Düsseldorf Buden unter massiver Bewachung
Reaktionen auf Berlin: Schwer bewaffnete Polizisten an den Zufahrten in die Altstadt, stilles Gedenken auf den Weihnachtsmärkten.
Düsseldorf. Um 12 Uhr wurde es am Dienstag ganz still auf dem Weihnachtsmarkt am Rathaus. Die große Tanne leuchtete nicht, die Musik war — wie den ganzen Tag über — aus. Oberbürgermeister Thomas Geisel und die gesamte Stadtspitze stand mit gesenktem Kopf da. Auf allen Weihnachtsmärkten waren Händler und Besucher aufgerufen, fünf Minuten lang still der Opfer von Berlin zu gedenken.
Nachdem sich OB Geisel als Erster in das Kondolenzbuch im Rathausfoyer eingetragen hatte, blickte er zurück auf den Abend zuvor. „Das Erste, was mir durch den Kopf geschossen ist, war: Was bedeutet das für unseren Weihnachtsmarkt hier?“ Dass er am Dienstag geschlossen bleiben könnte, stand aber wohl nie zur Debatte. Eine konkrete Gefährdung für Düsseldorf liege nach den bisherigen Erkenntnissen nicht vor, hieß es von der Polizei. Das Sicherheitskonzept wurde aber noch am Morgen angepasst. „Wir stehen in engem Austausch mit allen Sicherheitsbehörden und werden alles tun, um für die Sicherheit auf den Weihnachtsmärkten zu sorgen“, sagte Polizeipräsident Norbert Wesseler.
Die Polizeipräsenz wurde deutlich verstärkt, Doppelstreifen mit Schutzwesten und Maschinenpistolen patrouillierten über die Märkte. Vor allem aber wurden sie an den Zufahrten für Autos zur Altstadt postiert — am Bolker Stern etwa und am Burgplatz vor dem Riesenrad — und kontrollierten dort Fahrzeuge. Man wolle Einzelheiten des Konzeptes nicht verraten, aber Zufahrtsstraßen seien in der Tat im Fokus, hieß es aus dem Präsidium. Die Düsseldorf Marketing & Tourismus GmbH (DMT) als Veranstalterin stelle ihr Sicherheitskonzept für die Märkte allerdings nicht noch einmal auf den Prüfstand, sagte Sprecher Roman von der Wiesche.
Bei der Stadt indes macht man sich schon Gedanken um mögliche Maßnahmen in der Zukunft. So kann sich OB Geisel zusätzliche Poller, wie sie bereits nach dem Anschlag in Nizza für Großveranstaltungen diskutiert wurden, durchaus in Düsseldorf vorstellen: „Dort, wo exponierte Stellen sind, ist das überlegenswert.“ Nur dürften dadurch keine Polizeieinsätze oder Rettungsfahrzeuge behindert werden. Mit Blick auf 2017 sagte er: „Dass die Tour de France ein Riesen-Sicherheitsthema ist, ist uns bewusst.“ Die Planung von Maßnahmen werde ständig angepasst.
Der Betrieb auf den Weihnachtsmärkten in der City kam am Dienstag Nachmittag nur langsam in Schwung. Die Frequenz habe abgenommen, sagte Horst Thomas vom Crêpe-Stand am Carsch-Haus. „Es ist nichts los!“, sagte gar Sascha Held, der auf dem Sternchenmarkt Craft Beer verkauft. Er selbst macht sich aber wenig Sorgen: „Man sollte sich nicht ins Bockshorn jagen lassen“, findet er. Und so sahen es dann auch immer mehr Menschen, die gegen Abend in die Budengassen strömten. „Ich will mir die Freude am Leben nicht nehmen lassen“, erklärte Gary Purcell, der mit seiner ganzen Familie unterwegs war. „Wir haben nur komisch geguckt, als wir die Polizisten in voller Bewaffnung gesehen haben.“ Auch Gisela Graumann aus Neuss sagte: „Wir haben beschlossen, uns nicht zu verstecken.“
Wie sie hat Freundin Inge Baumann Vertrauen in die Polizei: „Ich denke, da wird alles getan — aber 100-prozentige Sicherheit gibt es ja nicht.“ Ebenso sahen es Jens Rosemann und Daniel Kunze aus Osnabrück: „Wir genießen trotzdem. Es ist schrecklich — aber so etwas kann nun einmal überall passieren.“ Sie standen mit vielen weiteren Menschen am Dienstagabend am Glühwein-Stand von Sandra Hollender auf dem Engelchen-Markt. „Es ist Gesprächsthema — klar“, sagt sie. Aber die Düsseldorfer ließen sich nicht einschüchtern — auch Absagen von Reisebussen aus dem Ausland gibt es laut DMT bislang nicht. Jetzt hoffen Sandra Hollender und alle anderen Händler auf ein sicheres Geschäft bis zum 23. Dezember.