Demonstration und Fest Eine bunte Demo für mehr Toleranz
Diskriminierung, aber auch der Anschlag in Oslo und der Krieg in der Ukraine waren Themen bei der Demonstration.
Auf der Friedrich-Ebert-Straße leuchten Flaggen, Hüte, T-Shirts und Schilder in Regenbogenfarben. Die Teilnehmer des Christopher Street Days (CSD) überprüfen noch einmal ihre Outfits und malen sich gegenseitig kleine bunte Fahnen ins Gesicht. An mehreren Stellen beschallen Boxen die Besucher mit unterschiedlicher Musik. Touristen mit Rollkoffern machen einen kurzen Stopp, um sich mit Drag-Queens fotografieren zu lassen. Auffällt nur, wer Businessanzug trägt. Alle anderen bilden eine große, friedliche und bunte
Einheit.
Allerdings gibt es auch einige, die mit einem mulmigen Gefühl auf die Demo gehen. „Die ersten Nachrichten, die ich gesehen habe, waren die über die Schießerei in Oslo. Man kann nie wissen, was passieren wird. Aber umso wichtiger ist es, auf die Straße zu gehen und für Toleranz zu kämpfen“, sagt Peter Leffek.
Daniel Peplinski beispielsweise wurde schon zusammengeschlagen, weil er homosexuell ist. „Ich habe den Eindruck, je sichtbarer wir werden, desto mehr steigt die Gewalt gegen uns an. Sicher fühle ich mich nicht“, sagt er. Daher wünscht er sich, dass Übergriffe auf Menschen der LGBTQ+-Bewegung als Hassverbrechen eingestuft werden. Unterstützt wird er von seiner Freundin Henni Helmer, die sich als queer bezeichnet. „Ich habe mich noch nicht richtig gefunden“, sagt sie. „Mir ist aber wichtig, dass jeder lieben kann, wen er will, ohne dass er dafür verurteilt wird.“ Auch Aisha Weiler ist noch im Findungsprozess und bezeichnet sich als queer. „In meinem Freundeskreis wurde das positiv aufgenommen. Sonst gab es aber eher Unverständnis. Ich würde mir einen offeneren Dialog wünschen. Und weniger bürokratische Hürden, wenn es zum Beispiel um Geschlechtsumwandlungen geht.“ In Düsseldorf fühlt sich Weiler als queere Person wohl, die Akzeptanz sei gut.
Statt großer Wagen sind
viele Fußgruppen dabei
Nach langer Wartezeit startet der Zug. Angeführt wird die Demo unter dem Motto „Leben und leben lassen“ vom Karnevalswagen der KG „De lilla Engel“, einem kleinen Karnevalsverein für Kinder und Jugendliche. Er ist der einzige größere Wagen, der in diesem Jahr dabei ist. „So sollte es auch eigentlich sein“, findet Kalle Wahle, Vorsitzender des CSD Düsseldorf. Für ihn ist es wichtig, dass die Veranstaltung nicht als Parade, sondern als Demonstration wahrgenommen wird. Und das wird sie auch. „Das ist aber mal eine Demo, toll“, sagt eine Zuschauerin an der Kö.
Statt der großen Wagen sind viele Fußgruppen dabei. Einige haben eigene Musik mitgebracht. „Das gibt eine tolle Verbindung von Demo und Party, denn natürlich wollen wir auch feiern“, sagt der
Veranstalter.
Wer doch mitfährt, ist Jacques Tillys Anti-Putin-Wagen. Der Düsseldorfer Kultur- und Kreativhof Quartier 8 hat den Wagen gekauft und frisch von Tillys Team überholen lassen. Mit ihm möchten sie Werbung für ihre Ukraine-Spendenaktion machen. „Den Wagen kann man temporär oder symbolisch ersteigern“, berichtet Initiator Joachim Josef „Jo Jo“ Johänning. Russland ist überhaupt ein großes Thema, sowohl wegen des Kriegs als auch wegen Diskriminierung. Eine Gruppe polnischer Teilnehmer vergleicht ihr Land mit Russland. „In Polen gibt es keine Akzeptanz für uns. Das ist dort wie in Russland. Dabei gehören wir doch zur EU“, sagt Pavel Padtke.
Laut machen die mehr als 5000 Teilnehmer auf sich aufmerksam. Besonders auf der Kö ziehen die überwiegend jungen Erwachsenen alle Blicke auf sich und animieren auch einige zum Mittanzen. Wahle nutzt die Gelegenheit, auf der Prachtmeile für Gleichheit und Akzeptanz zu werben, und lädt die Zuschauer ein, später mit ihnen am Johannes-Rau-Platz zu feiern. Dort heizt schon DJ Theo Fitsos die Stimmung an und stimmt auf das musikalische Programm ein. Im nächsten Jahr feiert der Düsseldorfer CSD seine 20. Auflage. Da wollen es die Veranstalter richtig krachen lassen, sagt Wahle.