Damit das Gras wächst: Werden Kö-Kastanien weggeschnitten?
Nach einem Treffen von OB Elbers mit den Kö-Anliegern ist nun ein Gutachten geplant. 30 Prozent der Äste müssten weg. Politiker protestieren.
Düsseldorf. So einig sind sich die Düsseldorfer Politiker selten: Empörung über alle Parteigrenzen hinweg erntete Gründezernentin Helga Stulgies am Montag, als sie im Fachausschuss über den neuesten Sachstand in Sachen Kö-Graben informierte. Dabei kam heraus, dass es Überlegungen gibt, die Baumkronen der fast 70 Jahre alten Kastanien massiv zu beschneiden.
Hintergrund: Weil der Rasen an der Böschung zu wenig Licht bekommt, wächst er nicht richtig an. Auch die teuren Experimente mit Spezialrasen haben nicht gefruchtet. Würden die Kronen beschnitten, könnte es unten wieder genug Licht geben.
Den Vorschlag gemacht hat Claus Franzen, Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Kö, vorige Woche bei einem Treffen mit Oberbürgermeister Dirk Elbers, Stulgies und weiteren Kö-Anliegern. „Zuerst sollte man natürlich prüfen, dass die Bäume bei so einem Beschnitt nicht dauerhaft beschädigt werden — und ob der Rasen wirklich besser anwachsen könnte.“ Er meint: „Wir sollten mehrere Alternativen prüfen.“
Dass der Beschnitt massiv wäre, bestätigte Stulgies gegenüber der WZ: „Wir sprechen von einer Größenordnung von 20 bis 30 Prozent der Äste, die weg müssten. Weniger würde nichts nutzen.“ Im Ausschuss kündigte sie an, ein Gutachten über die Folgen eines Beschnitts anfertigen zu lassen. Ein solcher käme immerhin billiger als eine Neu-Gestaltung des Grabens.
Doch den Politikern stieß die Idee übel auf. Aus allen Fraktionen kam Protest. Rosemaria Theiß (CDU): „Die schönen Bäume zu beschneiden, wäre eine Katastrophe.“ Helga Leibauer (SPD) sprach von einem „furchtbaren Signal“, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) von einem „unverhältnismäßigen“ Vorschlag.
Und Günter Karen-Jungen (Grüne) gab der Verwaltung mit auf den Weg: „Diese Idee sollte man erst gar nicht weiterdenken.“ Stulgies betonte daraufhin, zuerst werde ohnehin geprüft, was der Denkmalschutz zulasse. Dann werde man weiter sehen. Hintergrund: Der Kö-Graben ist seit 1994 unter Schutz gestellt.
Einstimmig beschlossen wurde dann ein Antrag von CDU und FDP: Die Verwaltung soll ein Konzept für eine Testfläche erarbeiten, wo der Vorschlag von Pflanzenkünstlerin Tita Giese probeweise umgesetzt wird. Sie möchte die Böschung mit Efeu und Quarzsplit neu gestalten.