Düsseldorf Beamte immer häufiger Zielscheibe von Gewalt
Mitarbeiter im öffentlichen Dienst protestierten am Burgplatz für einen besseren Schutz.
Düsseldorf. Die Angst fährt bei Jens Megier immer mit. „Dass ich beleidigt und als Vollidiot bezeichnet werde, das ist inzwischen schon Alltag geworden. Darüber regt man sich kaum noch auf.“ Jens Megier arbeitet als Lokführer bei der Deutschen Bahn und sieht sich fast Anfeindungen während der Arbeit ausgesetzt. „Daher macht es auch kaum noch Spaß, diesen Beruf auszuüben.“
Erst in der vorigen Woche haben betrunkene Fahrgäste die Notbremse gezogen. Jens Megier wurde von ihnen anschließend körperlich attackiert. „Doch zum Glück war zeitgleich auch die Polizei vor Ort und konnte die Schläger festnehmen.“
Das Aggressionspotenzial gegenüber Mitarbeitern im öffentlichen Dienst hat stark zugenommen. Deshalb hat sich die Jugendorganisation des Deutschen Beamtenbund NRW, kurz DBB, am Samstag zu einer Protestkundgebung auf dem Burgplatz getroffen, um auf diese gefährliche Situation hinzuweisen.
Auch im Rettungsdienst häufen sich die Angriffe derart, dass die Sanitäter mit stichsicheren Schutzwesten die Opfer von Gewalttaten versorgen. „Das ist inzwischen ein Gesellschaftsproblem geworden, der Respekt gegenüber anderen Menschen ist fast gar nicht mehr vorhanden“, sagt Megier. Vor allem fühlen sich die Mitarbeiter von ihrem Dienstherrn im Stich gelassen.
„Nur etwa jede vierte Tat wird von den Kollegen zur Anzeige gebracht, weil ihnen die nötige Unterstützung fehlt. Der Service-Gedanke ist ja schön, aber manchmal habe ich das Gefühl, die Bahn schenkt denen, die sich daneben benommen haben, noch eine Schachtel Pralinen und einen Reisegutschein“, klagt der 32-Jährige, der schon seit 15 Jahren bei der Bahn arbeitet.
Christian Deckert ist ebenfalls bei der Bahn und seit zwölf Jahren Zugbegleiter. „Vor allem nachts und bei Großveranstaltungen wird man angegriffen. Es ist ja schön, wenn es ein Alkoholverbot gibt, aber wer soll das denn ernsthaft durchsetzen?“
Der DBB fordert daher eine konsequentere strafrechtliche Verfolgung der Täter als Abschreckung. „Zudem wollen wir mehr Unterstützung durch den Arbeitgeber und mehr Personal in sensiblen Bereichen“, sagt Sprecher Markus Klügel. Außerdem soll das Personal besser ausgebildet werden, ein funktionierendes Alarmsystem aufgebaut werden und die Strafgesetze verschärft werden.
„Das alles soll auch dazu beitragen, den Arbeitsplatz öffentlicher Dienst wieder attraktiver zu gestalten, denn wir haben ein massives Nachwuchsproblem“, sagt Klügel. „Und ständige Übergriffe machen den Beruf nicht attraktiver.“