Ärger um Bahn-Projekt RRX: Bahn und Bürger streiten in Düsseldorf-Angermund

Düsseldorf · Schwarzbau, Lärmschutz, Genehmigung, Klage: Die Fronten in Angermund bleiben auch beim Bürgerdialog der DB verhärtet. Alle warten auf das Gerichtsurteil.

Der RRX soll irgendwann im 15-Minuten-Takt zwischen Dortmund und Köln auch durch Düsseldorf rauschen. Foto: Marius Becker/dpa

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Die Deutsche Bahn überschrieb ihre Einladung zum Info-Tag und Bürger-Dialog für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) am Freitag mit: „Phase 1 unseres Bauplans: Gut zuhören.“ Blieb nur die Frage, wer da wem zuhören sollte. Nun, zwar durften die Mitarbeiter von DB, VRR und Stadt in der Walter-Rettunghausen-Halle am Angermunder Freiheitshagen ab und an auch sachliche Fragen ganz normal beantworten. Vor allem aber bekamen sie Kritik aus allen Rohren zu hören. Gefüllt wurden die vor Ort insbesondere von der seit Jahren agierenden „Initiative Angermund“ mit ihrer Vorsitzenden Elke Wagner.

Auf Flugblättern und zuvor bei einer Pressekonferenz machte sie noch einmal klar, worum es ihrer Meinung nach geht: „Um die Zukunft unseres Stadtteils, um viel mehr Lärmschutz für uns Angermunder, die seit 50 Jahren unter völlig unzumutbarem Zuglärm zu leiden haben.“ Detailliert führte sie aus, dass es sich schon bei den bestehenden (vier) Gleisen um einen „Schwarzbau“ handele, denn es habe nie den erforderlichen Planfeststellungsbeschluss für diese Bahntrasse zwischen Düsseldorf und Duisburg gegeben. Tatsächlich haben weder das Eisenbahnbundesamt noch die DB bislang eine Genehmigung für den Bau der Gleise samt späterer Elektrifizierung vorlegen können. Schlussfolgerung der Angermunder Initiative: Ohne Genehmigung gibt es auch nicht den von der Bahn beanspruchten Bestandsschutz. Und aktuell könne die DB insofern auch nicht einen neuen Planfeststellungsverfahren isoliert für die zusätzlichen Gleise 5 und 6 einleiten, weil die Gleise 1-4 ja nie genehmigt worden seien.

Nun, wie berichtet, haben die Angermunder deshalb auch schon 2018 Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. Wagner: „Nicht weil wir gegen den RRX sind, der ist an sich ein sehr sinnvolles, gutes Projekt. Sondern weil die DB hier endlich einen wirklich angemessenen Lärmschutz liefern muss, der mindestens die geltenden Immissionsgrenzwerte einhält.“ Und das könne nur mit einer Einhausung der Zugstrecke im Bereich von Angermund gelingen. Die Stadt Düsseldorf jedoch hat es im Rat mit knapper Mehrheit der Ampel von SPD, Grünen und FDP auch abgelehnt, eine solche Einhausung (oder auch Tunnellösung genannt) planerisch weiter zu verfolgen.

Wie lange sich der ohnehin schon Jahre hinter der ursprünglichen Planung herhinkende Start des RRX (der irgendwann einmal im 15-Minuten-Takt zwischen Köln und Dortmund verkehren soll) noch weiter verzögert, wird sehr von dem ausstehenden Urteil zur Klage der Angermunder abhängen.

Die Bahn bekräftigte am Freitag vor Ort ihre Ziele für den „Planfeststellungsabschnitt (PFA) 3.1“ zwischen Kalkum und Angermund. Weil die bestehenden vier Gleise vollkommen ausgelastet seien (das sehen die Angermunder ausnahmsweise genauso), müssen für den RRX zwei zusätzliche auf der Westseite angelegt werden, auch, damit Schnellzüge wie der ICE überholen können. Nur aufgrund dieses Ausbaus ergebe sich für Angermund erstmals ein Anspruch auf Schallschutz. Den will die Bahn mit fünf Meter hohen Wänden beidseits der Trasse auf 3,8 Kilometern und dem „Besonders überwachten Gleis“, das bei Dezibel-Überschreitungen geschliffen wird, schaffen. In Einzelfällen wird auch der Einbau von Schallschutzfenstern in Privathäusern finanziert.