Düsseldorfer Gastronomen-Tochter wählte die Kunst Dramaturgie statt Gastronomie
Düsseldorf · Zarah Mayer wollte nicht wie die Eltern in die Gastronomie, sondern ans Theater.
Zarah Mayer genießt es sichtlich, wieder in Düsseldorf zu sein. Auf einer Bank vor dem Ohme Jupp hat sie es sich gemütlich gemacht, grüßt Passanten und plaudert mit ihrer Familie. Fußball ist dabei ein wichtiges Thema. „Ich bin gerade zur richtigen Zeit zu Besuch nach Düsseldorf gekommen. Die Kirmes habe ich leider verpasst. Aber es war toll, das Halbfinale der Damen zusammen im Ohme Jupp zu schauen. In der Schweiz wäre das so nicht möglich gewesen“, sagt sie.
Die Schweiz ist seit sieben Jahren das neue Zuhause der Dramaturgin. „Als ich dort mit dem Studium angefangen habe, hätte ich niemals gedacht, dass ich dort mal hängen bleibe“, sagt sie mit einem Lachen. Die Schweiz sei aber ein gutes Land für Theaterschaffende. Es gebe viele Ressourcen, eine gute Infrastruktur, und als freischaffende Theatermacherin zu arbeiten, sei dort einfacher.
Mayers Leidenschaft für das Theater wurde während ihrer Schulzeit geweckt. Da hat sie im Literaturkurs am Comenius-Gymnasiums und auch in einem selbstorganisierten Projekt geschauspielert. Auch heute steht sie übrigens noch manchmal auf der Bühne. „Das macht mir immer noch Spaß. Aber ich bin keine Rampensau. Ich liebe es mehr, mich mit Theorien auseinanderzusetzen, Konzepte zu erstellen, Spielpläne zu konzipieren und theaterpädagogisch zu arbeiten. Da passt die Dramaturgie besser zu mir.“
Als sie in der Oberstufe war, zeigte ihr ihr Vater eine Anzeige des Düsseldorfer Schauspielhauses, das Jugendliche für ein Projekt zur EU-Politik suchte. „Da war ich gerade in einer Orientierungsphase. Ich wollte herausfinden, was ich nach dem Abi machen möchte. Also habe ich mitgemacht“, erinnert sich die 27-Jährige. Es folgten Regie-Hospitanzen am Schauspielhaus und ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur am Maxim Gorki Theater Berlin. Da hat Mayer theaterpädagogisch gearbeitet und festgestellt, dass das Theater weit mehr Arbeitsfelder biete, als die Klassiker Schauspiel und Regie.
Die Erfahrung, dass Theater ein kollektiver Prozess ist und die unterschiedlichsten narrativen Möglichkeiten bietet, führte sie zu der Entscheidung, an der Züricher Hochschule der Künste Dramaturgie zu studieren.
Für ihre Eltern, Birgit Mayer und Zeljko Marijancevic, die Inhaber des kultigen Ohme Jupp an der Ratinger Straße, sei es kein Problem gewesen, dass ihre Tochter nicht in die Gastronomie einsteigen wollte. „Ich glaube, sie waren sogar ganz froh, dass der Kelch an mir vorüber gegangen ist. Ich bin vielleicht ein wenig zu gutgläubig für ein so hartes Business“, sagt der Fußball-Fan. Allerdings seien Gastro und Theater gar nicht so weit voneinander entfernt, findet die 27-Jährige.
„Ich bin immer noch eine Gastgeberin. In beiden Bereichen geht es viel um Psychologie. Was möchten die Gäste oder das Publikum und wie gehe ich mit den Theaterschaffenden um? Wie können beide Welten sich austauschen? Und die harte Arbeitsmoral, die ich aus der Gastro kenne, kommt mir hier sehr zu Gute. Vielleicht mache ich ja mal eine Theaterkantine auf, dann kann ich Theater und Gastronomie verbinden.“
Geld oder Prestige könne man als Theaterschaffender nicht gerade gewinnen, gibt Mayer zu. Aber das sei ihr auch nicht wichtig. „Ich liebe das Theater einfach, weil es so flüchtig ist. Und es liegt eine große Kraft darin, gemeinsam einen Moment zu erschaffen, den man nicht festhalten kann. Man muss dabei gewesen sein, um das Gefühl zu erleben.“
Als Autorin die Liebe zu Erzählungen ausleben
Ob sie dauerhaft als Dramaturgin arbeiten möchte, kann sie noch nicht sagen. Die Düsseldorferin kann sich auch vorstellen, selber künstlerische und wissenschaftliche Texte zu schreiben. Als Autorin könnte Mayer ihre Liebe zu Erzählungen ausleben und für sie wichtige Themen wie Feminismus, Klassismus oder auch Anti-Rassismus auf Papier und Bühne bringen. „Das sollen nicht einfach nur Themen bleiben. Es geht um Geschichten, Personen, Empathie und auch eigene Lebensrealitäten.“
Ab September wird Mayer im Roxy, einem Theater in Birsfelden bei Basel, als Dramaturgin arbeiten. Eine Aufgabe, auf die sie sich schon sehr freut, weil sie dort viel mit Nachwuchskünstlern zu tun haben wird. „Das Theater ist eine tolle Plattform für Jugendliche und junge Erwachsene. Hier kann man lernen, sich selbst und auch politische und gesellschaftliche Themen zu reflektieren“, sagt sie. Dabei schließt sie nicht aus, irgendwann wieder nach Düsseldorf zu ziehen und hier zu arbeiten.
„Düsseldorf ist eine schöne Stadt und hat viele kulturelle Angebote. Hinzu kommt die Nähe zum Ruhrgebiet. Außerdem verstehe ich die Menschen hier einfach besser“, erzählt sie lachend. Vielleicht könnte sie sich hier auch einen ihrer Träume erfüllen.
Die Dramaturgin würde nämlich gerne mal ein Festival veranstalten. „Das wäre spannend. Es gibt so tolle Formate, und dafür ein Programm zu erarbeiten, das wäre einfach nurschön“, findet die Kulturschaffende.