Glücklicherweise nur ein Unglück

kommentar Die meisten Düsseldorfer verstehen die Not der Flüchtlinge

Vielleicht liegt es am Rhein. Der war über Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende, die wichtigste Verkehrsschlagader in Zentraleuropa. Mit anderen Worten: In unserer Gegend gab es immer schon viele Fremde. Und die rheinische Kultur mit ihren Grundsätzen „Läwe on läwe losse“ oder „Jede Jeck is anders“ ist auch ein Ergebnis der Geschichte.

Wie wichtig dieses Erbe ist, zeigt sich aktuell. Während Europa nicht nur in Calais ein jämmerliches Bild im Umgang mit Flüchtlingen abgibt, und Menschen in anderen Teilen der Republik zum Teil Brandsätze auf Unterkünfte werfen, überwiegt hier sehr deutlich das Mitgefühl. Das Mitgefühl für Menschen, die es im Leben nicht so gut getroffen haben. Und denen man nicht mit dem Verdacht gerecht wird, sie seien alle nur aus wirtschaftlichen Gründen gekommen.

Die Behörden prüfen jeden Einzelfall und das ist auch gut so. Täten sie es schneller, gäbe es zwar weniger Probleme mit der Unterbringung. Aber: Jeder Mensch hat ein Recht auf Asyl. Und ein Recht darauf, dass diese Entscheidung sorgfältig getroffen wird. Pauschalurteile werden niemandem gerecht. Siehe Balkanstaaten: Sie gelten teils als sichere Drittländer. Aber für wen sind sie sicher? Auch für ethnische Minderheiten wie die Roma? Genaues Hinsehen lohnt. Und deshalb steht die Sorgfalt bei der Entscheidung vor der Schnelligkeit — und deshalb ist es richtig, dass die Stadt jetzt alles Nötige tut, um den Menschen diese Chance zu lassen. Lange genug hat es gedauert, bis die öffentliche Hand — vom Bund über die Länder bis zu den Kommunen — wach geworden ist.

Eilig werden nun Schulturnhallen als Flüchtlingsunterkünften hergerichtet. Und zur Not muss vielleicht hier oder da der Schulsport für einige Wochen verlegt werden oder ganz ausfallen. Diese Not ist die Not der Menschen, die vielfach ihr Leben riskiert haben, um hierher zu kommen.

Die meisten Düsseldorfer verstehen das — und wollen helfen. Stumpfe Ablehnung ist eine seltene Ausnahme. Und das Feuer in einem Flüchtlingsheim gestern glücklicherweise nur ein kleines Unglück.

Sicher ist: Es werden nicht alle bleiben. Aber die, die bleiben, werden eine Bereicherung für uns alle sein.