Düsseldorf Ideen für Viertel am Vogelsanger Weg
Sechs Architekten diskutierten ihre Entwürfe mit den Anliegern.
Düsseldorf. Das 26 Hektar große Gebiet beiderseits des Vogelsanger Wegs in Mörsenbroich wird hauptsächlich gewerblich genutzt. Da es nahe des Flughafens liegt, werden kostbare Freiflächen wie der Derendorfer Schützenplatz als kommerzielle Parkplätze vermietet. Es gibt Hochhäuser, Ateliergebäude, Kleingärten, Dienstleister und einen Supermarkt. Ein idealer Standort also, auch von den Verkehrsanbindungen, wären nicht der Nördliche Zubringer und die Münsterstraße zu laut für eine reine Idylle.
Nun soll ein städtebauliches Gutachterverfahren das Gebiet zum Wohnen und Arbeiten tauglich machen. Bei der öffentlichen Anhörung in der Heinrich-Heine-Gesamtschule führten Architekten, Eigentümer, Verwaltung und Anlieger drei Stunden lang eine beispielhafte Diskussion. Dabei sprach Architekt Christian Heuchel von einer „Vogelsanger Kö“.
Die neue Planungsdezernentin Cornelia Zuschke animierte nicht nur die Zuhörer zum Reden, sondern lief auch in der Pause durch die Reihen und ermunterte die Eigentümer zum Mitmachen. Sie redeten schließlich gleichfalls und trugen ihre Wünsche vor.
Zunächst hatten die sechs Büros aus dem Gutachterverfahren das Wort. Während ihrer Ausführungen hielt der Moderator Thomas Scholle aus Dortmund eine Stoppuhr in der Hand und Kärtchen in die Höhe, wenn eine Rede auszuufern drohte.
Das Büro Sweco aus Rotterdam machte gleich eingangs klar, dass der Entwicklungsprozess vom Gewerbe ins Mischgebiet lange dauern werde. Ein Hauptkritikpunkt galt dem Vogelsanger Weg selbst, der in einer Sackgasse endet. Er müsse mit der Opitzstraße verbunden und zu einem Rundweg ausgebaut werden. Im denkmalgeschützten Gebäude des italienischen Architekten Ettore Sottsas, derzeit ein Design-Outlet, müsse man sich schon bald neue Nutzungen überlegen. In der Umgebung könnte es Biergärten und Aufenthaltsräume geben.
Cobe, Berlin, analysierte minuziös das vorhandene „Mikro-Quartier“. Am Zubringer schlägt das Büro eine „markante“ Blockstruktur für urbanes Wohnen und Arbeiten“ vor, wobei die Gebäude am Zubringer auch höher als jetzt sein könnten. Das Zentrum soll ein Stadtplatz sein, mit Appartements und Ateliers im Erdgeschoss. Die Badmintonhalle (im Besitz der Schützen) müsse allerdings umgesiedelt werden.
„Dieses Gebiet wurde scheinbar vergessen“, meinte Christian Heuchel von Ortner & Ortner. Er sah einen Stadtplatz vor dem Memphis-Gebäude, plant in dessen Umgebung ein Bürgerhaus, eine Kita und ein Pflegeheim. Die Badmintonhalle möchte er durch kleinere Nachbarbauten besser integrieren.
Das Büro Rheinflügel Severin macht sich stark für ein „kompaktes Stück Stadt“ mit 1440 Wohnungen und 80 000 Quadratmetern Gewerbeflächen. Den Schützenplatz möchte Severin beibehalten, aber zugleich in einen Quartiersplatz verwandeln.
Die Eigentümer machten den Stadtplanern immer wieder klar, dass sie noch einige Jahre als Gewerbetreibende arbeiten möchten. Sie würden auch weiterhin Verkehr erzeugen und müssten Tag und Nacht anliefern können.
Gelobt wurde das Büro Cobe für die differenzierten Pläne für Alt und Jung. Diskutiert wurde der Vorschlag von Ortner & Ortner nach einer „harten Schale und einem weichen Kern“: Ob die Innenhöfe dazu wirklich taugen? Bei Severin gab es Lob für das Bürgerhaus und die Kita, aber Kritik für die dichte Bebauung. Am 9. Februar findet die nächste Diskussionsrunde statt.