„Bilk auf der Rolle“ — und die Geschäfte sind geschlossen?
Verdi klagt erneut gegen Sonntagsöffnung, Geschäftsmann will sich möglichem Verbot widersetzen.
Düsseldorf. Vlado Tomic ist 65 und seit kurzer Zeit Rentner. Jetzt kämpft er gegen Krankheiten und weiß es zu schätzen, Dinge in Ruhe anzugehen. So wie gestern in Bilk den Einkaufsbummel mit seiner Frau. Sonntagsöffnung kommt für ihn nicht in Frage. „Die Menschen arbeiten an ihrem freien Tag für wenig Geld, nur damit die Geschäfte Umsatz machen. Das finde ich ganz und gar falsch.“ Das sieht die Gewerkschaft Verdi genauso und hat angekündigt, gegen die von der Stadt genehmigte Sonntagsöffnung in Bilk und Unterbilk am 11. Juni zu klagen. Schaffrath und die Arcaden wollen ihre Geschäfte öffnen, ebenso eine Reihe von Läden in Unterbilk.
Verdi-Geschäftsführerin Stephanie Peifer kritisiert, dass wieder mal die für Sonntagsöffnungen erforderliche Prognose über die Besucherströme fehle. Und: „Diese Sonntagsöffnung anlässlich des Stadtteilfestes ist im Hinblick auf die räumliche Ausdehnung nicht gerechtfertigt.“ Das Fest, gemeint ist „Bilk auf der Rolle“, sei „maßgeschneidert für die Betreiber der Arcaden“, schließlich finde es teilweise im Einkaufszentrum selbst statt. Verdi betont, dass Sonntagsöffnungen aufgrund klarer Kriterien möglich seien. Peifer: „Werden sie eingehalten, sind unsere Klagen überflüssig.“ Ganz anders sieht das wenig überraschend Simone Schwan vom Düsseldorfer Einzelhandelsverband: „Wir verstehen die Haltung von Verdi überhaupt nicht. Das Bilker Fest ist seit Jahren etabliert, es wird von der Stadt ebenso unterstützt wie etwa vom Bilker Schützenverein, außerdem findet parallel auch noch das Florapark-Fest statt.“ Merkwürdig sei zudem, dass die Klage erst jetzt, kurz vor dem verkaufsoffenen Sonntag, eingereicht werden solle, schließlich stehe der Sonntagstermin seit über einem halben Jahr fest. Schwan: „Den Händlern ist vor allem Planungssicherheit wichtig.“ Verdi wiederum kündigt an, die für die Adventszeit geplanten „offenen“ Sonntage schon jetzt gerichtlich überprüfen zu lassen. Dennis Stopa, Centermanager der Arcaden in Bilk, interessiert zunächst nur der 11. Juni. Er wartet auf die Reaktion der Stadt, geht aber erst einmal davon aus, dass das Einkaufszentrum öffnet.
„Warum sind auch die inhabergeführten Geschäfte betroffen?“ fragt Carsten Heinrichs. „Ich stehe alleine am Sonntag im Geschäft.“ Ihm gehört der Modeladen „Jacke wie Hose“ an der Bilker Allee. „Ich ärgere mich schwarz über das Verhalten von Verdi“, sagt Heinrichs mit Blick auf die Konkurrenz im Internet und in den Niederlanden, wo es flexiblere Sonntagsöffnungszeiten gibt. „Falls Verdi mit der Klage durchkommt, behalte ich mir vor, mein Geschäft am 11. Juni trotzdem zu öffnen.“
An Verdi hat er einen Protestbrief abgeschickt, in welchem er den Gewerkschaftern „symbolisch Hausverbot“ erteilt. Ganz auf dieser Linie liegt die FDP. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die Vorsitzende in Düsseldorf, kämpft schon lange für liberale Öffnungszeiten: „Ich hoffe, eine CDU-FDP-Landesregierung kippt das Ladenöffnungsgesetz zügig“, sagt sie.