Straßenumbenennung in Düsseldorf Neue unbelastete Namen für elf Düsseldorfer Straßen
Düsseldorf · Bei der Namensfindung wurden die Bürger einbezogen. Vorrangig wurden Frauennamen ausgewählt.
In seiner Sitzung am Donnerstag will der Stadtrat für elf Straßen in sechs Stadtbezirken einen neuen Namen beschließen. Dass die Straßen umbenannt werden sollen, hatte das Gremium bereits im Sommer 2021 entschieden, da deren heutige Namensgeber historisch aus der Zeit von Kolonialismus, Militarismus, Nationalsozialismus belastet sind oder denen Antisemitismus vorgeworfen wird. Eine Expertenkommission um Benedikt Mauer, Leiter des Stadtarchivs, und den Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, Bastian Fleermann, hatte das herausgearbeitet.
Dem Aufruf, Vorschläge für eine neue Benennung einzureichen, folgten die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer sehr engagiert: Mehr als 330 Vorschläge gingen beim Vermessungs- und Katasteramt ein. In den betroffenen Bezirksverwaltungsstellen wurden diese öffentlich diskutiert, bevor die Bezirksvertretungen darüber abstimmten.
Nun soll der Rat die folgenden Änderungen beschließen: Leutweinstraße in Auenblick, Petersstraße in Eisvogelweg, Pfitznerstraße in Clara-Schumann-Straße, Woermannstraße in Am Auwald, Lüderitzstraße in An der Kämpe, Wilhelm-Schmidtbonn-Straße in Erika-Mann-Straße, Hans-Christoph-Seebohm-Straße in Helene-Weber-Straße, Porschstraße in Ilna-Wunderwald-Straße, Wissmannstraße in Hermann-Smeets-Straße, Heinz-Ingenstau-Straße in Bernd-und-Hilla-Becher-Straße und Schlieffenstraße in Radschlägerweg. Eine Sonderstellung hat der Münchhausenweg, der nach dem Lyriker Börries Freiherr von Münchhausen benannt ist. Dieser war Antisemit und unterstützte das NS-Regime. Der Weg erhält keinen neuen Namen, sondern wird nun dem Lügenbaron Münchhausen gewidmet.
Die Ratsfraktion Die Linke ist mit den neuen Namen nicht einverstanden und will am Donnerstag entsprechende Änderungsanträge einbringen. „Auf der einen Seite ist es ein Erfolg, dass der Stadtrat jetzt die Ehrung von Nazis und Kolonialverbrechern beenden will. Es war ein langer Kampf. Auf der anderen Seite ist es bitter, dass viele der neuen Straßennamen keine kritische Auseinandersetzung mit der Nazi- und Kolonialvergangenheit ermöglichen“, sagt Ratsfrau Sigrid Lehmann. Als Beispiel nennt sie die Schlieffenstraße. Alfred Graf von Schlieffen wird aggressiver Kolonialismus vorgeworfen und er soll den Völkermord an den Herero gebilligt haben. Die Straße sollte nach Auffassung der Linken deshalb nach einer Herero benannt werden. „Wir werden Anna Mungunda vorschlagen, die als Kämpferin gegen die Apartheid und für die namibische Unabhängigkeit viele afrikanische Frauen inspiriert hat.“
Etwa 1800 Bürger sollen laut Stadt von der Umbenennung betroffen sein. Für sie sollen exklusive Termine in den Bürgerbüros bereitgestellt werden, um etwa neue Personalausweise zu beantragen. Dabei wird die Stadt alle Kosten für die Anpassung amtlicher Dokumente übernehmen. Die Änderungen der Lagebezeichnungen im Grundbuchamt sollen kostenfrei sein und automatisch umgesetzt werden. Entschädigungen zum Beispiel für neue Visitenkarten oder den Aufdruck von Firmenfahrzeugen oder den Zeitaufwand wird es allerdings nicht geben. Wenn die Straßen ihre neuen Bezeichnungen tragen, sollen noch ein Jahr lang die alten Straßenschilder hängen bleiben, die dann allerdings durchgestrichen werden. Das soll die Umstellung für Postboten und Rettungsdienste erleichtern.