Der Schlangenjäger der Feuerwehr
Michael Harzbecker hat in Düsseldorf den einzigen Spezialtrupp für Exoten aufgebaut. Im ganzen Land gehen sie auf die Pirsch.
Düsseldorf. Die Jagd nach der Monokelkobra in Mülheim hat Michael Harzbecker von seinem Bett aus gesteuert. Ausgerechnet bei der wohl aufsehenerregendsten Reptilienjagd seiner Karriere war der Schlangenexperte der Düsseldorfer Feuerwehr krank. Seine Kollegen von der Sondergruppe für Exoten legten die Klebefallen im Haus des Kobrabesitzers aus - und fanden am Donnerstag das tote Jungtier.
Vor fünf Jahren hat der Reptilienbeauftragte der Düsseldorfer Feuerwehr die Gruppe aufgebaut. "Sie ist heute einzigartig in Deutschland", sagt der 39-Jährige. Er selbst hat über 25 Jahre Erfahrung mit Schlangen. Als Kind fing er Molche und Eidechsen, bevor er sich Leguane und Barthagamen zulegte und schließlich mit zwölf die ersten Nattern.
"Ein Reptil ist natürlich nichts zum Spielen. Aber mich fasziniert die Zucht", erklärt Harzbecker seine Leidenschaft. "Eine Schlange aus dem Ei schlüpfen zu sehen, ist schon ein Erlebnis." Eine Herausforderung. Denn wenn das Tier sich nicht rundum wohlfühlt, verweigert es schlicht die Fortpflanzung.
In mühevoller Handarbeit gestaltet Harzbecker daher die Terrarien nach dem Vorbild des Heimatlandes seiner Schlangen, mit den passenden Gewächsen und dem passenden Klima. Drei grüne Baumpythons wohnen in ihrem eigenen Stückchen Regenwald in Harzbeckers Wohnzimmer. "Das ist sogar optisch eine schöne Sache", findet er. Bewegte Deko aus Neuguinea.
Seine Familie sieht es zum Glück wie er. Die zehnjährige Tochter händelt die 1,80 Meter langen Tiere wie ein Profi. "Sie kann damit umgehen", sagt Harzbecker. "Aber eine wirkliche Begeisterung für Schlangen hat sie nicht." Zum Knuddeln gibt es im Hause Harzbecker immerhin auch ein paar Katzen.
Giftschlangen allerdings sind Michael Harzbecker noch nie ins Haus gekommen. "Da kann einfach immer etwas passieren", sagt er. Fängt er mit seinen Feuerwehrkollegen doch mal eine Giftschlange ein, bringt er sie in den Tierpark Brüggen, wo er derzeit eine eigene Schlangenfarm mit Auffangstation aufbaut.
Und er schaut, dass es für jede Schlange, die er besitzt, in der Region auch ein Gegengift gibt. Deshalb hält er keine Klapperschlangen: "Dafür gibt es in der Nähe überhaupt kein Serum", erklärt Harzbecker. Aber auch das ist im Aufbau: Das Serum-Depot aus Berlin will unter der Leitung des Düsseldorfer Fachmanns eine Zweigstelle an der Uni-Klinik einrichten.
Bisher wurde Michael Harzbecker nicht gebissen. Aber er weiß, dass es in seinem Job jeden Tag dazu kommen kann. Wenn bei der Leitstelle ein Notruf eingeht, bei dem jemand berichtet, er habe eine Schlange gesehen, hat der 39-Jährige meist keine Ahnung, um welche Art es sich handeln könnte.
Mit Greifern machen sich die Tierretter auf den Weg. Das Wichtigste: den Kopf einer Schlange zu fassen bekommen. Denn kann man ihr ins Maul und auf die Zähne schauen, ist für die Experten meist klar, mit wem sie es zu tun haben. Im Fall Mülheim ließ die Feuerwehr vorsichtshalber Kobraserum aus dem Aquazoo kommen. Schließlich hatten die Männer des Exoten-Trupps überall im Haus plötzlich auf die Schlange treffen können.
In Düsseldorf allerdings sind es meist heimische Ringelnattern, die für panische Notrufe sorgen. "Die fange ich dann auch ein und stelle sie den Leuten vor", sagt Michael Harzbecker lächelnd. Schließlich will er den Menschen die Angst nehmen. Und an der ist meist weniger die Schlange schuld als die Unwissenheit.