Airport steckt in (Corona-)Krise Geldnöte und Kapazitätserweiterung: Wie geht es mit dem Flughafen weiter?
Düsseldorf · Der Airport steckt in der (Corona-)Krise. Die Stadtpolitik ist sich uneins wie man damit umgehen soll.
Es wird wieder lauter im Düsseldorfer Norden. Jedenfalls ein bisschen. Nach der Aufhebung der Reisewarnungen innerhalb Europas starten und landen am Flughafen jeden Tag ein paar mehr Jets – jetzt auch wieder nach Palma de Mallorca. Doch so schnell reißt das den tief in einer Finanzkrise steckenden Airport nicht aus dem Schlamassel. Jetzt sind die Geldnöte des jahrelang üppige Gewinne produzierenden Flughafens so groß, dass er einen 100-Millionen-Euro-Kredit benötigt, um alle Zahlungsverpflichtungen erfüllen zu können.
Weil aber die Banken abwinkten, wollen nun – wie die Stadtspitze bestätigte – die 50-prozentigen Anteilseigner Stadt und „Airport Partners“, das private Gesellschafterkonsortium von Avi Alliance, (früher Hochtief Airport) Avic und Aer Rianta, das zinslose Darlehen gewähren. Zurückzahlen soll der Flughafen es erst, wenn er wieder schwarze Zahlen schreibt.
Seit Wochen sind die Einnahmen drastisch eingebrochen
Schon im April hatte Flughafenchef Schnalke Alarm ausgelöst, einen möglichen Abbau von 25 Prozent der Stellen angekündigt und staatliche Finanzhilfen gefordert. Obwohl der Flughafen zuletzt von einem Passagier- und Gewinnrekord zum nächsten eilte, blieb die Eigenkapitalquote mit nicht einmal 14 Prozent relativ dünn. Die soll nun stetig aufgebaut werden, da sind sich auch die Vertreter von SPD und CDU im Aufsichtsrat einig. Es braucht dafür allerdings noch einen klaren Beschluss der Gesellschafter (Stadt und private Partner), nicht mehr – wie lange üblich – den Gewinn des Airports komplett auszuschütten. Für 2019 verzichteten die Anteilseigner nun wie berichtet auf rund 58 Millionen Euro.
Das allerdings ist jetzt natürlich nicht die Hauptursache für die Liquiditätsprobleme. Die lässt sich ganz einfach begründen: Seit nunmehr 14 Wochen sind die Einnahmen wegen des Corona-Lockdowns so drastisch eingebrochen wie nie zuvor. Auf der anderen Seite jedoch konnte der Flughafen seinen Betriebsaufwand zwar herunterfahren, aber nicht weit genug, heißt: Die Kosten bleiben erheblich.
Denn als größter NRW-Airport ist „Dus“ Bestandteil der „kritischen Infrastruktur“, sprich „systemrelevant“ und kann nicht einfach schließen. Tatsächlich gilt es, in punkto Sicherheit und Hygiene nun sogar höhere Standards zu erfüllen.
In Düsseldorf belaufen sich diese „Vorhaltekosten“ auf mehr als zehn Millionen Euro im Monat. „Wer bestellt, sollte auch bezahlen“, meint der Düsseldorfer SPD-Chef und Bundestagsabgeordnete Andreas Rimkus mit Blick auf die vom Bund verordnete Betriebspflicht. „Es ist richtig, dass die Flughäfen als Bestandteil der kritischen Infrastruktur der Daseinsvorsorge weiter offen sind. Allerdings sollte sich diese Notwendigkeit auch in Überweisungen an die Flughafengesellschaften ausdrücken“, meint Rimkus, der seit 2014 auch im Aufsichtsrat des Flughafens sitzt.
Grundsätzlich erschwert wird die Lage für die Luftverkehrswirtschaft von den längerfristigen Auswirkungen der Pandemie. Denn es ist völlig offen, wann wieder selbstverständlich und viel geflogen wird. Die Manager des Flughafens Düsseldorf rechnen damit, dass erst 2025 wieder das Niveau von 2019 erreicht werden kann.
Dies in Verbindung mit den Klimafolgen des exzessiven Fliegens in den letzten Jahren macht nun auch die Geldsorgen des Flughafen Düsseldorf zum Politikum. Stefan Engstfeld, der OB-Kandidat der Grünen, steht hinter der Finanzspritze zur Rettung des Flughafens, mahnt aber auch an, dass der Flughafen „ökologisch und sozial nachhaltiger“ aus der Krise kommen müsse. Immer mehr Billigflieger und die angestrebte Kapazitätserweiterung mit mehr Slots passten da nicht ins Bild.
Dem widerspricht zum Teil Rimkus: „Bei dem 100-Millionen-Kredit geht es um die Existenz des Flughafens, nicht darum, Billigflieger wie Ryanair zur Räson zu bringen.“ Der Flughafen investiere durchaus schon in umweltfreundliche Maßnahmen mit der „Elektrifizierung am Boden“. In Richtung Flughafen-Geschäftsführung hat Rimkus aber auch ein klares Anliegen, „Der Erhalt der Arbeitsplätze muss über allem stehen.“
Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat für die FDP schon mehrfach die Privatisierung des Flughafens angeregt, also den Verkauf der 50 Prozent durch die Stadt. In der akuten Finanzkrise sieht sie sich bestätigt: „Jetzt fällt uns da ein großes Problem vor die Füße“, sagte sie gegenüber der WZ. Stefan Wiedon, CDU und Aufsichtsratsmitglied, widerspricht vehement: „Das Gegenteil ist richtig. Ein so stadtnaher Flughafen wie Düsseldorf sollte besser sogar zu 75 Prozent in staatlicher Hand sein, um die öffentlichen Interessen am Airport durchsetzen zu können.“