Düsseldorf Museumswärter gewinnt Foto-Preis
Wolfgang Rupek arbeitet als Wachmann im Museum Kunstpalast. Nun siegte er bei Wim-Wenders-Foto-Wettbewerb.
Düsseldorf. „Places to remember“ — „Erinnerungsorte“ heißt ein Foto-Wettbewerb in Düsseldorf. Das Museum Kunstpalast hat ihn im Rahmen der Ausstellung „4 Real & True 2. Wim Wenders. Landschaften. Photographien“ ins Leben gerufen. Zehn Fotografen haben Preise gewonnen. Für die drei besten wurde am Donnerstag im Museum eine Siegerehrung veranstaltet. Der Erstplatzierte heißt Wolfgang Rupek, Jahrgang 1957, und ist hauptberuflich Wachmann im Museum.
Doch er passt nicht nur auf Bilder auf. „Ich bin ein richtiger Kunstfreak“, sagt er im WZ-Gespräch. Im Kunstpalast zu arbeiten sei unglaublich inspirierend. „Das gibt einem einen ständigen Kick.“ Schon seit den 80er Jahren fotografiere er in der Freizeit, sagt Rupek. Früher sei er mit einer großen analogen Kameraausrüstung im schweren Silberkoffer durch die Lande gezogen. Heute fotografiere er nur noch mit einer handlichen Digitalkamera, einer Lumix zu moderaten 390 Euro. Für Profi-Ausrüstungen kann man ja hohe vierstellige Beträge ausgeben. „Wenn ich Berufsfotograf wäre, hätte ich vielleicht so ein Ding, weil es nicht anders geht“, meint der Hobby-Künstler. Doch der jetzt erlebte Erfolg sei ja ein Zeichen dafür, dass man auch mit einer einfacheren Kamera gute Resultate erzielen kann.
Das Sieger-Foto ist an der berüchtigten Bernauer Straße an der Berliner Mauer entstanden. Zu sehen ist ein stehengebliebener Wachturm aus DDR-Zeiten, davor ein Passant, der nach oben schaut. Das sei keineswegs gestellt gewesen, sagt Rupek. Er habe den Mann nicht gekannt. Kurz davor sei eine Gruppe Fahrradfahrer dagewesen. Doch das zufällige Motiv mit dem Mann, der den Kopf in den Nacken legt, sei es dann gewesen. „Hätte der nicht nach oben geschaut, wäre diese besondere Linie auf dem Foto nicht zustande gekommen“, meint Rupek. Und dann hätte das Foto vielleicht gar keinen Preis gewonnen.
Der Ort schrieb 1961 traurige Zeitgeschichte, als DDR-Flüchtlinge vom Wachturm aus erschossen wurden. Es sei ihm sehr bewusst, dass dies kein angenehmer Erinnerungsort ist, sagt Rupek. „Mein Foto hat nicht dieses sinnlich Spielerische wie bei Wim Wenders.“ Über den Sieg beim Wettbewerb habe er sich gefreut, sei aber auch ein wenig überrascht, gibt Rupek zu.
„Unter den ersten zehn sind unglaublich schöne Arbeiten“, sagt Rupek über die Fotos seiner Mitbewerber. Besonders gut gefalle ihm das Bild „Holz“, ein Foto von dem gleichnamigen Dorf, das bald den Baggern des Braunkohleabbaus zum Opfer fällt. „Das Bild ist traurig schön und hat eine ganz tolle Lichtstimmung.“ Der gelernte Druckgrafiker, der seine Ausbildung bei dem Düsseldorfer Winfried Jokisch genossen hatte, arbeite einst bei der Firma Siemens und übernahm verschiedene Jobs nach der Stilllegung seines Produktionsstandortes.
Seit 2012 sei er Sicherheitsfachkraft im Kunstpalast. Er male auch jedes Jahr ein Ölgemälde. Zu mehr lasse ihm sein Hauptberuf keine Zeit. Nach dem Foto-Erfolg wolle er aber häufiger an Wettbewerben teilnehmen. Die Preise des hiesigen Foto-Wettbewerbs sind nicht mit einem Geldbetrag dotiert, aber er bekommt von seinem Foto einen hochwertigen „Gallery Print“ im Wert von etwa 500 Euro. Die nächstplatzierten Fotos werden auch edel reproduziert mit der Technik Alu Dibond. Ausgestellt werden die Fotos im Museum aber nicht.