Bundestagswahl in Düsseldorf Bäume müssen frei von Wahlplakaten bleiben

Düsseldorf · Die Stadt will die Bäume schützen. Politiker sind skeptisch, ob sich alle daran halten.

Die CDU begrüßt den Vorschlag, Plakate nicht an Bäume zu hängen. Hier an der Fährstraße wurde aber offensichtlich nicht daran gedacht.

Foto: Verena Bretz

Die ersten Gewinner der Bundestagswahl sind Düsseldorfs Straßenbäume: Erstmals dürfen die Parteien ihre Plakate nicht mehr an ihnen festbinden. An stark bepflanzten Straßen wie der Luegallee in Oberkassel führt das zu einem ungewohnten Anblick: Wo sonst von jeder Platane ein Politiker strahlte, hängen nun nur noch an den wenigen Laternen und Pfosten Wahlplakate. „Es ist richtig, dass das Plakatieren unmittelbar am Baum inzwischen untersagt ist“, sagt ein Stadtsprecher. „Diese Vorkehrungen wurden auf Anraten des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes ergriffen, um eine Gefährdung des Baumbestandes durch genutzte und nicht entfernte Kabelbinder auszuschließen.“ Ein weiterer Grund sei, „dass während der Plakatierungszeiten die Überprüfung der Bäume auf Krankheitsbefall oder Standsicherheit teilweise behindert wurde.“

SPD-Ratsherr sieht zahlreiche Verstöße

Die Parteien müssen ihre Stammwähler also ohne Plakate an Baumstämmen ansprechen. Wie die Stadt betont, wurde die neue Regelung schon seit Mitte Juli kommuniziert: „So bestand für alle Beteiligten die Möglichkeit sich bereits im Vorfeld auf die Änderungen einzustellen“, heißt es aus der Verwaltung.

„Wir finden das absolut in Ordnung“, sagt Düsseldorfs CDU-Chef Thomas Jarzombek. Er kandidiert im Wahlkreis 106 und will wieder in den Bundestag einziehen. Gefühlt sieht man sein Gesicht – auch ohne Baum-Plakate – im Norden der Stadt an jeder Ecke. Tatsächlich sagt Jarzombek aber: „Wir haben unsere Plakatanzahl aus ökologischen Gründen halbiert.“ Die Düsseldorfer seien ohnehin „von zu vielen Plakaten genervt.“ Seine Partei setze verstärkt auf das Internet – Facebook und Instagram.

Aber achten auch alle Wahlkämpfer auf das Baumverbot? SPD-Ratsherr Martin Volkenrath hat Zweifel: „Wenn ich es richtig sehe, sind wir die einzigen, die sich daran gehalten haben.“ Seine Partei hat nach eigenen Angaben 5000 Plakate in der Stadt verteilt – „und wir haben uns akribisch an die Vorgabe gehalten, obwohl es schon ein ziemlicher Kraftakt war, die Plakate woanders anzubringen“, so der Ratsherr.

Volkenrath sieht bei den von ihm beobachteten Plakatier-Verstößen die Stadt in der Pflicht: „Um ernst genommen zu werden, muss das Ordnungsamt reagieren.“