ein Mann am Freitagnachmittag auf offener Straße in der Nähe der Kunstakademie festgenommen worden, sagte Vollmert.

Die Maßnahmen hätten am Freitagmorgen begonnen und bis Samstagmorgen gedauert. „Wegen der möglichen Gefährdung durch Schusswaffen oder Sprengstoff wurden an mehreren Orten Spezialkräfte der Polizei eingesetzt“, teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf mit.

Ein Auslöser der Aktion war die Irrfahrt eines 19-Jährigen

 Einen Zusammenhang mit der Irrfahrt eines 19-Jährigen am Freitag in der Essener Innenstadt sahen die Ermittler nicht. Dieser war am Morgen mit seinem Wagen mit erhöhter Geschwindigkeit unterwegs, Zeugen zufolge auch in einer Fußgängerzone der Ruhrmetropole.

Später erklärte die Generalstaatsanwaltschaft näher, wie es zu den Anti-Terror-Einsätzen gekommen war.

(dpa/red)