Banz & Bowinkel: Künstler grüßen als Avatare
Das Künstlerduo Banz & Bowinkel aus Düsseldorf zählt zu den wichtigen Vertretern der digitalen Malerei. Nun stellen sie in der Galerie Kunst + Denker aus.
Düsseldorf. Giulia Bowinkel (34) und Friedemann Banz (38) haben sich der virtuellen Kunst verschrieben. Sie hantieren nicht mit Pinseln und Leinwänden, sondern mit Computern und 3D-Programmen. Nun präsentieren sie ihre Werke in der Galerie Kunst + Denker.
Wann sind Sie zu den neuen Medien gekommen?
Bowinkel: Erst nach dem Studium.
Sie haben mehrfach im NRW-Forum mitgemacht. Aber wirken die Ausstellungen dort nicht oft unausgegoren?
Banz: Das ist normal, weil es neu ist. Niemand kennt den richtigen Weg. Die Phase des wilden Experimentierens ist wichtig. Erst im Nachgang wird sich klären, was sich entwickelt hat und wer auf dem richtigen Dampfer war.
Ihre Anfänge waren malerisch. Ging es Ihnen nur darum, Pinsel und Farbe zu ersetzen?
Banz: Am Anfang war die Idee, Malerei zu virtualisieren. Wir wollten sie relativ stupide digitalisieren.
Bowinkel. Der erste Schritt war noch pseudo-digital. Wir tropften Farbe aufs Papier, fotografierten und generierten die Silhouetten im Computerprogramm. Das waren unsere „Postpaintings“.
Wollten Sie Malerei suggerieren?
Banz: Wir benutzten das 3D-Programm, waren aber noch in der Vorstellung verhaftet, die Malerei übersetzen zu wollen.
Der nächste Schritt?
Bowinkel: Wir merkten, dass wir uns in einer Einbahnstraße befanden. Es war alles auch zu umständlich. Uns interessierte das Simulieren.
Womit haben Sie Körper und Räume künstlich erzeugt?
Banz: Mit der Software Realflow simulierten wir den Prozess des Malens. Aber dieses Programm täuschte die Wirklichkeit nur vor. Es enthält sie nicht. Wir merkten aber auch, wie schwierig es für die Betrachter ist, die Dinge aufzunehmen.
Als Betrachterin verwende ich viel Zeit, um hinter Ihre Schliche zu kommen. Das ist doch eigentlich schade?
Banz: Das ist gut so. Aber wir wollten ja die Realität einfangen. Deshalb war unser nächster Schritt das Bodypainting.
Das heißt?
Bowinkel. Wir haben uns selbst mit der Kamera im Raum aufgezeichnet und über die Software daraus einen digitalen Avatar berechnet. Die Figur im Computer bewegt sich mithilfe des Flüssigkeitsprogramms genauso, wie wir uns bewegt haben. Damit kam ein performativer Akt hinzu.
Der Gegensatz zum Video?
Banz: Das Video ist festgelegt. Die Simulation kann ich nach Wunsch ändern. Ich erzeuge also beliebig viele Wirklichkeiten und kann sie auch noch kombinieren.
(Friedemann Banz und Giulia Bowinkel stellen bis 29. Juli in der Galerie Kunst + Denker, Florastraße 75, aus. Foto: Meister)
Wie stehen Sie zur Realität?
Banz: In der Wissenschaft und in der Finanzwelt will man die Wirklichkeit so simulieren, dass sie echt aussieht. Aber sie existiert nicht. Man guckt auf etwas und nimmt es für bare Münze. Aber eigentlich guckt man auf nichts. Der Begriff von Wirklichkeit wird austauschbar. Man kann die Schwarzen in Amerika zu weißen Rassisten werden lassen, und wir glauben daran.
Das hört sich ernüchternd an. Und nun?
Banz: Wir wollen den virtuellen und realen Raum zusammenbringen. Wir wollen wissen, inwieweit die fiktive Wirklichkeit den Menschen beeinflusst. Der virtuelle Raum ist unendlich, nur der Mensch bleibt endlich. Mithilfe von Tools wollen wir den virtuellen Raum oder den Avatar und den Betrachter miteinander verbinden.
Warum gingen Sie jetzt nach Berlin? War Ihnen Düsseldorf nicht genug?
Banz: Die Szene ist viel größer und internationaler als hier. In Foren und Kongressen stellen die Leute ihre Projekte vor. Eine Rechtsanwältin etwa beschäftigt sich mit einer digitalen Währung, die angeblich fälschungssicher ist. Der Austausch ist besser als hier.
Alain Bieber im NRW-Forum war Ihnen nicht genug?
Bowinkel: Er ist sehr offen, das ist seine Stärke. Aber er steht allein. Wir schätzen ihn sehr.