Designernachwuchs beweist Mut
Studenten der Akademie für Mode und Design präsentieren im Tanzhaus futuristische und gewagte Kreationen.
Düsseldorf. Eine Metamorphose aus weißem Stoff schlängelt sich um den Körper einer jungen Frau. Sie wirkt wie eine Braut, ein Schwan, eine Fee aus einer fantastischen Erzählung. Sie läuft die Bühne auf und ab, als ihr ein junger Mann entgegenkommt, der eine Art moderne Ritterrüstung trägt, aus Seide und Gummischläuchen. Was sich da am Freitag auf der Bühne im Tanzhaus abspielte, war die Leistungsschau „Exit 12“ der Studenten der Akademie für Mode und Design (AMD).
„Listen to me“ — hör mir zu — wird immer wieder in großen Lettern an eine Leinwand projiziert. Das Motto der AMD-Modenschau zum Auftakt der Modemesse CPD soll die Aufmerksamkeit auf den Nachwuchs lenken. „Als junger Designer kann man in der Modewelt schnell untergehen“, sagt Akademie-Chefin Christine Kubatta. Doch bald wirkt der Aufruf überflüssig, denn die futuristischen, mutigen Kreationen bekommen auch ohne das Motto den Beifall der rund 300 Zuschauer.
Schon im Auftakt mit den Erst- und Zweitsemestern aus dem Fachbereich „Formfindung“ lassen sich Ambitionen und erste eigene Stile erkennen. Die Entwürfe erinnern an Blasen, Blüten, Muscheln oder Rüstungen. „So untragbar sind die Sachen nicht, jemand wie Pop-Star Lady Gaga würde die Entwürfe der Erstsemester sofort tragen. Doch auf Tragbarkeit kommt es auch nicht an: Es geht um Stil, Ideen, Schnitte, Farben — und die Trends von morgen“, sagt Kubatta lachend.
Der Weg von Formfindung über Kollektionsentwicklung bis zu fertigen Linien der Absolventen ist dennoch klar erkennbar. So präsentiert etwa Sarah Bestek mondäne, bodenlange Umhänge und Mäntel, die so in jedem Designerladen hängen könnten. Aufgefallen ist auch die „Istanbulut“-Kollektion von Esra Altintop mit bunten Röcken und tief ausgeschnittenen Blusen.
Während die Models auf der Bühne mit scheinbar stoischer Gelassenheit auf und ab laufen, herrscht hinter der Bühne absolute Hektik: anziehen, ausziehen, feststecken, frisieren, nähen, einatmen, ausatmen. „Organisiertes Chaos“, nennt das Absolventin Tülay Kara. „Stress pur, aber trotzdem läuft es irgendwie.“
Ein ganzes Semester hat die 24-Jährige an ihrer Kollektion gearbeitet. Mit metallischen Reflexen lässt sie die Models wie Außerirdische über die Bühne gleiten. „Ich will mit der Mode aus der realen Welt herausbrechen“, sagt sie. Kein Wunder, dass sich die Models nur mühsam in die eng anliegenden, schlauchartigen Kleider zwängen. „Meine Arbeit fängt mit der Recherche zu aktuellen Trends an und endet am Nähtisch“, sagt Kara. Wie viel Arbeit das ist, weiß auch Studienkollegin Yvonne Loureiro: „Für meine Abschlusskollektion habe ich drei Monate durchgearbeitet und drei Tage wirklich ausgeschlafen“, sagt die 23-Jährige, die ihre Models in erdigen Tönen und opulenten Stoff-Raffungen auf den Laufsteg schickte.
„Viele unserer Absolventen arbeiten bereits in großen Modeunternehmen, das spricht auch für uns als Akademie“, sagt Kubatta nach der Show stolz. „Die Studenten arbeiten hochprofessionell.“