Bestattung: Eine letzte Ruhestätte für Tiere
Auf dem Kleintierfriedhof am Aderräuscher Weg tragen Düsseldorfer seit zehn Jahren ihre treuen Begleiter zu Grabe.
Düsseldorf. Kräftig grünes Efeu umrankt die schulterhohe Steintafel am Eingangstor. „Der Hund bleibt dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde“, steht dort. Nur wenige Schritte dahinter reihen sich kleine Grabstätten. „15 Jahre lang hatte ich mit meinem Julchen so viel Freude“, sagt Maria Schneider (Name geändert) und wischt sorgfältig über die graue Steineinfassung. „Das bin ich dem Tier einfach schuldig.“
Seit zehn Jahren werden am Aderräuscher Weg Kleintiere beigesetzt. Rund 500 Hunde, Katzen, Hamster, Vögel und Ratten fanden auf dem Areal neben dem Südfriedhof, das halb so groß ist wie ein Fußballfeld, bereits ihre letzte Ruhe. „Die Nachfrage nach Tierbestattungen hat in der Vergangenheit zugenommen. Bis zu fünf Tierhalter lassen sich im Monat von uns beraten“, sagt Katrin Porysiak, Sprecherin des Düsseldorfer Tierschutzvereins, der das Projekt mit dem Münsteraner Kleintierfriedhof im Juni 2001 ins Leben rief. Magret Doege, die Inhaberin der Friedhofsgärtnerei, pachtete die Ruhestätte.
„Die Trauer der Angehörigen ist genauso groß wie bei verstorbenen Menschen“, sagt die 56-Jährige, die auf ihrem Bauernhof in Volmerswerth selbst Hunde und Katzen hält. „Eine Tierbestattung findet aber ohne Redner statt.“ Zudem werde auf religiöse Symbole verzichtet. Die Floristin betont, dass ihre Kollegin Ursula Nyzak die Zeremonien äußerst sachlich durchführt.
„Ich hebe die Grabstätte aus, lege das Tier in einen Kiefernsarg und lasse es in die Erde hinab“, erklärt Nyzak. „Danach gebe ich den Menschen Zeit. Manche bleiben eine halbe Stunde am Grab und weinen.“ Anschließend werde gemeinsam zugeschaufelt.
„Aktiv zu werden hilft bei der Trauerbewältigung“, glaubt Doege. „Man darf nicht unterschätzen, dass die Menschen ein Familienmitglied verlieren.“ Ein Kind sei nach der Beerdigung seines Hundes täglich an den Aderräuscher Weg gekommen — ein Jahr lang.
Je nach Tiergröße kostet die Liegegebühr für vier Jahre bis zu 850 Euro (großer Hund), die Beisetzung ohne Abholung 95 Euro. „Die Hälfte der Angehörigen verlängert die Laufzeit“, sagt Doege. Nur jeder Zehnte lasse das Grab kostenpflichtig pflegen. Die Gestaltung schreibt die Friedhofssatzung vor — Kitsch gibt es nicht.
Stattdessen zieren bunte Stiefmütterchen und blühende Narzissen die bis zu einem Quadratmeter großen Ruhestätten, die zum Teil im Schatten von Kiefern und Buchen liegen. „Die Angehörigen können natürlich Bilderrahmen, Statuen oder kleine Gedenksteine aufstellen“, sagt Doege.
Auf einem Steinherz steht „Stärker als der Tod ist die Liebe“ — für manche ist der treue Begleiter eben mehr als nur ein Haustier.