Comedy-Abend im Seventies-Wohnzimmer

Das Stand-up-Quartett „Acht p.m.“ bespielt neuerdings die Bühne im Hotel Friends. Die Fans sind den Comedians dahin gefolgt.

Foto: Melanie Zanin

„Hallo alle zusammen“: Gewollt unfreiwillig komisch hatte Vladimir Andrienko („Ihh bin ein Deutscher aus Kasachstan“, sagte er mit überbetontem „H“) schon bei der Begrüßung sämtliche Lacher auf seiner Seite. Dabei wurden an dem Abend „ernste Sahhen“ besprochen sowie „Paradoxen in unserer Welt“ seziert und durch den Kakao gezogen. Die Übung „Applaus machen“ eingangs war jedenfalls überflüssig, wie sich schnell herausstellte, denn der „Acht p.m.“-Fananteil im Publikum war hoch.

„Comedy ist eine ernste Sache“ lautet das Credo des Stand-up Quartetts „Acht p.m.“. Am neuen Spielort im Hotel Friends stieß die Truppe auf ein aufgekratztes, experimentierfreudiges und treues Publikum. Die Mischung aus Sketchen und intelligenter Satire, gespickt mit einer guten Prise Selbstironie, kam sehr gut an. Der neue Wirkungsort — mit Wohnzimmer-Flair der Siebziger — der Truppe, die zweieinhalb Jahre in der Butze ihr Unwesen getrieben hatte, war gut gewählt.

Vladimir holte den Mythos „guter Freund“ vom Sockel: Dieser sei „die Lösung und die Ursache deines Problems“. Ein guter Freund käme und ginge nicht, täte selbiges niemals pünktlich, trinke das kalte Bier selber, das er einem verkaterten Freund bringe. „So ein Mensch verleugnet deine Erfolge und lacht deine Schwäche aus“, teilte Vladimir aus.

Comedienne Kawkab Itani nahm das Thema Zeit unter historisch-kulturellen Gesichtspunkten aufs Korn. Dabei sinnierte sie über das Wesen deutscher („Wer in Deutschland zu spät kommt, muss mit dem verdorbene Milchpackung-Gesicht rechnen“), aber auch arabischer Zeitwahrnehmung („Du bist da, Ali! Alles Andere ist vergessen“).

Vladimir machte gedanklich einen Ausflug nach Zons: Der dortige Schweine-Brunnen, der an den Raub einer Schweineherde von 1577 erinnert, hat bei ihm einschlägigen Eindruck hinterlassen. Aber keinen guten. Er spricht über die Absurdität um das Schweinefehde-Denkmal, das „Denkmal des Minderwertigkeitskomplexes“, so analysierte er bissig-böse. „Wird in Zons Germany’s next Topschwein organisiert oder wurde das Denkmal von Feministinnen errichtet („Alle Männer sind Schweine“)?“, fragte Vladimir. Nein, das waren nicht die Gründe für die Erbauung des Brunnens 1959. Trotzdem lautet sein Fazit: „Jede Stadt wirbt mit dem für sich, was sie am besten kann.“ In diesem Fall: mittelalterlicher Streit um Schweine.

Für jede Menge Gelächter und zustimmendes Kopfnicken sorgte Koni Bo alias Konstantin aus Bochum mit einer musikalischen True-Story: In seinem „Abschiedssong von einem Chef“ besang er seinen „Ersten“, der nichts Ernstes wollte und ihm „die besten Jahre seines Berufslebens klaute“. „Ich hab dich mehrmals mit einem Nebenjob betrogen“, trällerte Koni Bo, um kurz darauf zu triumphieren: „Ich hab’ ’nen Neuen und wir haben uns schon getroffen, als wir noch zusammen waren!“ Mit „Sei auf der Hut, denn auch Zeitarbeiter wollen eine feste Beziehung!“ endete die Performance mit einem satten Hieb.

Viel Kreativität bewies das Publikum, das aus vorgegebenen Begriffen Reime zu Papier bringen sollte. Infiziert vom „Gegenseitig-auf-die-Schippe-Virus der Acht-p.m.-Truppe“ entstanden hierbei witzige Vierzeiler, bei denen auch die Gastgeber gehörig ihr Fett weg bekamen („Vertrieben wie Zonser Schweine rief die Butze „zieht Leine“, doch das Hotel Friend war für euch Happy End und half euch auf die Beine“). Übrigens war der Eintritt frei. „Der Ausgang kostet“, wie Vladimir eingangs gewarnt hatte.

Die nächsten Termine im Hotel Friends: Am 20. April und 25. Mai. Der zweite mit einem Best of ist gleichzeitig die Probe vor der Gala auf der Rü-Bühne in Essen-Rüttenscheid am 26. Mai.