Armut bedroht jeden fünften Bürger
Stadt legt Bericht zur sozialen Lage vor: Weniger Arbeitslose und Bezieher von Hartz IV. Sorgen machen Senioren und manche Stadtteile.
Insgesamt geht es den Düsseldorfern finanziell gut, ja, wichtige soziale Indikatoren haben sich in den letzten Jahren noch verbessert: „Die Bevölkerungszahl wächst, die Arbeitslosenzahl ist zugleich dennoch leicht gesunken, ebenso die der Hartz-IV-Bezieher“, sagt der für die Stadt-Statistik zuständige Dezernent Christian Zaum. „Aber wenn wir in einzelne Sozialräume und auf bestimmte Bevölkerungsgruppen blicken, dann zeigen sich durchaus auch wachsende Probleme“, relativiert Sozialdezernent Burkhard Hintzsche. Gemeinsam stellten die Beigeordneten gestern den Monitoringbericht zur sozialen Lage in Düsseldorf 2010 bis 2015 vor.
Ein zunehmendes Problem ist vor allem die Altersarmut. Gut 2000 alte Menschen mehr als 2010 sind auf die sogenannte Grundsicherung im Alter angewiesen und Hintzsche macht sich keine Illusionen, dass der Trend sich bald drehen könnte: „Wir müssen uns dieser Personengruppe noch mehr zuwenden, zumal es da nicht nur um finanzielle, sondern oft auch um Einsamkeit und andere psychosoziale Probleme geht.“ Alles in allem beziehen knapp 120 000 Düsseldorfer Rente, durchschnittlich liegt sie bei 966 Euro im Monat.
Und dann ist da das in Düsseldorf seit jeher bekannte Nord-Süd-Gefälle. Während in nördlichen Stadtteilen wie Wittlaer oder Kaiserswerth der Wohlstand (im Durchschnitt) immer noch weiter wächst und gedeiht, sieht es im Süden zum Teil besorgniserregend schlecht aus: In Garath etwa beziehen fast 30 Prozent der Menschen Transferleistungen, in Hassels und Flingern-Süd sind es 25 Prozent, auch in Lierenfeld sieht es nicht wirklich gut aus. Das Gespenst Ghettoisierung sieht Hintzsche indes nicht in Düsseldorf auftauchen, „auch nicht in den nächsten Jahren“.
Insgesamt bekommen in Düsseldorf zum Stichtag 34 132 Bedarfsgemeinschaften mit zusammen 65 500 Menschen „Hartz IV“ (davon 21 % Kinder bis 15 Jahre), das sind 12,9 Prozent — und etwas weniger als noch 2010.
Ein guter Gradmesser für den sozialen Zustand einer Stadt ist die Einkommensverteilung. Rein statistisch gilt freilich, etwas überspitzt formuliert: Wo viel Reichtum, da auch viel Armut. Denn wenn viele Gutverdiener das Durchschnittseinkommen nach oben treiben, bleiben entsprechend mehr darunter. In Düsseldorf gibt es überdurchschnittlich viele Besserverdiener, 37 Prozent der Haushalte haben netto mehr als 2600 Euro im Monat. Am anderen Ende der Skala rangieren 20 Prozent der Einwohner, die über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügen und als „armutgefährdet“ gelten.
Hintzsche freut sich, dass erstmals seit langer Zeit die Zahl der Langzeitarbeitslosen leicht rückläufig ist, was auch der guten Arbeit der vier „i-Punkte Arbeit“ zu verdanken sei, die freie Träger (Awo, Caritas, Diakonie, ZWD) in Rath-Mörsenbroich, Oberbilk-Flingern, Eller-Hassels und Wersten-Holthausen betreiben.
Zwei weitere erfreuliche Entwicklungen: „Düsseldorf altert vergleichsweise langsam, weil wir viel Bildungs- und Arbeitszuwanderung von Studenten bis zum Top-Manager haben“, sagt Zaum. Und: Mehr Menschen suchten zwar eine Schuldnerberatungstelle auf, was die Zahl der Verbraucher-Insolvenzen aber sinken ließ — von 1011 (2010) auf 677.