Domian spricht über das Sterben
Heute Abend steht der frühere Nacht-Talker im Savoy Theater mit seinem neuen Programm auf der Bühne.
Seit langem setzt sich der Autor und Radiomoderator Jürgen Domian für eine Enttabuisierung der Selbsttötung ein. Darüber hat er auch ein Buch geschrieben. Sein neuer Roman „Dämonen“ ist im Oktober beim Gütersloher Verlagshaus erschienen. Zusammen mit dem Autor und Dramaturgen John von Düffel konzipierte der ehemalige Talkmaster zum Buch ein Bühnenprogramm, mit dem er nun auf Tournee geht: Heute Abend steht er um 20 Uhr auf der Bühne im Savoy Theater an der Graf-Adolf-Straße.
Die Idee kam ihm, weil er in seiner Sendung viele Gespräche mit Menschen geführt hat, die des Lebens überdrüssig waren. „Es geht um einen Mann, der im Juni entscheidet, sich im Dezember an seinem 60. Geburtstag umzubringen. Er möchte in einer kalten Polarnacht eine Flasche Whiskey trinken, sich danach ausziehen und nackt im Schnee sterben. „Im Buch begleite ich den Mann nach Lappland und dokumentiere seinen Kampf gegen die Dämonen seines Lebens. Während der Lesung kann das Publikum daran teilhaben .“
„Ich freue mich sehr, die Gelegenheit zu haben, mein neues Buch in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorstellen zu können, und ich bin sehr gespannt auf den Kontakt mit meinem Publikum“, verriet Jürgen Domian. 22 Jahre lang talkte er nachts im TV und im Radio. Meistens ging es um menschliche Abgründe und Sorgen seiner Anrufer. Über 20 000 Gespräche hat Domian während seiner Talk-Zeit geführt. „Ich bin in dieser Zeit oft an die Grenzen meiner Kraft gekommen. Und wenn man immer erst um 5.30 Uhr morgens ins Bett kommt, dann ist das Alltagsleben völlig auf den Kopf gestellt“, sagt der inzwischen 60-Jährige mit Blick zurück. Gesundheitliche Gründe hätten ihn dazu bewogen, diesen Job aufzugeben. Obwohl er betont, dass er ansonsten noch gerne weiter gemacht hätte.
Im Hintergrund stand immer ein Psychologe beratend zur Seite. „Ohne ihn wäre es nicht gegangen. Wir haben über die bizarrsten Dinge der Sexualität gesprochen. Oder schwerste Gewalt. Besonders schwierig waren die Gespräche mit Sterbenden“, sagt Domain.
Domian verspricht, dass es keine Lesung der üblichen Sorte werden wird. „Wir arbeiten mit Einspielern und speziellen Lichteffekten.“ Vor der Lesung können die Zuhörer ihre persönlichen Ängste aufschreiben. Einige davon liest Domian vor. Und in der Mitte der Veranstaltung wird sich der gelernte Journalist zu seinem Publikum setzen. „Dann sind meine Gäste die Stars der Veranstaltung und ich werde den Dingen ihren Lauf lassen“. Das sei sehr reizvoll, wie er betont. „Man kann nämlich nie im Voraus sagen, in welche Richtung sich der Abend entwickelt. Das ist immer anders.“
Für seine Fähigkeit, gut zuzuhören, wurde er 2003 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Das Buch in der gebundenen Ausgabe gibt es für 17,99 Euro zu kaufen. Die Tickets für die Veranstaltung heute Abend gibt es ab 21 Euro an der Abendkasse.