Düsseldorf Brände: Wie sicher sind Düsseldorfs Fassaden?
Feuerwehr rettet zehn Menschen in Oberbilk. Wegen mangelndem Brandschutz muss aber kein Haus evakuiert werden.
Düsseldorf. Nur knapp entgingen die Mieter eines Wohnhauses in Oberbilk in der Nacht zu gestern einer Katastrophe. Zehn Personen, darunter ein zwölf Monate altes Baby, wurden von der Feuerwehr bei einer dramatischen Rettungsaktion in Sicherheit gebracht. Das Feuer fällt mitten in eine Diskussion um Brandschutz in Wohnhochhäusern, die der verheerende Brand in London ausgelöst hatte. Und aus der die Stadt Wuppertal harte Konsequenzen zog, indem sie aufgrund gravierender Brandschutzmängel ein Wohnhaus mit 72 Mietern evakuierte.
In Frankfurt fordert die Feuerwehr jetzt besseren Brandschutz nicht nur für Hochhäuser, sondern auch für flachere Gebäude — als wie das in Oberbilk. In Düsseldorf prüfen Bauaufsicht und Feuerwehr Hochhäuser laufend, teilte die Stadt auf WZ-Anfrage mit. Da es bisher keine Anhaltspunkte für Gefährdungen wie in London gebe, stünden hier keine Evakuierungen an. Man werde nunmehr aber ein verstärktes Augenmaß auch auf die Fassaden richten.
Laut Stadt gibt es in Düsseldorf aktuell 215 Hochhäuser (dazu zählen Gebäude, bei denen der Fußboden des obersten Geschosses 22 Meter über der Geländeoberfläche liegt). Bisher seien in Düsseldorf keine Fälle bekannt, in denen mit den Verbundplatten wie in London gearbeitet wurde.
Generell ist in Baugenehmigungsverfahren auch die Fassade Bestandteil des Brandschutzkonzeptes, das ein Sachverständiger aufstellt. Die Feuerwehr Düsseldorf wendet sich schon länger gegen die Verwendung von brennbaren Baustoffen an Fassaden. Im Bau muss der Bauherr über Fachbauleiter nachweisen, dass er nur genehmigtes Material eingebaut hat. Sollte er von den Vorschriften abweichen, müsste er dies beantragen und Kompensationen vorschlagen. „Stellen Bauaufsicht oder Feuerwehr Mängel fest, wird die Herstellung sicherer und rechtmäßiger Zustände eingefordert“, sagt Stadtsprecher Michael Frisch.
In einem Hochhaus an der Potsdamer Straße in Hassels gab es vor Jahren immer wieder Brände, die indes meist durch Gerümpel im Flur ausgelöst wurden. 2011 verpflichtete die Stadt den Eigentümer zur Bestellung eines Brandschutzgutachtens und dessen Umsetzung.
Auch der Düsseldorfer Mieterbund fordert angesichts der Londoner Katastrophe eine genaue Überprüfung von Hausfassaden durch die Bauaufsichtsbehörden. „Um festzustellen, ob im eigenen Wohnhaus brennbare Materialien verwendet wurden, sollten sich Mieter zunächst an ihre Vermieter wenden, wenn es da keine Klärung gibt, an die Stadt“, rät der Vorsitzende Hans-Jochem Witzke.
Zurück zum aktuellen Feuer in Oberbilk. „Wir haben im Erdgeschoss geschlafen, als meine Tochter plötzlich den Rauchmelder hörte“, schildert Aka Sapaz, was sich gegen kurz nach vier Uhr im Altbau an der Kölner Straße abspielte: „Als wir die Tür zum Treppenhaus aufmachten, war schon alles schwarz.“ Die Familie konnte sich durchs Fenster nach draußen retten. Da allerdings brannte die hölzerne Treppe im Flur schon lichterloh, der Rauch zog bis ins Dachgeschoss. Ein 59-Jähriger Mieter im dritten Stock stürzte sich in Panik aus dem Fenster. Er wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Sapaz: „Mein Schwager hat noch mit einem anderen Mann versucht, eine Decke für ihn aufzuspannen. Doch da war es schon zu spät.“ Der kleine Hund des 59-Jährigen kam in den Flammen um. Für zehn Bewohner (darunter das Kleinkind) in den oberen Geschossen war der Fluchtweg durch die Flammen abgeschnitten. Sie wurden von der Feuerwehr mit der Drehleiter ins Freie gebracht. Neun Personen kamen mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Das Haus ist vorerst nicht mehr bewohnbar, die Mieter kamen zum Großteil bei Verwandten unter. Den Schaden schätzt die Feuerwehr auf 200 000 Euro. Völlig unklar ist die Brandursache — die Kripo ermittelt.