Dügida geht in der Menge unter
Die Stimmung war auf beiden Seiten gereizt, kurz blitzte Gewalt auf. Doch Dügida konnte nicht mobilisieren.
Düsseldorf. Hat Pegida/Dügida sich in Düsseldorf erledigt? Die Organisatorin der gestrigen Demonstration Melanie Dittmer will im Wochenrhythmus montags weitermachen. Doch 150 Teilnehmer — die auf rund 5500 Gegendemonstranten trafen — sprechen nicht dafür. Trotz des großen Zahlenunterschieds kochten aber gestern Abend die Emotionen auf beiden Seiten hoch. Zum Teil flogen Flaschen, mehrere Polizisten wurden verletzt.
Während rund 3500 dem Aufruf des Düsseldorfer Appells gefolgt und zur Gegenkundgebung vor das DGB-Haus gekommen waren, stellten sich auf dem Bahnhofsvorplatz rund 2000 weitere Menschen der Dügida in den Weg. Im Schutz der Polizei nahmen die Demonstranten dann eine Ausweichroute über den Parkplatz und die Bismarckstraße. Der kurze Marsch endete nach fünf Minuten in der Friedrich-Ebert-Straße, wo sich beide Seiten getrennt durch die Polizei dicht gegenüber standen.
Beide Seiten versuchten, sich gegenseitig mit Sprechchören zu übertreffen. Die Dügida musste sich immer wieder „Nazis raus!“ anhören, worauf die Demonstranten mit „Wir sind das Volk!“, Beleidigungen der Antifa oder „Deutschland!“-Rufen antworteten. Die Stimmung wirkte auf beiden Seiten gereizt, die Lage blieb aber zunächst stabil, nur einmal erlitt ein Polizist eine Platzwunde unter dem Auge, als ein Gegenstand aus den Reihen der Gegendemonstranten geworfen wurde.
Gegen 19.30 Uhr setzte sich die Dügida dann Richtung Graf-Adolf-Straße in Bewegung, begleitet von Protestierern aus den Nebenstraßen. An der Ecke Stresemannstraße flogen Flaschen in Richtung Dügida. Polizei und Ordner verhinderten eine Eskalation, eine Kollegin wurde am Helm getroffen. Neben Melanie Dittmer trat auch Dügida-Anwalt Björn Clemens als Redner auf. Es ging gegen OB Geisel, Islamisierung, unkontrollierte Zuwanderung. Auch die Ereignisse von Paris wurden wiederholt angesprochen — als Beweis für die angeblich vorangeschrittene Islamisierung.
Ein besonderes Zeichen gegen Dügida setzte Cellist Thomas Beckmann, der sich vor die Demonstranten setzte und begann, Cello zu spielen. Von einem Dügida-Teilnehmer wurde er aufgefordert die Nationalhymne zu spielen, worauf ein eigenartiges Spontankonzert entstand. Beckmann zur WZ: „Ich habe Haydn gespielt und an die dritte Strophe gedacht.“ Es sei ihm darum gegangen, Mut zu zeigen und sich in den Weg zu stellen.