Auf freiem Fuß: Düsseldorfer gibt beim Barfußlaufen alles
Emanuel Bohlander will eine Akademie für den speziellen Laufstil eröffnen.
Düsseldorf. Ein Typ, der jeden Tag auf dem Sportplatz verbringt, war Emanuel Bohlander noch nie. Erst vor sechs Jahren hat er mit dem Laufen angefangen. „Um abzunehmen“, sagt er. Der Sport macht Bohlander Spaß, doch seiner Gesundheit hat er damals damit nicht unbedingt einen Gefallen getan. Bohlander bekam Probleme mit den Knien und mit der Hüfte. Er musste pausieren, fing wieder an zu Laufen, musste wieder pausieren. „Am Ende konnte ich keine 200 Meter mehr laufen, weil ich solche Schmerzen hatte“, erzählt er.
Dann habe er von einem neuen Trend gehört, dem Barfußlaufen. Bohlander gefiel die Idee, er habe es deshalb mit Zehenschuhen probiert — und sich einen Muskelfaserriss eingefangen. Schließlich nahm er bei einem Coach fürs Barfußlaufen Stunden. „Seitdem habe ich keine Probleme mehr.“
Dass Bohlander das Konzept überzeugt hat, wird klar, wenn er ausholt, um die Hintergründe zu erläutern. Er spricht von Fehlstellungen der Füße, die auch Rückenschmerzen auslösen können, dem Unterscheid von Senk- Spreiz- und Plattfüßen und geht in die Hocke, um zu demonstrieren, was heute viele nicht mehr können: Bei der Übung die Füße auf dem Boden stehen zu lassen, ohne die Fersen zu heben. „Mit Einlagen wird der Fuß nur noch mehr geschwächt. Es braucht aber Training, um ihn wieder aufzubauen.“
Um noch mehr übers Barfußlaufen zu lernen, hat der 31-Jährige schließlich an einem Seminar bei einem Guru der Barfußläufer in London teilgenommen. Seitdem darf er sich „Barefoot Running Coach“ nennen. Um das Ganze auf seriöse Füße zu stellen, hat er außerdem beschlossen, noch eine Heilpraktiker-Ausbildung hintendranzuhängen.
Sein Traum ist es, seinen Job als Tontechniker an den Nagel zu hängen und seine eigene Lauf- und Bewegungsschule aufzumachen. „Mir ist egal, wie viel ich damit verdiene. Ich habe einfach gemerkt, dass es mir riesigen Spaß macht, mit Menschen zu arbeiten und die Fortschritte zu sehen.“
Einige Schüler habe er bereits. Mit ihnen trainiert er unter anderem auch im Fitnessstudio. „Aber das wird nicht so gerne gesehen, vor allem, wenn wir da barfuß unterwegs sind.“
Obwohl er selbst genaugenommen gar nicht barfuß durch den Park laufe, sagt Bohlander, hebt seinen Fuß in die Höhe, der in einer Art Sandale mit sehr, sehr dünner Sohle steckt und wackelt mit dem großen Zeh.
Im Park dreht er seine Runden entweder in den Sandalen oder, falls es zu kalt ist, in speziellen Barfußschuhen. „Mit nackten Füßen durch die Stadt zu laufen, finde auch ich nicht besonders cool.“ Sich nach all den Verletzungen einen anderen Sport zu suchen, daran hat Bohlander nie gedacht: „Für mich ist Laufen wie Meditation.“