Düsseldorf ist eine perfekte Film-Kulisse
Von aktuellen Serien zu Hollywood-Streifen: Die Stadt wird als Drehort entdeckt. Und dafür gibt es gute Gründe.
Düsseldorf. Asta Nielsen. Götz George. Halle Berry. Drei klangvolle Namen der Filmgeschichte. Und drei Stars, die diese Filmgeschichte zu unterschiedlichen Zeiten eben auch in Düsseldorf schrieben. Die Dänin Asta Nielsen drehte hier 1910 ihren ersten bekannten Film „Abgründe“. Götz George stürzte sich 78 Jahre später in „Die Katze“ aus einem Fenster des Hotels Nikko in den Filmtod. Und die US-Amerikanerin Halle Berry stattete 2011 für die Hollywood-Produktion „Cloud Atlas“ dem Dreischeibenhaus einen Besuch ab.
„Sie sehen also“, sagt Bernd Desinger, Direktor des Filmmuseums: „Düsseldorf war immer wieder einmal Drehort.“ Eine richtige Einschätzung, die es dennoch nicht so genau trifft, denn: „Immer wieder einmal“ — das war einmal. Denn: Düsseldorf scheint sich zu einem steten Drehort zu entwickeln.
Seit vier Jahren bekämpft die Kriminalkommissarin Helen Dorn alias Anna Loos in der Stadt das Verbrechen mit Geradlinig- und Beharrlichkeit. Auch „Die Füchsin“ — eine von Lina Wendel gemimte ehemalige Spionin des Ministeriums für Staatssicherheit — wusste zuletzt die Vorzüge Düsseldorfs auf Filmlänge zu schätzen. Und dann ist da auch noch Fritz Karl in der Serie „Falk“. Der Anwalt und gescheiterte Restaurantbesitzer in bunten Socken, der zwischen Altstadt, Hafen und Rheinkniebrücke seine Exzentrik in Aussehen und Charakter zur Schau stellt. Sie alle sind die vor der Kamera stehenden Beweise: Düsseldorf ist zu einem Hotspot der Filmszene geworden.
Für Bernd Desinger ist das kein Wunder. Schließlich habe die Stadt nicht nur eine der größten Leinwanddichten in der Republik, sprich: Die meisten Leinwände pro Einwohner. Und es liege auch nicht nur daran, dass die Graf-Adolf-Straße als Kinomeile unter Filmfreaks immer schon Kinematograf-Adolf-Straße hieß. Nein: „Düsseldorf ist im Gegensatz zu, sagen wir, Berlin noch unverbraucht als Drehort.“ Den Alexanderplatz, den Berliner Fernsehturm, das Brandenburger Tor, „das alles kennt man zu Genüge aus Filmen und Serien.“ Daher suchten sich Regisseure immer häufiger alternative Drehorte aus. „Und Düsseldorf überzeugt sie aufgrund seiner Misch-Architektur“.
Von großstädtischem Ambiente rund um die Kö und das Bankenviertel mit seinen Häuserschluchten über den altstädtischen Charme bis hin zum Ländlichen und — natürlich — zum Rhein finde sich hier auf engstem Raum alles, was eine interessante Kulisse so abgeben könne. Das sei eine „unschlagbare Mischung“. So unschlagbar gar, dass noch nicht einmal der als westdeutsches Medienzentrum geltende Standort Köln eine Konkurrenz sei. Das dortige Wegstreckennetz sei nämlich unübersichtlicher. Und: „Man kommt in Köln nicht wirklich gut an den Rhein heran.“
Barbara Feiereis aus dem Produktionsteam des WDR und unter anderem für „Falk“ und „Die Füchsin“ zuständig, bestätigt diese Sichtweise: „In Düsseldorf lassen sich vielfältig Milieus erzählen. Die Stadt hat noch mehr ungesehene Ecken und bietet sich als Alternative zu den ansonsten häufig genutzten Drehorten an.“ So sei es etwa unproblematisch, ein „Upper-Class-Milieu“ wie eben in „Falk“ zu erzählen, durch die schönen Ecken und viel Altbausubstanz rieche es nach Wohlstand. Der Hafen wiederum vermittle ein kosmopolitisches Flair. „Hier begegnen sich die Menschen — nicht nur die Handelsgüter.“ Auch für „Die Füchsin“ sei Düsseldorf wegen seiner vielen Facetten ein reizvoller Drehort — weil an ihm die „Schere zwischen Arm und Reich“ gut erzählbar sei: „Die Lebensumstände einer Ex-Stasi-Agentin, die nie im Westen angekommen und Hartz IV-Empfängerin ist, schienen uns in Düsseldorf angesiedelt besonders drastisch.“
Auch Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, spricht von „einer großen Bandbreite besonderer und unverbrauchter Motive“, wenn es um Düsseldorf als Filmstadt geht. Hinzu komme eine gute Verkehrsanbindung — und nicht zuletzt eine „sehr engagierte Förderung“ durch die Institutionen vor Ort.
(Die Schauspieler Halle Berry und Hugo Weaving bei Dreharbeiten für "Cloud Atlas" im Dezember 2011 am Dreischeibenhaus. Archivfoto: J. Michaelis)
Wenn es um von der Stadt begeisterte Personen aus der Riege der Regisseure geht, nennt Bernd Desinger übrigens Dominik Graf als Beispiel. Der ist mehrfacher Grimme-Preisträger. Und: „Er ist ein ausgewiesener Fan der Düsseldorfer Architektur“. Besonders den Tausendfüßler im Stadtzentrum habe Graf bis zum Abriss 2013 geliebt. Davon zeuge die Verfolgungsjagd über das Kult-Bauwerk im Film „Die Sieger“. Bernd Desinger weiß: „Als der Tausendfüßler weg war, war Graf richtig verzweifelt.“ Der Filmemacher sei damals nach München ausgewichen und habe versucht, den Verlust mit der dortigen Hackerbrücke auszugleichen. „Aber das hat ihm überhaupt nicht gefallen.“
Was beweist: Düsseldorf ist einzigartig. Weil hier irgendwie alles möglich ist. So wie im Film eben.