Kulturbühne Corona zum Trotz: Freiluftkonzerte bis in den Herbst
DÜSSELDORF. · Kleine Konzerte mit ausgeklügelten Hygienekonzepten halten die Open-Air-Musikfans in Mönchengladbach und Düsseldorf bei Laune.
Die Veranstaltungswirtschaft und die Kulturszene sind die von der Corona-Pandemie vermutlich am intensivsten betroffenen Bereiche. Eine Branche, in der in Deutschland über eine Million Menschen beschäftigt sind. Eine Branche, die 2018 laut Bundeswirtschaftsministerium etwa 168,3 Milliarden Euro umsetzte. Bis diese Branche wieder richtig auf die Füße kommt, wird aber wohl noch Zeit vergehen, denn bis zum 31. Oktober sind Großveranstaltungen laut Corona-Schutzverordnung noch verboten. Veranstaltungen mit mehr als 100 Menschen sind indes erlaubt, wenn ein entsprechendes Hygiene- und Abstandskonzept vorliegt. Das hat Veranstalter aus der Region auf die Idee gebracht, kleine Konzert- und Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel auf die Beine zu stellen. Ein Überblick:
Sparkassenpark Mönchengladbach: Im Hockeypark steht die wohl größte temporäre Bühne in der Region. Dort passen rund 1000 Fans auf das Gelände, verteilt auf 500 Strandkörbe. Die Idee hatte Michael Hilgers, Geschäftsführer des Sparkassenparks: „Am Anfang der Corona-Krise war ich an der Nordsee. Direkt danach haben wir mehr als 500 Strandkörbe gekauft, in der Hoffnung, dass wir alle mit unserem Hygienekonzept überzeugen können und alle erforderlichen Genehmigungen bekommen. Das hat funktioniert.“ Im Sparkassenpark setzt man überwiegend auf Musik und auf bekannte Namen wie Ben Becker, Doro Pesch, Culcha Candela, Pietro Lombardi oder Gentleman. Zudem werden Lesungen mit Ben Becker oder Comedy mit Markus Krebs angeboten. Das Hygienekonzept sei mittlerweile sogar von anderen Veranstaltern adaptiert worden, berichtet Hilgers. Ob sich die Investitionen am Ende auch finanziell lohnen, könne er noch nicht sagen: „Wirtschaftlich gesehen müssen wir die Saison erst einmal abwarten. Aber wir haben bereits viel positive Resonanz bekommen, sodass es auf jeden Fall die richtige Entscheidung war.“ Bislang sind Veranstaltungen bis zum 4. Oktober geplant.
Kulturbühne Düsseldorf: In Düsseldorf gibt es gleich zwei Open-Air-Musikbühnen. Die Kulturbühne im Rheinpark befindet sich direkt neben der Rheinterrasse. Dort setzt man auf ein etwas anderes Konzept. Es gibt 500 Plätze – abgetrennt in Boxen, mit jeweils zehn Personen. In jeder Box stehen zwei Tische und vier Sitzbänke. „So kann man sich auch in der Boxen noch trennen, wenn die Besucher das wünschen“, sagt Veranstalter Martin Wilms. Jede Box hat 20 Quadratmeter Platz und der Abstand zur nächsten beträgt 1,50 Meter. Die Boxen sind an drei Seiten durch Absperrgitter voneinander getrennt, zur Bühne hin sind sie offen. Ende Mai hat Wilms die Idee konzipiert und das Konzept bei der Stadt eingereicht. „Da wurden wir toll unterstützt.“ Wilms setzt vor allem auf lokale Künstler sowie auf Bands aus dem Karneval. Konzerte mit Enkelson, Porno al Forno, Dieter Nuhr oder Kasalla sind fast ausverkauft. Veranstaltungen sind bis zum 31. August geplant. „Wir würden gerne noch bis zum 20. September verlängern. Die Gespräche mit der Stadt laufen.“ Komiker Bernd Stelter musste seinen Abend allerdings wegen zu geringer Kartennachfrage absagen.
Düsseldorfer Heimatland: Im „Heimatland“ sieht das Konzept wieder anders aus. Denn vor ein paar Wochen war der Gantenbergweg 445 im Düsseldorfer Stadtteil Flehe nur eine grüne Wiese. Viele Lkw-Ladungen Sand, Liegestühle, Bierzeltgarnituren und eine große Bühne haben daraus jetzt einen schmucken Biergarten mit kleiner Konzertbühne gemacht. Dort finden bis zum 30. August verschiedene Konzerte statt. Die Veranstalter setzen auf lokale Künstler wie die Karnevalsband Kokolores (21. August), den Pianisten Sascha Klaar (23. August) oder Stimmungssängerin Yasmin Marie. Am 28. und 29. August kommt die Kultband Brings nach Flehe. „Die Konzerte dauern jeweils 60 Minuten. Der Eintritt kostet jeweils zehn Euro (bis auf Brings). „Der Betrag wird komplett an die Künstler weitergeleitet, die lange Zeit überhaupt keine Einnahmen hatten“, erklärt Veranstalter Stefan Kleinehr. An den Tagen, an denen keine Konzerte stattfinden, ist das „Heimatland“ für Besucher ohne Eintritt zugänglich. Reservierungen unter Telefon 0177-309 76 81oder