Düsseldorf-Flingern Bildband über Flingern: Bilder erzählen Stadtteil-Geschichte
Weit über 100 alte Fotos sammelte Autor Thomas Bernhardt für ein Buch über Alltag, Feste und Gebäude in Flingern.
Düsseldorf. Ruinen, Hinterhöfe, das einst topmoderne 50er-Jahre-Hochhaus an der Grafenberger Allee/Ecke Herrmannstraße — Flingern-Kenner Thomas Bernhardt hat Schwarzweißfotos mit diesen und anderen Motiven gesammelt. Weit über 100 Bilder stellten ihm Bewohner des Stadtteils für einen Bildband zur Verfügung, der nun unter anderem in der Buchhandlung Regenbogen an der Lindenstraße 175 erhältlich ist.
Wenn man beispielsweise das Foto von dem Bürohochhaus an der Grafenberger Allee betrachtet, das kurz nach Fertigstellung des mittlerweile ja etwas in die Jahre gekommenen Gebäudes entstanden ist, fällt auf, wie futuristisch es damals erschienen sein muss. Die alte Straßenbahn, die daran vorbeifährt und die buckeligen Autos, die davor parken, bilden einen klaren Kontrast zwischen Altbestand und Aufbruch in die architektonische Moderne des 20. Jahrhunderts.
Die Bewohner von Flingern, darunter auch WZ-Leser, hätten ihm nicht nur die Privatfotos anvertraut, sondern — bei Kaffee und Kuchen — auch die Geschichten dazu, berichtet Bernhardt. Darum ist kein bloßes Sammelsurium an Schnappschüssen entstanden, sondern ein Buch mit recht ausführlichen Textteilen und informativen Bildunterschriften. An die alte Zeit erinnern auch Schriftzüge, wie der des Kinos „Titania“ an der Lichtstraße 69-71, wo sich heute ein Supermarkt befindet.
Lebendig wird das Buch auch durch die Menschen, die auf den Bildern zu sehen sind, etwa festlich gekleidete Kinder auf Pfarrfesten, die oft unter freiem Himmel gefeiert wurden. Ohnehin lassen die Fotografien vermuten, dass vieles draußen stattgefunden hat.
Das kann Bernhardt sogar selbst bezeugen, ist er doch in Flingern aufgewachsen. „Es ist deutlich geworden, was Flingern ausmacht, und dazu gehört auch das Spielen im Hinterhof“, sagt der Autor, der sich noch gut daran erinnern kann, wie einfache Höfe zu Abenteuerspielplätzen wurden. Doch die Zeiten hätten sich geändert, und man sehen Kinder heute weniger draußen herumtollen. Er erinnere sich auch noch gut an die Freizeit in Schrebergärten gegenüber der Müllverbrennungsanlage.
Neben den üblichen Szene-Stadtführern, Reiseführern, Chroniken oder Insider-Broschüren soll das Buch sozusagen eine Plattform von Einwohnern in Flingern für Düsseldorf und seine Besucher sein, geprägt von kleinen Geschichten und Anekdoten im Schatten der großen Stadtgeschichte. „Mich interessieren die Menschen und ihr Alltag“, sagt Bernhardt. Wie „menschelt“ dieser Stadtteil Flingern, der von anderen Düsseldorfern mit guten wie auch schlechten Vorurteilen bedacht werde.
Schließlich entstand ein buntes Flingern-Mosaik mit Einblicken in diesen Stadtteil, die sogar den Autor überrascht haben, der die Gegend so gut kennt, dass er mit Grundschul-Klassen stadtteilgeschichtliche Exkursionen und Rallyes unternimmt. Freilich sind nicht alle Straßen, Firmen oder bekannten Persönlichkeiten aufgeführt. Aber das war auch nicht das Ziel. Bernhardt: „Die Buch-Idee bestand ja darin, Bilder von Flingern-Bewohnern zu erhalten und die passenden Geschichten zu notieren, ohne genaue Vorgaben zu machen.“
Flingern erzähle sozusagen über sich selbst. „Da möchte ich nicht korrigierend eingreifen und ‚Fehlendes’ einfügen.“ Vielleicht habe es sogar seine eigene Bedeutung, dass Manches nicht von den Bildgebern erwähnt wurde.