Coronavirus Schulen, Kitas, Ämter, Sport: Jetzt fällt in Düsseldorf fast alles aus
Die Stadt Düsseldorf richtet in jeder Kita eine Notgruppe, einen Hilfsdienst für Ältere und einen Fonds für Unternehmen ein.
Zwar hatte OB Geisel sich noch am Donnerstag kritisch zur Schließung von Schulen und Kitas geäußert. Doch als Ministerpräsident Laschet am Freitag genau die wie erwartet anordnete, zeigte sich die Stadtspitze gut vorbereitet und legte ihrerseits schnell ein Konzept für die Notversorgung vor. Zunächst bis zum 19. April werden viele öffentliche Einrichtungen schließen: Neben Schulen und Kitas auch Ämter, Sportanlagen oder Büchereien. Geisel räumte jetzt ein: „Es ist geboten, die sozialen Kontakte weitestgehnd zu reduzieren, dazu trägt die Schul- und Kita-Schließung bei.“
Kitas/Schulen: „Wir werden ab Montag 367 Notgruppen für die Kinderbetreuung anbieten, also an jeder Kita eine Gruppe“, sagte Stadtdirektor Burkhard Hintzsche. Gedacht sind diese Gruppen nur für Eltern, die zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit an ihren Arbeitsplätzen unentbehrlich sind, insbesondere im Gesundheitssystem. Hintzsche: „Wir vertrauen da zunächst auf die Selbsteinschätzung der Eltern, dass sie zu den relevanten Berufsgruppen gehören.“ Die Notgruppen sind nicht gedacht für Eltern, die nur keine andere Betreuung für ihr Kind haben. Die Lösung „Eine Gruppe je Kita“ werde erst einmal in der kommenden Woche gelten. Im Schulbereich ist zunächst das Land verantwortlich, Hintzsche sagte, er könne sich auf Sicht ein vergleichbares Betreuungsmodell wie bei den Kitas vorstellen.
Fälle: Am Freitagnachmittag gab es insgesamt 32 bestätigte Corona-Fälle. Gesundheitsamtsleiter Klaus Göbels wies jedoch daraufhin, dass bei 60 Abstrichen das Ergebnis noch nicht vorliege. Derzeit könne man von einer Verdoppelung der Fälle in der Stadt alle 24 Stunden ausgehen. Ein Mann aus Düsseldorf muss mit einer schweren Lungenentzündung intensivmedizinisch behandelt werden.
Kliniken: Göbels berichtete vom Treffen mit den Leitern der Notaufnahmen in Düsseldorf. Man habe verabredet, dass alle Häuser Kapazitäten freihalten und zum Beispiel planbare Operationen verschieben.
Alte Menschen: Alle Behörden haben hochbetagte Menschen als die vor einer ‚Ansteckung zu schützende Gruppe Nummer 1 ausgemacht. Die Stadt ruft deshalb mit den freien Trägern der Liga (Awo, Caritas, Diakonie, DRK etc.) einen Hilfsservice für ältere Menschen ins Leben. Über eine Hotline (899 8999) kann man samstags von 8 bis 14 Uhr und werktags von 7 bis 19 Uhr Hilfsbedarf etwa bei der täglichen Versorgung anmelden. Geisel: „Wie und wann ein Einkauf dann bezahlt wird, ist erst einmal völlig zweitrangig.“
Wirtschaft/Veranstalter: Die Messe hat jetzt auch ihre beiden Großmessen Interpack im Mai und die Drupa im Juni auf das Frühjahr 2021 verschoben. Unterdessen hat Geisel angekündigt, dass die Stadt einen Sonderfonds zur Unterstützung von Unternehmen auflegt, die durch die Corona-Krise in Existenznot geraten. Er hat zunächst ein Volumen von 500 000 Euro für Überbrückungskredite. „Wir helfen schnell und unbürokratisch“, sagte Geisel, der sich am Abend deshalb auch mit lokalen Veranstaltern aus Kultur und Brauchtum traf.
Rathaus/Ämter: Geisel kündigte an, dass die Stadt den Service in den publikumsrelevanten Ämtern (z.B. Kfz-Zulassungsstelle) massiv einschränken werde, man versuche dies mit dem Online-Angebot etwas zu kompensieren. Auch politische Gremien tagen nicht, der Haupt- und Finanzausschuss am Montag etwa fällt aus.
Sport: Ab Montag sind auch alle Sporthallen und Bezirkssportanlagen geschlossen.
Bäder: Hier zeigte sich Hintzsche irritiert, dass der Chef der Bädergesellschaft nicht von sich aus eine Schließung veranlasst habe, sondern offenbar auf eine entsprechende Verfügung der Stadt warte. Hintzsche: „Wir haben derzeit wichtigere Aufgaben, ich bin sicher, dass Herr Kettler, wenn er nochmal in sich geht, alle Bäder schließt.
Büchereien: Kulturdezernent Hans-Georg Lohe sagte, dass praktisch alle Kultureinrichtungen ab Samstag dicht sind (siehe Artikel unten). Das betrifft auch die Filialen der Stadtbücherei, die Volkshochschule und die Jugend-Musikschule.
Umweltspuren: Geisel sagte, dass man im Notfall auch die Umweltspuren außer Kraft setzen werde, wenn etwa von einer Nutzung des ÖPNV (Ansteckungsgefahr) dringend abgeraten werden müsse.