Düsseldorf Das Geschäft mit dem Phänomen Pop Up
Sandra Swienty (31) veranstaltet Messen, auf denen junge Designer erstmals ihre Mode zeigen. Philip Schur (26) vermittelt seit 2015 online Mietflächen für kurze Zeit.
Düsseldorf. Als Philip Schur (26) und Giannis Paraskevopoulos (27) vor zwei Jahren mit ihrem Unternehmen „Brick Spaces“ an den Start gingen, wusste in ihrem Umfeld kaum jemand etwas mit dem Begriff „Pop Up“ anzufangen. Die jungen Unternehmer glaubten dennoch an ihre Geschäftsidee — und sind damit mittlerweile sehr erfolgreich. Sie vermitteln Gewerbeflächen für sogenannte Pop-Up-Stores. „Das sind Läden, die nur eine begrenzte Zeit vor Ort sind, in der Regel zwischen einem Tag und einem Jahr“, erklärt Philip Schur den Begriff. Durch das plötzliche Auftauchen (pop up) erwecken die Läden hohe Aufmerksamkeit bei den Kunden. „Am einen Tag steht das Ladenlokal noch leer, am nächsten Tag werden Klamotten darin verkauft. Und dann ist er auch schon wieder verschwunden“, so Schur.
Mit dem Gedanken, junge Unternehmer dabei zu unterstützen, die richtigen Räume für ihre Pop-Up-Ideen zu finden, gründeten Schur und Giannis Paraskevopoulos vor rund zwei Jahren den Online-Marktplatz „brickspaces.de“.
Die Beiden kennen sich von der Uni, wollten danach eigentlich etwas ganz anderes auf die Beine stellen. „Wir arbeiteten an einem Food-Konzept, wollten in Richtung Systemgastronomie gehen. Aber weil wir weder die Erfahrung noch das Geld hatten, wollten wir das Konzept erst einmal testen“, erinnert sich Schur. Die beiden fanden aber weder einen Imbisswagen noch eine Möglichkeit zur Untermiete. „Die Suche gestaltete sich so schwierig. Da erkannten wir, dass wir ein Angebot schaffen müssen.“
2014 begannen die beiden Männer in einem kleinen Büro in Essen, ihre Idee eines Online-Marktplatz für Pop-Up-Stores umzusetzen. „2015 ging es dann richtig los“, sagt Schur. Mittlerweile ist das Unternehmen nach Düsseldorf an die Völklinger Straße gezogen. Das Kernteam besteht nun aus fünf Mitarbeitern, je nach Projekt kommen fünf bis zehn Praktikanten dazu.
Mehr als 1500 Flächen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden werden auf „Brick Spaces“ angeboten, 85 Flächen sind es in Düsseldorf. Die Mieten variieren je nach Lage — es gibt Flächen auf der Kö, aber auch auf der Ackerstraße in Flingern. „Für junge Designer ist die Ackerstraße sehr interessant, für unsere großen Kunden ist es dann doch meist die Königsallee“, sagt Schur. „Jaguar und Land Rover haben beispielsweise im vergangenen Frühjahr jeweils eine Woche lang ihre neuen Modelle auf der Königsallee gezeigt.“ Rund 200 Anfragen nach einem geeigneten Rahmen für ein Pop-Up-Event bekommen Schur und sein Team monatlich.
Vor allem viele junge Unternehmer, Designer und Mode-Labels nutzen Pop-Up-Stores, um erstmals ihre Kollektion in einem Laden der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Es ist für die Designer die Möglichkeit, ihre Produkte außerhalb ihrer Online-Shops Kunden zu zeigen — ohne finanzielle Risiken“, sagt Sandra Swienty (31). Sie selbst veranstaltet Pop-Up-Events, bei denen sich rund 50 verschiedene Designer an eigenen und individuell gestalteten Ständen präsentieren.
Zuletzt zeigten im Dezember beim „X-Mas-Pop-Up“ rund 80 Designer auf 1800 Quadratmetern im Stilwerk Handgemachtes. Auch im Boui Boui Bilk hat Swienty schon einige Events durchgeführt. „Man muss es sich vorstellen wie auf einer Art Messe. Die Atmosphäre aber ist durch die Wahl der Lokation eine ganz andere. Nicht steril, sondern viel lockerer“, sagt Swienty. „Es gibt so viele interessierte junge Designer, die davor zurückschrecken, sich auf einer teuren Messe zu präsentieren. Sie nutzen dann gerne die Möglichkeit, bei uns einen Stand anzumieten, sich mit den anderen Designern auszutauschen und mit Kunden in Kontakt zu kommen.“ Die Standgebühren für ein Wochenende variieren von 95 Euro für einen kleinen Stand bis hin zu 2300 Euro für 50 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Swienty, die sich nach ihrem Studium mit ihrer Freundin Katharina Wohs zusammentat und in Bochum das erste Event ins Leben rief, veranstaltet ihre Messen mittlerweile auch in Köln und München. „Das bietet den Designern auch die Gelegenheit, das Publikum in den verschiedenen Städten kennenzulernen. Bevor sich also ein Designer mit einem Laden niederlässt, kann er ausloten, wo seine Mode funktioniert.“