Düsseldorf feierte seine Künste
Kunstfans kamen an diesem Wochenende bei Vernissagen, Treffen bei Philara und einer Großschau in der alten Paketpost auf ihre Kosten.
Ein Wochenende für Künstler, Sammler und Fans. An allen Ecken und Enden der Stadt fanden Events und Vernissagen statt. Das begann Freitagabend mit einem Rendezvous aller Galerien. Bei Van Horn etwa gaben sich Andreas Gursky, Thomas Ruff, Claus Föttinger und natürlich der ausstellende Diango Hernandez die Klinke in die Hand. Ein paar Schritte entfernt organisierten Galeristen der Art Düsseldorf eine Riesenfete bei Philara. Mäzenin Julia Stoschek und Schauspieler Herbert Grönemeyer, Institutsleiter und Sammler gehörten zu den Gästen, verspeisten Couscous und Königsberger Klopse. Am Wochenende ging auf dem ehemaligen Postgelände hinter dem Hauptbahnhof die Post ab.
Dort waren 90 Atelierbesitzer und 41 geladene Künstler an der Ausstellung „postPost final“ beteiligt. Gleich in den Eröffnungsreden gab es eine freudige Überraschung, denn die Ateliers zum Spottpreis von drei Euro pro Quadratmeter bleiben bis Ende März bestehen. Die Abrissbirne kommt erst im April.
Für den schwedischen Projektentwickler Catella als Eigentümer, der 500 Millionen Euro investieren will, bedeutete das Wochenende einen guten Anlass, um auf sein Bauvorhaben „Grand Central“ hinzuweisen, für das er natürlich auch Investoren und Mieter sucht. Deshalb gab er die alten Hallen zur kreativen Zwischennutzung frei und hofft, dass sich viele Künstler am Werkstattverfahren für die Freiflächen beteiligen.
Die Ausstellung selbst ist das Ergebnis vieler Beteiligter. Catella sprach die Eventagentur Zackbumm für die Organisation an. Die kontaktierte Philipp Maiburg vom Open Source Festival für die künstlerischen Inhalte. Der suchte die 90 Künstler für die 30 temporären Ateliers im Altbau aus und holte den jungen Kurator Wilko Austermann ins Boot. Letztlich sprang auch die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland ein, die zu ihrem 30-jährigen Bestehen das zweitägige mit erheblichen Summen fördert.
Für Wilko Austermann gehörte viel Wagemut dazu, um 38 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche einigermaßen in den Griff zu bekommen. Das gelang ihm vor allem bei den Installationen.
Mischa Kuball steuerte ein 30 Jahre altes Foto der Paketpost bei, das er auf einem transparenten Träger groß aufblies. Ben Neumann präsentierte ein noch größeres Foto mit gespiegelten Wohnsilos aus Brasilien.
Wer wollte, konnte darin eine Persiflage auf Wohntürme, Hotel und insgesamt tausend Wohnungen im „Grand Central“ sehen. Sebastian Wickeroth wiederum reagiert auf die Kollegen mit schwarzer Lackfolie, die er über Keilrahmen spannte. Im glatten, weichen Kunststoff spiegelten sich Menschen und Kunstwerke.
Lara Rottinghaus übertrug die Silhouetten von Passanten auf semitransparente Folien, so dass es den Anschein hatte, als promenierten die Leute durch die Ausstellung. Die schönste Arbeit schuf die Studentin Swinda Oelke aus der Klasse Hörnschemeyer. Auf der Hebebühne befestigte sie einen Elektromotor in Kunststoffbändern, die kleine Spiegeltreppen halten. Da der Motor sich permanent dreht, tänzeln die Treppen und reflektieren das Licht, das durch die Spiegel in den Raum reflektiert wird.
Bevor gestern Abend alles abgebaut wurde, gab es eine gute Nachricht: Ab Januar stehen im ehemaligen Landeskriminalamt in der Völklinger Straße 24 13 bis zu 15 Atelierräume für maximal 30 Künstler bereit. Die Miete liegt bei 5 Euro pro Quadratmeter. Diese LKART-Studios legen den Schwerpunkt auf digitale Kunst in Videos, Installationen und Fotografie. Julia Stoschek vergibt zwei Atelierstipendien für jeweils ein Jahr.
Bewerber können sich über das Open Source Festival melden.