Neu in den Programmkinos Sexuelle Belästigung: Das Schweigen wird gebrochen

Unser Kolumnist Philipp Koep beleuchtet aktuelle Filme in Düsseldorfer Programmkinos.

Eine Szene aus dem Film „Bombshell“.

Foto: dpa/Hilary Bronwyn Gayle

Bombshell – Das Ende des Schweigens

#MeToo gab es noch nicht, da schlug der Skandal ein wie eine Bombe – mitten im Zentrum des Trump´schen Weltbildes. Mitte 2016, der Wahlkampf um die Präsidentschaft ging in die heiße Phase, stürzte der Chef und Gründer des einflussreichen Senders Fox News über den Vorwurf der sexuellen Belästigung von Mitarbeiterinnen.

Foto: Judith Michaelis

Mit unerschrockenen Fragen an den Kandidaten Trump verärgerte die Moderatorin Gretchen Carlson (im Film: Nicole Kidman) den stockkonservativen Sender. Nach üblen Pöbeleien Trumps wurde sie gefeuert.

Nun beschuldigt Carlson den TV-Patriarchen Roger Ailes der langjährigen sexuellen Belästigung. Es folgt eine bösartige Kampagne gegen die „frustrierte Emanze“, doch dann nimmt der Fall eine Wende: Immer mehr Frauen trauen sich aus der Deckung und brechen das jahrelange Schweigen, darunter auch Star-Moderatorin und Carlson-Rivalin Megyn Kelly (Charlize Theron).

Nun kann Ailes Chef, der Medien-Tycoon Rupert Murdoch, den Mann nicht mehr halten, der ihm den größten Sender der USA aufbaute und Trump zur Macht verhalf.

Jay Roach inszenierte den Urknall der #MeToo-Bewegung als ungemein spannenden Medien-Polit-Thriller, der nicht nur die beklemmende Erfahrung sexueller Belästigung und die sexistischen Mechanismen der Medienwelt eindrucksvoll vermittelt, sondern natürlich auch Trump und seine Gesinnungsgenossen vorführt.

Cinema, Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr (engl. OmU)

The Irishman

Bald 50 Jahre ist es her, da schickte Martin Scorsese den jungen Robert De Niro und Harvey Keitel auf die New Yorker Straßen, die das Gangsterleben bedeuten. Ödes Herumhängen war angesagt, statt Action und Glamour bei der Junior-Mafia. Eine glanzvolle Filmkarriere später schickt Scorsese De Niro und Keitel wieder auf die Straße: diesmal als Iren, der dank seiner Italienischkenntnisse schnell bei der New Yorker Mafia des Italo-Gangsters Keitel aufsteigt. Als Bodyguard und skrupelloser Mann fürs Grobe ist Frank „The Irishman“ Sheeran stets zur Stelle, sogar um seinen langjährigen Boss, den korrupten Gewerkschaftsboss Jimmy Hoffa, umzulegen. Doch die Früchte der Gangster-Karriere sind mager: Frank sitzt vereinsamt und verarmt im Altersheim und lässt sein meist ödes Leben Revue passieren.

Hollywood wollte Altmeister Scorsese dieses Projekt mit illustrer Besetzung (außerdem dabei: Al Pacino, Joe Pesci, Anna Paquin) nicht finanzieren, da sprang Netflix ein und ließ ihn gewähren. Herausgekommen ist ein Abgesang auf die Gangstermythen, der bewusst auf Ereignislosigkeit setzt. Mit digitaler Technik gelingt eine erstaunliche Verjüngungskur des Trios Keitel/Pacino/deNiro, die alle an die 80 Jahre alt sind – so überzeugend, dass man sie bald nicht mehr als Trick wahrnimmt.

Atelier, Sondervorstellung am Mo. um 19 Uhr (engl. OmU)

The Lodge

Nach dem aufsehenerregenden Horror-Debüt mit „Ich seh, ich seh“ legen die österreichischen Filmemacher Veronika Franz und Severin Fialla nun ihre erste amerikanische Produktion vor: immerhin in Kanada gedreht und auf dem Festival von Sundance gezeigt. Im Gegensatz zu dem Erstling bietet „The Lodge“ zwar wirkungsvollen aber eher konventionellen Nervenkitzel für Genre-Fans. Mit ihrem neuen Partner Richard und dessen Kindern will Grace das Wochenende in dessen entlegener Hütte verbringen. Als Richard beruflich noch einmal weg muss, wird Grace mit den beiden eher feindseligen Teenagern durch einen Schneesturm abgeschnitten. Erste Annäherungsversuche verkehren sich in ihr Gegenteil, als sich Graces dunkle Vergangenheit mit unheilvollen Vorkommnissen meldet.

Das Haunted House-Topos wird mit jeder Menge Shock-Effekte aufpoliert.

Cinema, tgl. 21.30 Uhr (engl. OmU)

Intrige

Auf fast 60 Jahre Filmschaffen und 26 Filme kann Roman Polanski nun zurückschauen, doch sein Werk steht stets im Schatten von zwei Skandalen: dem Mord an Sharon Tate und dem Vorwurf der Vergewaltigung in den 70er Jahren. Da wirkt seine Themenauswahl beziehungsreich. In der Verfilmung der Dreyfuss-Affäre, der das Frankreich der Belle Epoque erschütterte, ging es um falsche Anschuldigungen, mit denen ein jüdischer Offizier aus der Armeekarriere gedrängt werden sollte. Die Artikel, die der Schriftsteller Emile Zola unter dem Titel „J´accuse“ (Ich klage an) veröffentlichte, führten schließlich zur Rehabilitation des wegen Hochverrats verurteilten Louis Dreyfuss. Ausgerechnet ein überzeugter Antisemit, der Geheimdienstoffizier Picquard (Jean Dujardin) half der Gerechtigkeit als früher Whistleblower zum Sieg.

Spannendes Historiendrama, das wie Polanski unter dem Schatten der Vergangenheit steht.

Atelier, täglich 16 und (außer Montag) 18.45 Uhr, Fr./Sa. auch 21.30 Uhr, am Sonntag um 21.30 Uhr im frz. OmU

Enkel für Anfänger

Rent-a-Oma statt Rentner-Oma. Was tun, wenn die Rente durch ist und man als Silver-Ager die besten Jahre noch vor sich hat? Karin (Maren Kroymann) jedenfalls fühlt sich irgendwie nicht mehr gebraucht und ihrem Bekannten Gerhard (Heiner Lauterbach) geht es nicht anders. Die lebenslustige Philippa (Barbara Sukowa) überredet sie zu einem turbulenten Abenteuer: Sie übernehmen die Patenschaft eines Kindes.

Die Zeitgeist-Komödie für das alternde Kinopublikum kann nur anfangs mit rabenschwarzem Humor punkten.

Bambi, täglich 16.45 und 19 Uhr, Samstag und Sonntag auch 14.30 Uhr