Aus der Polizeiakte: Die spannendsten Fälle 2013
Schwere Gewalttaten, aber auch Brände und gewaltige Drogenfunde haben die Ermittler in den vergangenen zwölf Monaten in Atem gehalten.
Düsseldorf. Die letzten Tage eines Jahres sind die Zeit des Zurückblickens und Bilanzierens. Was ist gut gelaufen, was nicht? Zurückschauen werden wohl auch die Ermittler im Düsseldorfer Polizeipräsidium. Auf die großen Kriminalfälle des Jahres 2013. Die Bilanz dabei fällt gemischt auf: Viele schwere Straftaten wurden rasch aufgeklärt; andere geben bis jetzt Rätsel auf.
Brudermorde: In gleich zwei Fällen sind Familien durch schockierende Gewalttaten zerstört worden. Am 5. März erwürgt ein damals 16-Jähriger seinen zwölf Jahre alten Bruder, versucht dann auch noch, seine Mutter zu töten. Der Jugendliche galt stets als Vorzeigekind — doch nachdem sein Vater sich Ende 2011 erhängt hatte, veränderte er sich, zog sich zurück. Von einer „schweren seelischen Abartigkeit“ ist im Prozess die Rede. Er wird zu vier Jahren Haft verurteilt.
Auch im zweiten Fall ist es wohl nicht zuletzt die familiäre Vorgeschichte, die Linda K. (23) zur Mörderin werden lässt: Ihre Mutter nahm sich das Leben — Linda lebte mit ihrem Vater und dessen neuer Frau zusammen. Ihr Stiefbruder Richard (17) wird ihr Opfer — weil sie Stimmen hört, greift sie ihn am 23. Mai in einer Grünanlage in Wersten an, sticht auf ihn ein. Ihr wird im Prozess eine akute paranoide Schizophrenie attestiert, sie kommt in die Psychiatrie. „Es tut mit unfassbar leid“, haucht sie vor der Urteilsverkündung im Oktober.
Babyleiche auf dem Friedhof: Ein weiteres Familiendrama wird bekannt, als Angestellte auf dem Unterrather Friedhof eine Babyleiche finden. Die Spur führt zu einer Frau, die gesteht, das Kind nach der Geburt in Panik in der Badewanne ertränkt zu haben. Sie hatte die Schwangerschaft verdrängt, war von der Geburt überrascht worden. Laut Staatsanwalt Christoph Kumpa steht ein psychiatrisches Gutachten der Mutter noch aus. Dann werde sie möglicherweise angeklagt.
Rätselhafter Tod in der Laube: Am 24. Februar wird die Leiche von Anton R. in seiner Laube in einer Gerresheimer Kleingartenanlage entdeckt. R. wurde erstochen. Der einzige Verdächtige ist Dennis K. (19) — ein Drogensüchtiger, seine Fingerabdrücke sind am Tatort. Doch im Mordprozess gibt es Anfang dieses Monats eine Überraschung: Zeugen sagen, sie hätten R. noch nach dem Zeitpunkt gesehen, zu dem der Beschuldigte ihn erstochen haben sollte. K. wird freigesprochen. „Anhaltspunkte für die Täterschaft anderer Personen haben sich bei den Ermittlungen nie ergeben“, sagt Staatsanwalt Matthias Ridder. Das Verfahren liegt vorerst auf Eis.
Getötet mit 169 Stichen: Weil er 35 Euro für den Besuch einer Prostituierten nicht zahlen wollte, muss Hasan S. am 26. Juni sterben. Petra B. (Name geändert) tötet ihn mit 169 Messerstichen und -schnitten. Doch hinter Gitter muss die Frau dafür nicht — sie leidet nach einem Unfall an schweren Hirnschäden und wird jetzt behandelt.
Tödlicher Kantholz-Schlag: In ganz Deutschland geht der Fall durch die Presse: Am Abend des 4. Oktober kommt es in einer Bahn in Unterrath zum Streit zwischen Massimiliano L. (44) und drei Jugendlichen. Wer den ersten Schlag landet, ist bis jetzt nicht aufzuklären — weil unabhängige Zeugen fehlen. Fest steht: Ein 17-Jähriger trifft L. mit einem Vierkantholz am Kopf. Der Mann stirbt. Es war Notwehr, sagen die jungen Männer. Und die Staatsanwaltschaft kann das bis jetzt nicht widerlegen.
Kiloweise Drogen: Eine unglaubliche Entdeckung machen Ermittler dank eines Tipps am 30. Juni in einem Keller an der Elisabethstraße: 5000 Ecstasy-Pillen, 25 Kilo reines Amphetamin — und genügend Streckmittel, damit der 28-jährige Dealer 300 Kilo verkaufsfertige Drogen unters Volk hätte bringen können. Einer der größten Drogenfunde in Düsseldorf. Große Mengen Marihuana und hunderte Gramm Amphetamine finden die Ermittler im Mai aber auch bei einem 22-Jährigen in Hassels, der einen Online-Shop betrieb und die Drogen auf Bestellung per Päckchen verschickte.
Elf Kilo Cannabis im Wert von rund 50 000 Euro entdecken Polizisten zudem im Juni in einem Kiosk in Gerresheim. Gegen den 24-jährigen Betreiber des Büdchens wird nach wie vor ermittelt.
Sexualdelikte: Großes Aufsehen haben die Vorwürfe gegen einen Polizisten erregt, der im April einen Mann, der einen Fahrraddiebstahl anzeigen wollte, zu sexuellen Handlungen gezwungen haben soll. Der Beamte ist vom Dienst suspendiert worden und inzwischen angeklagt. Laut Landgerichtssprecher Michael Scholz soll das vermeintliche Opfer psychologisch begutachtet werden, Termine für die Verhandlung gibt es noch nicht.
Schockiert haben jedoch auch diese Taten: Eine 26-Jährige wird am 23. Februar an der Lennéstraße in Pempelfort von einem Unbekannten zwischen Autos gezogen und vergewaltigt. Dann nötigt der Täter sie, mit ihm zu einem Spielplatz an der Annastraße zu gehen; dort vergeht er sich erneut an ihr — die Fahndung nach dem Mann läuft noch immer.
Im Oktober soll dann ein 15-Jähriger eine Frau im Grafenberger Wald attackiert und missbraucht haben — der Verdächtige wird gefasst, bestreitet die Tat aber. Im November schlägt ein 17-Jähriger eine Frau am Flinger Broich nieder und vergewaltigt sie. Er verliert seine Geldbörse am Tatort und wird rasch gefasst. Er hat das Verbrechen gestanden, die Staatsanwaltschaft hat bereits Anklage erhoben.