Drei Spielarten des Jazz versetzen den Hofgarten musikalisch in Schwingung
Amants de Lulu und Aram Khachaturian setzen eher Schwerpunkte bei der Folklore, das Jan Prax Quartett klingt dagegen nach Swing aus den USA.
Die von der Sonne ausgeblichene Wiese vor der Hofgarten-Bühne ist wieder voll von Jazz-Liebhabern. Auf Bänken, Klappstühlen und Decken hat man es sich bequem gemacht. Viele Besucher haben auch Stehplätze gefunden.
„Jazz und Weltmusik im Hofgarten“ ist schon eine liebgewonnene Tradition in Düsseldorf. Jetzt hat die Jazz-Schmiede, die die Konzerte in Kooperation mit dem „Eine Welt Forum Düsseldorf“ veranstaltet, zwei künstlerisch famose, aber musikalisch sehr unterschiedliche Ensembles eingeladen: „Amants de Lulu“ aus Katalonien und das deutsche Jan Prax Quartett. Die aus der Nähe von Barcelona stammende Gruppe Amants de Lulu macht keinen Jazz im engeren Sinne, sondern hat sich auf eine Art europäischen Folk spezialisiert. Zwei Violinen, Gitarre und Kontrabass sowie Gesang aus allen vier Kehlen des Quartetts ergeben einen kleinen, aber sehr variablen Klang-Pool. In vielen verschiedenen Stilen können die Katalanen, die nur äußerst selten in Deutschland auftreten, musizieren - von Klassik bis zu orientalisch angehauchter Folklore. „Eurofolk“ nennen die Musiker ihren Stil, der beim Hofgarten-Publikum bestens ankommt. Eine Musik-Überraschung jagt die nächste.
Auf eine spanische Burleske aus Valencia, die angeblich dazu erdacht wurde, Tiere auf Bauernhöfen zur Arbeit anzutreiben, folgt Barockes von Antonio Vivaldi: das heftige Sommergewitter aus den „Vier Jahreszeiten“. Die Bearbeitung für Streicher und Gitarre ist freilich unorthodox, erweist sich aber als überaus druckvoll und mitreißend.
Zu Gehör kommt auch Beschwingtes des Armeniers Aram Khachaturian: der sonor dahin wallende Walzer aus der Suite „Masquerade“. Die vier Musiker können auch virtuos aufdrehen mit reichlich Tempo-Steigerung. Ein Stück klingt wie eine Tarantella, bei der man den Eindruck bekommt, ein Tänzer würde sich immer schneller im Kreise drehen. Viel Schmiss und geschwungene Melodik besitzt das israelische Lied „Schalom“, das als Rausschmeißer dient, auf den noch eine nicht minder effektvolle Zugabe folgt.
Nach all dem folkloristischen und teils klassischen Reigen wirkt das Jan Prax Quartett vergleichsweise kühl. Auch die elegante Kleidung der deutschen Jazzer bildet einen Kontrast zum legeren Outfit der Katalanen. Mit seinem frischen, pulsierenden Sound gelte das Jan Prax Quartett um den Ausnahme-Saxophonisten als ein vielversprechender Newcomer des Young German Jazz, sagt Jazz-Schmieden-Vorsitzender Peter Weiss. Das Ensemble sei mit das Beste, was Deutschland im Jazzbereich gegenwärtig zu bieten habe.
Nun ist der amerikanische Einfluss kaum zu überhören. Man fühlt sich erinnert an den Swing aus Übersee. Dennoch pflegt das Quartett einen eignen noblen Stil. Die Stücke wirken fein ausgearbeitet, und die Darbietung an Saxophon, Klavier, Bass und Drums beeindruckt durch Noblesse und spieltechnische Souveränität. Das ist Jazz vom Feinsten, der vielleicht nicht ganz so unmittelbar das Gemüt erhellt wie die Folklore der Katalanen, aber dennoch für viel gute Stimmung im Hofgarten sorgt.