„Bei mir stirbt kein Bienenvolk“
Dieter Weinkauf bietet auch Kurs an.
Düsseldorf. Sie gilt als der Bösewicht schlechthin, wenn es ums Bienensterben geht: die Varroa-Milbe. Der Düsseldorfer Imker Dieter Weinkauf hält die große Aufregung um das scheinbar unvermeidbare Bienensterben jedoch für hausgemacht. Er ist überzeugt, dass es verhindert werden kann — wenn viele seiner Kollegen auf ein anderes „Betriebssystem“ umsteigen würden.
Dieter Weinkauf beschäftigt sich seit vier Jahren als Imker mit der Haltung, Vermehrung und Züchtung von Honigbienen und hat mittlerweile 60 Bienenvölker in Itter, Hamm und im Hafen. „Wenig Einsatz bringt wenig Erfolg! Viele Imker betreiben keine Wabenhygiene und haben ihre Völker zu schwach eingewintert“, erklärt der Experte. Der 53-Jährige hat seine Imker-Kenntnisse beim Bienenwissenschaftler Gerhard Liebig in Bochum erlernt. „Meine Haltungsform ist arbeits- und kostenintensiv, aber effektiv und vor allem artgerecht. Bei mir stirbt kein einziges Bienenvolk“, betont Weinkauf.
Mit organischen Säuren wie Milchsäure, Ameisensäure und Oxalsäure wird er der Milbenplage Herr und eine Reihe von Präventivmaßnahmen verhindere die Ausbreitung der Parasiten: So sei es wichtig, dass jedes Jahr ein Drittel des Wabenbaus erneuert werde, damit sich kein Bienenkiller einnisten könnte. Außerdem sollten die Futtertaschen vor dem Winter mit Weizensirup gefüllt werden: „Dieser Sirup ist ballaststoffarm, folglich müssen die Bienen im Winter nicht viel abkoten. Kot ist der Nährboden für Bakterien und Keime.“ Und ein eingewintertes Völkchen könne nur überleben, wenn es mindestens 5000 Tiere zähle.
Rund 250 Imker gibt es in Düsseldorf, die meisten davon haben nur einzelne wenige Bienenvölker. Mit seinem Projekt „Gesunde, starke Bienenvölker für Düsseldorf“ will Weinkauf frischen Wind in das Imkereiwesen pusten: „Wir wollen die Düsseldorfer für die Bienen sensibilisieren und zum Imkern aktivieren. Denn Bienen produzieren nicht nur Honig, sondern bestäuben auch viele Gemüse- und Obstsorten.“ Ohne Bienen würden Nüsse, Äpfel, Spargel, Broccoli, Sellerie und Co rar. Und auch Zitrusfrüchte, Pfirsiche, Kirschen und Erdbeeren sind auf die Befruchtung der fliegenden Arbeiterinnen angewiesen. So bietet Weinkauf Unternehmen wie Privatpersonen Miet-Bienenvölker mit einer Laufzeit von einem Jahr an.
Das kostet 179 Euro im Monat: „Wir kümmern uns um die Pflege der Bienen und füllen auch die gesamte Honigernte in Gläser ab, das sind bis zu 30 Kilo Honig.“ Weinkauf hofft, dass Firmen oder Hausgemeinschaften sich für dieses Projekt begeistern lassen. „Eigener Honig mit dem eigenen Label — ich habe schon einige Anfragen“, sagt der Imker. Wer weniger investieren will, kann eine Bienenpatenschaft übernehmen, die bringt eine Urkunde und neun Gläser Honig und kostet ab 49 Euro. Und dann will Weinkauf im nächsten Frühjahr wieder seinen Jungimker-Kurs anbieten und lehren, wie man allein mit der richtigen Anwendung organischer Säuren die Milbenplage los wird und warum der Einsatz von Präparaten der Pharmaindustrie überflüssig und gefährlich ist. „In diesem Jahr war der Lehrgang mit 25 Teilnehmern ausgebucht und die Jungimker so ambitioniert, dass sie gleich den Verein Rheinbiene gegründet haben.“