Radverkehr in Düsseldorf Streit um Velorouten geht weiter
Grafenberg · Die geplante Strecke von Gerresheim bis Rath stößt bei Anwohnern der Gutenbergstraße auf massive Kritik. Es gibt aber auch viele Radfahrer, die sie geradezu herbeisehnen – inklusive der Einrichtung von Fahrradstraßen.
Die geplante Aufwertung der Radverkehrsverbindungen in Düsseldorf durch die Einführung von vier so genannten Velorouten hat das Herz vieler Radfahrer höher schlagen lassen. Allerdings gab es insbesondere aus der Gutenbergstraße massive Kritik an der Route von Gerresheim bis Rath. Die Anwohner befürchten die einseitige Bevorteilung von Radfahrern, wenn die geplante Fahrradstraße bei ihnen eingeführt wird. Für spielende Kinder sei das eine große Gefahr. Sie würden die Einrichtung einer verkehrsberuhigten Zone und die Verlegung der „Nord-Süd-Route Ost“ auf die Ernst-Poensgen-Allee vorziehen. Ihrem Ärger verschafften die Betroffenen bei dem Politischen Markttag im Wendehammer der Gutenbergstraße massiv Luft.
Jetzt melden sich allerdings auch die Befürworter der Route zu Wort. Für viele Radfahrer seien die geplanten Änderungen inklusive der Einrichtungen von Fahrradstraßen genau die richtigen Maßnahmen auf dem Weg zur Verkehrswende, sagt etwa Cornelia Wendel.
„Wir sind als Radfahrer keine amorphe Masse, wir leben auch hier im Viertel. Vor allem viele radfahrende Kinder nutzen diese Strecke auf ihrem Schulweg, sie haben es verdient, sicherer unterwegs zu sein.“
Die Planung würde die Verkehre entzerren, denn der Kiesweg neben der Gutenbergstraße würde künftig allein von Fußgängern (und nicht wie bisher auch noch von Radfahren) genutzt, während die Radfahrer auf der Straße vor Autofahrern geschützt seien. Die „eigennützigen“ Vorschläge der Anwohner der Gutenbergstraße würden dagegen lediglich ein Partikularinteresse wiedergeben, erklärt Felix Neumann. „Die Veloroute würde quasi eine durchgehende Verbindung von Benrath bis nach Rath schaffen, das wäre für alle enorm wertvoll.“
Eine Verlegung der Route auf die Ernst-Poensgen-Allee, auf der auch Busse und Lkw verkehren würden, sei nicht nur eine Zumutung für Radfahrer, sondern ginge auch an der Realität vorbei, betont Stefan Buschjost. „Radfahrer nutzen immer die kürzeste Strecke, das ist ganz normal. Keiner würde diesen Umweg in Kauf nehmen, sondern trotzdem auf der Gutenbergstraße fahren.“ Außerdem sei die Straße in einem schlechten Zustand, die Umwidmung in eine Fahrradstraße daher eine Chance auch für die Anwohner, unterstreicht Neumann.
Dass Kinder die Gutenbergstraße intensiv als Spielstraße und gerade den Wendehammer für Hockey oder Skaten nutzen würden, hält Jens Heinke für maßlos übertrieben. Vielmehr würden dort falsch parkende Autos die Verkehrssicherheit gefährden. Und: „Der dortige Spielplatz wurde gerade erst erneuert und durch ein Kletternetz aufgewertet. Es gibt keine Notwendigkeit, auf der Straße zu spielen.“
Die Einführung einer verkehrsberuhigten Zone würde außerdem bedeuten, dass auch Radfahrer hier nur noch Schritttempo (7 km/h) fahren dürfen, „das geht an der Realität vorbei“, sagt Cornelia Wendel. Die bestehende Achse würde schon jetzt intensiv von Radfahrern genutzt, diese umzuleiten, wäre rückwärtsgewandt. „Ich glaube ja immer noch, dass der Begriff Fahrradstraße einfach falsch verstanden wird. Autos dürfen dann trotzdem noch durchfahren und auch dort parken. Nur muss halt mehr auf die Radfahrer geachtet werden“, so Wendel.
Keine große Überraschung: Vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) erfahren die Anhänger der Veloroute Rückendeckung: In der Vereinszeitschrift „Rad am Rhein“ verteidigt Matthias Arkenstette die Einführung der Veloroute inklusive Fahrradstraße auf Limburg- und Gutenbergstraße und kritisiert gleichzeitig die Anwohner für ihr Verhalten und die Verwaltung für ihre mangelnde Informationspolitik. Das blieb nicht ohne Replik seitens der Gutenberg-Anwohner. In einem Facebook-Kommentar („Nichts was Sie schreiben stimmt!“) lautet der Vorwurf an den ADFC, eine Neiddebatte lostreten zu
wollen.