Aus Platzmangel im neuen Atelier: Zwei Künstler zerschlagen ihre Bilder
Simone Lucas und Sven Kroner lieben das Großformat. Weil sie in ein kleines Quartier umziehen mussten, blieb nur noch die Axt. Jetzt stellen sie im Kulturbahnhof Eller aus.
Düsseldorf. 20 Jahre lang hatten Simone Lucas und Sven Kroner ein Atelier in den Böhlerwerken. Es war 600 Quadratmeter groß und diente auch Kollegen wie Arno Bojak, Hobbypop und Ruri Matsumoto als Arbeitsraum. Mit dem Boom auf diesem Areal zwischen Düsseldorf und Meerbusch war klar, dass sie irgendwann dran glauben mussten. Vor drei Monaten war es soweit. Angeblich wegen Einsturzgefahr mussten sie weichen, obwohl die Halle immer noch steht. Sie fanden ein nur noch 180 Quadratmeter großes Atelier gleichfalls auf dem Böhler-Gelände, wenn auch zu einem viel höheren Preis. Das Schlimme aber ist: Sie mussten Bilder vernichten, weil kein Platz für sie da ist.
Beide Künstler lieben Museumsformate. Mit dem Umzug versuchte Kroner, seine alten Bilder zu verschenken. Er erzählt: „Das Lager ist zu klein. Werden die Bilder gerollt, dann ist es eine Hinrichtung auf Zeit. Ich habe dem Museum in Helmond in Nordbrabant ein sehr schönes Werk geschenkt, weil sie schon fünf Bilder von mir besaßen. Aber selbst ein zweites Geschenk wollte man dort nicht annehmen, wegen Lagerproblemen.“
Nun wäre natürlich der Kunstverein oder das Museum Kunstpalast der richtige Ort für die Kunst aus Düsseldorf gewesen, aber im Ehrenhof kannte man bis vor einem Jahr noch nicht einmal den Namen Kroner, obwohl der Künstler Gastprofessor an der berühmten Bauhaus-Akademie war und von wichtigen Galerien in Amsterdam, Leipzig und Berlin vertreten wird. Simone Lucas wird von Rupert Pfab in Düsseldorf betreut.
„Wir haben noch ein Riesenlager mit Arbeiten aus der Studienzeit. Sie sind zu gut zum Wegschmeißen“, heißt es. Dennoch haben sie sich von vielem getrennt. Er: „Es war schrecklich“. Sie: „Es war traurig.“ Auch zwei Werke von Arno Bojak, jeweils 4,5 x 2,4 Meter, mussten dran glauben. Bojak lebt inzwischen in Berlin. Ihm wäre die Fracht zu teuer gewesen, zumal die Riesenformate auf billigem Stoff gemalt sind. Deshalb bat er den einstigen Kommilitonen, sie kurz und klein zu zerschlagen.
Dass die große Kunst dieses Ehepaars kein Schrott ist, lässt sich im Kulturbahnhof Eller bewundern. Sie malen weiterhin Seite an Seite, er auf dem Boden, sie an der Wand. Sie benutzt Ölfarbe, er Acryl.
Ob man sich die Motive des anderen klaut? Dazu sagt Kroner: „Wir haben die gleichen Kinder, fahren zusammen in den Urlaub, wohnen im gleichen Haus und schauen die gleichen Filme. Natürlich hat jeder noch seine Person, aber ein Teil der Erlebnisse sind gleich. Es gibt Anregungen, die ganz natürlich sind.“ Er habe eine Zeit lang Modellhäuser gemalt, die im Atelier herumstanden. Nun tauchen sie bei Simone auf.
Dennoch ist ihre Kunst sehr verschieden. Er geht strategisch vor, plant und baut die Felder in der Polderlandschaft seiner Bilder, bevor er ein merkwürdig surreal anmutendes Schiff dort stranden lässt. Bei ihr verwandeln sich die Motive in Botschaften, Visionen und Symbole, wenn die Mutter den schlafenden Kindern etwas einschenkt oder eine Eule über dem Nachwuchs auf dem Bild wacht.
Mit den Malmitteln ändert sich der Stil. Er erklärt: „In Acrylfarbe muss ich relativ flott sein. Ich könnte nicht zu viel übermalen, denn dann wirkt die Farbe wie Plastik.“ Sie muss bei der Ölfarbe warten, bis eine Schicht trocken ist. Das zwingt zum langsamen Malen, Addieren, Ändern oder gegebenenfalls zum Verwerfen des Motivs. Bei ihm könnten selbst die fantastischen Situationen real sein. Ihre Werke sind Traumbilder. Inzwischen malen die Kinder auch, allerdings zu Hause und nicht im Atelier.
Info: Kulturbahnhof Eller, Vennhauser Allee 85, Ausstellung „Wonderland“ bis 24. Juni, Öffnung: Dienstag bis Sonntag 15 - 19 Uhr. Künstlergespräch 3. Juni, 16 Uhr