"Olympische" Restaurants „Coolinarische“ Reise für Genuss-Globetrotter

Man muss nicht in ferne Länder reisen für exotische Speisen. Wir stellen neue Lokale mit authentischer Länderküche vor.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Ob Äthiopisch, Kreolisch, Kubanisch oder Portugiesisch — in Düsseldorf kann man auf kulinarische Weltreise gehen und dabei beste Qualität erwarten. Das mit Abstand „Coolinarischste“, was Düsseldorf im EM- und Olympia-Sommer beschert wurde, ist die Eröffnung des „Rocaille“ im zukünftigen In-Viertel Derendorfs. Eine gastronomische Menage à trois, bestehend aus einem Weinhändler, der zuletzt für Rockstars wie Rolling Stones, Sting oder Pink Floyd (den spektakulär-kräftigen Cabernet Sauvignon „Dark Side Of The Moon“) edle Kreszenzen kreiert hat, sowie zwei Absolventen einer Elitekochschule in Paris. Sie hat in der Fachrichtung Patisserie abgeschlossen, er, ein südkoreanischer Gastronomie-Spross, im allgemeinen Bereich. Beide mit Auszeichnung.

Foto: Melanie Zanin

Und so gibt es im „Steingarten“ nicht nur eine Auswahl aus 1000 Weinpositionen, sondern eine Genussallianz mit verführerischen Hüftgold-Kunstwerken wie Cupcakes, Macarons und Törtchen mit frischen Früchten (natürlich auch zum Mitnehmen) sowie eine durchgehende marktfrische Küche, die das Beste aus der Toskana und der Frankreichs vereint. Und tatsächlich, was Frau Wende, Herr Spreckelmeyer und Herr Kim hier fabrizieren, lässt jeden Gaumen-Globetrotter frohlocken. Vom Flammkuchen bis zum Bio-Lamm auf Ratatouille, von schmackhaften Eintöpfen bis zur feinen Quiche wird viel Leckeres geboten, auch immer ein veganes und mehrere vegetarische Gerichte. Die Grundprodukte sind frisch, regional und von bester Qualität. So kann auch schon ein Crostoni — eine große Scheibe Landbrot, überbacken mit Pilzen und frischen Kräutern — glücklich machen. Auch die Inneneinrichtung — zwischen rustikal und verspielt — ist ein Augenschmaus. Kein Wunder, dass das Bistro mit über 40 Plätzen seit der Eröffnung gewaltig brummt.

Derendorf, Weißenburgstraße 19, Tel. 9 77 11 737.

Dort, wo lange Zeit das koreanische Restaurant „Arirang“ residierte, hat sich inzwischen ein chinesischer Hot-Spot für Hot Pot-Liebhaber etabliert. Zumindest bei der asiatischen Kundschaft. Langnasig sind im „Fu Chunyan“ die wenigsten Gäste. Alle anderen ordern einmütig die Spezialität des Hauses, den Feuertopf. Dazu kommt ein zweigeteilter Topf, eine Seite mit normaler, die andere mit verdammt scharfer Fleischbrühe, auf den Gaskocher des Tisches, dazu gesellt sich ein überbordender Teller mit Fleisch- und Gemüse-Allerlei, das man selbst in der Brühe garen und anschließend in verschieden Sößchen tunken kann. Zusammen mit einer kleinen Vorspeise, Früchten zum Nachtisch und einem chinesischen Softdrink kostet die Sause, welche man in verschiedener Personenanzahl genießen kann, 17,90 Euro p.P. Nicht nur für Fondue-Freunde eine feine und preiswerte Sache. Die Bedienung ist nett, obwohl sie zumeist über 100 Gäste betreuen muss und spricht gutes Deutsch.

Freunde von Chili, Ingwer, Knoblauch und Sesamöl, von Krebsfleisch, Rind und Jakobsmuscheln (wer es ganz hart will, nimmt „Schweineblut mit Gemüse auf Chilisauce“) kommen bei der Szechuan-Küche, die zusätzlich à la carte angeboten wird, auf ihre Kosten. Der Chefkoch kommt aus der Region, die für ihre scharfe und aromatische Küche bekannt ist - und weiß auch in kleinen Dingen zu glänzen: Sein Gurkensalat mit Sesamöl, Soja-Sauce und Knoblauch ist so simpel wie genial. Auch die grünen Bohnen mit Chili oder der Tofu mit Sauerkrautsauce haben es in sich. Vorsicht ist bei den Gerichten geboten, die mit drei Chilischoten gekennzeichnet sind. Wagemutigen droht heftiges Gaumenglühen!

Innenstadt, Stresemannstraße 46, Tel. 8 60 44 04.

