Arbeitslose als Not-Erzieher: Kritik an Plänen der CDU

Mehrheit im Rat will personelle Löcher stopfen. Eltern, Opposition und Kitas fürchten Qualitätsverlust.

Düsseldorf. Kinderbetreuung gilt in Düsseldorf als Erfolgsmodell. Aber eine Schattenseite der Entwicklung wird wenig beachtet: Hier wie anderswo entsteht ein Mangel an Erzieherinnen, der bald dramatische Ausmaße annehmen dürfte.

Nun hat die CDU die Initiative ergriffen und möchte Arbeitslose als Aushilfen in die Kindergärten bringen. Ein entsprechender Beschluss wurde, wie die WZ berichtete, mit schwarz-gelber Mehrheit gefasst. Eltern und Erzieher protestieren, befürchten eine Verschlechterung der pädagogischen Qualität.

Stephan Friedel, Ratsherr der CDU, begründet den Antrag: "Wir denken an junge Arbeitslose, die einfache Tätigkeiten verrichten könnten wie Windeln wechseln, sauber machen oder Obst schneiden." Wie das rechtlich oder von der Bezahlung her umzusetzen sei, müsse erst noch geklärt werden. Jedenfalls hofft die CDU, dass einige der Teilnehmer an dem Modell Gefallen an der Aufgabe finden und sich für eine Ausbildung entscheiden.

Sozialdezernent Burkhard Hintzsche: "Zunächst einmal werden wir mit Arbeitsagentur und Arge versuchen, junge Menschen für die Ausbildung zum Erzieher zu gewinnen." Der Weg in den Beruf als Aushilfe sei nur ein Teil davon und würde nach Hintzsches Ansicht mit einem Praktikum von vielleicht einem Jahr beginnen.

Der Sorge, dass hier wenig qualifizierte Menschen auf Kinder losgelassen werden, tritt er entgegen: "Voraussetzung ist auf jeden Fall ein Schulabschluss mit zumindest mittleren Noten sowie soziale und sprachliche Kompetenz."

Die Vorsitzende des Stadtelternrates, Svenja Kruse, dagegen warnt: "Das halte ich für Wahlkampfgetöse, der Vorschlag geht auf Kosten der Kinder." Ihr Verein fordere seit Jahren, die Stadt solle den Vertretungspool aufstocken, weil durch Krankheit in den Kindergärten regelmäßig personelle Engpässe entstünden. Doch es tue sich nichts.

Auch Martina Hilgers, Leiterin der Kita Märchenland in Rath, hält von der Initiative wenig: "Für Reinigung und Küche haben wir schon Hilfskräfte, das Loch ist aber in der pädagogischen Arbeit." Ihre Kollegin von der Kleinen Freiheit in Flingern, Petra Oster, sieht das ähnlich: "Ich kann einer ungelernten Kraft kein Kind zum Wickeln in die Hand drücken." Ihr Fazit zu dem Ratsbeschluss: "Das hat mich erschreckt."

Beide beklagen, dass die Arbeitsbelastung durch das Kitagesetz Kibiz noch gestiegen sei, weil mit dem gleichen Personal mehr Kinder versorgt würden. Richtig sei, dass die Stadt wenig Einfluss auf die Bedingungen für die Kitas habe, das betont auch Stephan Friedel von der CDU. Die Ausbildung sei lang, die Bezahlung später schlecht.

Trotzdem sieht die Fraktionssprecherin der Grünen, Iris Bellstedt, Möglichkeiten bei der Stadt: "Man könnte die Aufstiegsmöglichkeiten verbessern, wenn man Erzieherinnen ermöglicht, in besser bezahlte Jobs in der Verwaltung zu wechseln."

Den CDU-Vorschlag bezeichnet sie als populistisch: "Arbeitslose zu fördern hört sich erstmal gut an. Aber die müssen auch in den Kitas begleitet werden. Und das bedeutet eher Mehraufwand." Stephan Friedel (CDU) will die Kritik nicht gelten lassen. Die Idee sei schließlich auch von Kindergärten selbst an den Rat herangetragen worden.