Schulentwicklung in Düsseldorf Erweiterungen statt Schulneubau
Düsseldorf · Für Kritik sorgt der Plan der Stadt, bei der Umsetzung des Hansaviertels auf den Bau einer Grundschule zu verzichten.
Dem linksrheinischen Stadtbezirk 4 (Oberkassel, Niederkassel, Heerdt, Lörick) stehen aktuell 14 Züge in seinen Grundschulen zur Verfügung, der Bedarf ist damit gedeckt. Zur Erklärung: In einer dreizügigen Schule gibt es drei Klassen pro Jahrgang. Weil laut Schulverwaltungsamt langfristig 16 bis 18 Züge benötigt werden – im Linksrheinischen wird viel gebaut und die Einwohnerzahl wird sich dadurch erhöhen –, waren die Lokalpolitiker der Bezirksvertretung (BV) 4 sowohl in ihren Sitzungen im November als auch zuletzt im Dezember verwundert, dass die Verwaltung in den städtebaulichen Plänen des Hansaviertels in Heerdt auf den Bau einer zusätzlichen Grundschule verzichten will – zumal im ersten Entwurf eine weitere Grundschule eingeplant wurde. Der parteilose Bezirksvertreter Alexander Schmitt hakte deswegen mit einer Anfrage nach.
Stadt möchte vier zusätzliche Klassen pro Jahrgang schaffen
Die Stadt hält es jedoch für den besten Weg, langfristig 18 Züge zu schaffen (vier zusätzliche Klassen pro Jahrgang, 464 zusätzliche Schulplätze), indem an der Grundschule Niederkassel die Zügigkeit von zwei auf vier und an der Heinrich-Heine-Grundschule die Zügigkeit des Teilstandorts an der Pestalozzistraße von eins auf drei erhöht wird. „Erfahrungsgemäß ist die Erweiterung von beliebten Bestandsschulen zielführender als die Gründung eines neuen Schulstandortes“, argumentiert die Verwaltung. Eine neue Schule sei zunächst nur eingeplant worden, weil zum damaligen Zeitpunkt die Möglichkeit einer Erweiterung der KGS Niederkassel noch nicht festgestanden habe. „Inzwischen steht fest, dass das möglich ist, sodass der Bedarf für einen zusätzlichen Grundschulstandort im Plangebiet Hansaallee/Schwalmstraße nicht mehr besteht. Die prognostizierten Grundbedarfe im Stadtbezirk 4 sollen demnach durch Erweiterungen an den Bestandsschulen geschaffen werden“, so die Verwaltung weiter.
In der vergangenen Sitzung der BV 4 machte Peter Thoma vom Schulverwaltungsamt deutlich, dass die Berechnungen der Stadt in anderen Stadtteilen mit vielen Neubauprojekten stets gepasst hätten. Nun im Hansaviertel eine neue Schule zu bauen, würde die Bestandsschulen schwächen. Falls die Zukunft zeige, dass die 18 Züge nicht ausreichten, „müssen wir noch einmal in die Prüfung gehen“, sagte Thoma.
Die FDP geht davon schon fast aus, denn Mirko Rohloff (beratendes Mitglied) zweifelt die Berechnungen doch stark an. SPD-Fraktionssprecher Marco Staack meinte, die Verwaltung würde eine „Chance vertan“, wenn sie auf den Schulneubau im Hansaviertel verzichtet. Thomas Antwort: Natürlich sei eine neue Schule für die Kinder am zukünftigen Wohnstandort am komfortabelsten, doch müsse der gesamte Stadtbezirk in den Blick genommen werden. Markus Loh von den Grünen machte der Verwaltung wegen ihrer Entscheidung einen Vorwurf. Es dürfe nicht passieren, dass erst ein intensiver Wettbewerb gemacht und eine Schule eingeplant werde, „die dann plötzlich aus den Plänen wieder verschwindet“. Bezirksvertreter Schmitt schaute derweil auch ins Rechtsrheinische. Er wollte wissen, wie die Stadt für einen Neubau des Luisen-Gymnasiums rund 106 Millionen Euro nur für eine Schule freigibt, während die Kosten für einen Grundschulbau doch deutlich geringer ausfalle. Das wird aber von der Verwaltung verneint. Der Neubau für das Luisen-Gymnasium an der Völklinger Straße werde Platz für etwa 1000 Schüler bieten und umfasse eine Dreifachsporthalle mit einer Zuschauerkapazität von bis zu 1200 Personen. „Bei der Betrachtung der Kosten für den einzelnen Schulplatz liegen die Kosten inflations- und baupreissteigerungsbereinigt nicht höher als bei vergleichbaren Projekten der Landeshauptstadt. Auch die Errichtung eines neuen Grundschulstandortes würde pro Schulplatz ähnliche Kosten hervorrufen“, erklärt die Stadt. Die möglichen Kosten für einen neuen Grundschulstandort könnten generell ohne eine detaillierte Planung nicht genannt werden. Allerdings zeigen laut Verwaltung Erfahrungswerte, dass die Kosten bei der Erweiterung von Bestandsschulen im Verhältnis grundsätzlich niedriger liegen als bei dem Bau eines neuen Schulstandortes.