Ein visionäres Trio aus dem Land des amtierenden Europameisters hat einen portugiesischen Kulturverein in ein kleines kulinarisches Imperium verwandelt. Dazu haben sie ein Planquadrat in Flingern in Little Lissabon verwandelt. Ihr dritter Streich, das „Cave Tapas“, befindet sich natürlich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den beiden anderen Clube Portuguese-Dependancen. Und auch hier gerät man in die Gefahr, sich an der Ouvertüre (Knoblauchmayo, Tunfischcreme, Oliven und frisches Brot, 4,50 Euro) satt zu essen. Was schade wäre, denn was die Köche in der offenen Küche zubereiten, 40 verschiedene Tapas und ein paar Tagesgerichte, muss man einfach durchprobieren.

Am besten bestellt man jeweils vier Häppchen, die in Tonschalen auf einem Holzbrett zum Verzehr offeriert werden. Zum Pflichtprogramm gehören Chorizo in Rotwein, gefüllter Tintenfisch, roher Stockfischsalat, frittierte Artischocken und der Ziegenkäse mit Kürbismarmelade. Die Happen sind vielleicht eine Spur rustikaler als bei den spanischen Verwandten, aber für zarte Gemüter ist die vollgestopfte Ess-Bar ohnehin nichts. Die Innenarchitektonik dürfte Flohmarkt-Allergikern einen gehörigen Schock bescheren. Hier wird sicherlich mehr portugiesische Folklore ausgestellt als im Museo Nacional. Zum Nachtisch gibt´s leckeren Cheesecake im Glas.

Flingern, Erkrather Straße 218, Tel. 8793 1270.

Ein Kurzausflug in die kulinarische Welt Ostafrikas bietet die östliche Seite des Hauptbahnhofs. Neben dem alteingesessen „Okra“ auf der Ackerstraße wird auch ums Eck seit Kurzem im „Yatana“ eine feine eritreisch-äthiopische Küche angeboten. Da die bekanntlich eine (fleisch-) arme ist, und über 200 Fastentage im Jahr hinweghelfen muss, kommen Vegetarier und Veganer natürlich besonders zum Zuge. Die Auswahl reicht von mit Gemüse gefüllten Teigtaschen bis zur vegetarischen Platte mit allerlei raffiniert zubereiteten und gewürzten Okraschoten, Grünkohl, Linsen, Kartoffeln, Kichererbsen und Spinat, mit geschmorten Auberginen, Zwiebeln, gedünstetem Knoblauch, Gewürzbutter und exotischen Kräutern. Aber natürlich gibt es auch das ganze Spektrum des Festtagsessens mit Lamm, Rind und Geflügel, das in überdimensionalen Körben serviert wird.

Auf Besteck wird verzichtet. Das weiche Fladenbrot Injera, in das die Leckereien eingewickelt und mit den Fingern gegessen werden, ist Speise und Besteck zugleich. Die Bedienung ist reizend und die spezielle Kaffeezeremonie nicht nur für Koffein-Junkies ein voller Kick.

Innenstadt, Worringer Straße 67, Tel. 93 65 00 34.

Seit fast zehn Jahren ist Reizzan Gergery mit seinem kubanischen Restaurant Habana in Essen erfolgreich. Sein Motto lautet: Ein Kubaner, der nicht freundlich und fröhlich ist, ist kein richtiger Kubaner! Auch im „Palito“ ist gute Laune beinahe garantiert, auch wenn die Küche nicht so richtig puristisch-authentisch ist. Die Karte unterscheidet sich nicht großartig von den spanischen Nachbarn. Sie wurde nicht nur um ein paar Tex-Mex-Gerichte, sondern auch durch Burger des imperialistischen Erzfeindes erweitert. Es ist nicht davon auszugehen, dass das internationale Publikum der Altstadt das kubanische Nationalgericht - schwarze Bohnen mit Reis - vermisst, und sich lieber an den kunstvollen „Tellern“ mit den kleinen Fächern für die omnipräsente Guacamole, an Rosmarinkartoffeln und einem Rinderfilet erfreut, das man sich auf einem integrierten heißen Stein selbst braten kann. Gute Laune verbreitet auch das farbenfrohe Interieur und die zur fröhliche Musik gereichten Drinks, Cocktails und Biere, die nicht nur zur „Happy Hour“ glücklich machen.

Altstadt, Berger Straße 14, Tel. 86 93 34 51.

Die Verlockungen der Karibik kann man auch in Grafenberg erschmecken. Im „Le Creol“ zelebriert die „Küchenschlacht“-erprobte Elizaneda Gerner eine Kreolische Küche, die mit viel Kokosmilch, Kochbananen und Süßkartoffeln arbeitet, aber vor allem mit Curry-Gerichten daher kommt. Kräuter sind das A & O. Hier explodieren die Geschmacksknospen durch Ingwer, Thymian, Salbei, Ingwer, Knoblauch, Chili und Nelken.

Ihre Gewürzmischung kommt nicht nur beim Buntbarsch mit Naturreis oder Hähnchenbrust mit „Rotebohnenreis“ zum Einsatz, sondern verschärft auch so manch vegetarisch/veganes Gericht. Nach der ganzen Pikanterie sollte man seine Zunge mit Cocoloco-Kokosbällchen oder Maiskuchen mit Maracujasauce befrieden.

Flingern, Grafenberger Allee 360, Tel. 9666 12 44.