Düsseldorf Diebesbande hatte sich auf Asiaten spezialisiert

Prozess gegen sechs Nordafrikaner begann am Donnerstag vor dem Landgericht. Sogar ein Vater in der Uni-Notaufnahme wurde bestohlen.

Foto: Andreas Bischof

Düsseldorf. Das Touristen aus Japan oder China mehr Bargeld bei sich haben, war die „Geschäftsidee“ einer Bande, die sich im Februar vergangenen Jahres gründete. Seit Donnerstag müssen sich sechs Nordafrikaner (27 bis 43 Jahre) vor dem Landgericht verantworten. Ihnen werden 72 Diebstähle zur Last gelegt. Die Opfer waren in den meisten Fällen Asiaten.

Dabei agierte die Bande in der Regel mit einer Gruppe von zwei oder drei Personen. Die Opfer wurden zunächst abgelenkt und in ein Gespräch verwickelt. Ein Komplize nutzte dann einen günstigen Augenblick, um Koffer oder andere Gepäckstücke zu entwenden.

Außerdem gab es einen „Beobachter“, der sich ein Stück abseits vom Geschehen aufhielt, damit man ihn erst gar nicht mit den Dieben in Verbindung brachte. Der suchte nicht nur die geeigneten Opfer aus, um dann seine Komplizen auf Diebestour zu schicken, sondern beobachtete auch, was nach der Tat passierte. Er teilte dem Rest der Bande dann mit, ob jemand die Verfolgung aufnimmt.

Aktiv waren die Täter unter anderem am Fernbahnhof des Flughafens. Meist sorgten sie künstlich an der Rolltreppe für Gedränge, um dann Reisenden die Geldbörsen, Laptops oder Kreditkarten aus der Tasche zu ziehen.

Später sollen die Trickdiebe im gesamten Stadtgebiet unterwegs gewesen sein. Sogar in der Kindernotaufnahme der Uni-Klinik. Hier wurde im Februar vergangenen Jahres einem Vater, der auf die Behandlung seines Sohnes wartete, das Mobiltelefon im Wert von 460 Euro gestohlen.

Die sechs Angeklagten sollen mit einer Reihe von Komplizen, die bisher nicht ermittelt werden konnten, überregional aktiv gewesen sein. So erbeuteten sie am Kölner Hauptbahnhof eine hochwertige Fotoausrüstung im Wert von 11 000 Euro. Am Hamburger Flughafen konnten sie mit Diebesgut im Gesamtwert von 13 000 Euro entkommen.

Am Donnerstag begann der Prozess mit zwei Stunden Verspätung: Die Justizvollzugsanstalt Wuppertal hatte vorher keinen Fahrer, um einen Angeklagten nach Düsseldorf zu fahren. Zum Auftakt machten die Angeklagten keine Aussage.