Düsseldorf ist laut Studie Hauptstadt der Straßengangster

Die Zahl der Straftaten pro Einwohner ist höher als fast überall sonst in Deutschland. Aber die Statistik zeigt nicht die ganze Wahrheit.

Düsseldorf. Es ist ein Ranking, das erschreckt: Düsseldorf ist spitze bei der Straßenkriminalität. Nur in Köln und Neumünster gibt es ebenso viele Straftaten pro 100 000 Einwohner — nämlich mehr als 4000.

Damit führen diese drei Städte eine Auswertung der Deutschen Presseagentur für ganz Deutschland an. Sind Düsseldorfs Straßen tatsächlich mit die gefährlichsten in der Republik? Die Düsseldorfer Polizei sagt nein: „Diese Rankings haben keine Aussagekraft“, so Sprecher Andreas Czogalla.

Im Präsidium ärgert man sich regelmäßig über Statistiken, die Kriminalität im Verhältnis zur Einwohnerzahl bewerten. „Die vielen Touristen werden dabei einfach nicht mitgezählt“, erklärt Czogalla.

Ob einem Messe-Touristen von südosteuropäischen Banden die Geldbörse gestohlen wird, Autoschieber aus den Niederlanden eine Meerbuscher Luxuskarosse an der Kö klauen oder ein Duisburger einem Aachener in der Altstadt einen Kinnhaken verpasst — alles fließt in den Düsseldorfer Kriminalitätsbericht ein.

Tatsächlich gab es im vergangenen Jahr 24 380 Straftaten im Bereich der Straßenkriminalität. „Darunter fallen allerdings zahlreiche Delikte“, sagt Andreas Czogalla. Darunter tatsächlich auch jene, bei denen die Polizei seit Beginn dieses Jahres nochmals eine kräftige Steigerung der Fallzahlen um bis zu 55 Prozent festgestellt hat.

Etwa die Autoaufbrüche und Taschendiebstähle. „Für diese Straftäter ist Düsseldorf attraktiv“, sagt der Polizeisprecher — wo viele Menschen viel haben, erhoffen sich eben Kriminelle, auch viel zu erbeuten.

Die Polizei steuert seit Mitte des Jahres allerdings mit dem „Projekt Anstiegsdelikte“ und Spezialtrupps in der ganzen Stadt dagegen. „Erfolge haben wir“, sagt Czogalla. „Inzwischen gibt es fast täglich Festnahmen.“ Allein am Donnerstag vergangener Woche wurden zwei Autoschieber, ein Einbrecher-Trio sowie ein Autoaufbrecher gefasst.

Und: Straßenkriminalität ist nicht gleich Gewaltkriminalität. Das Risiko, in Düsseldorf Opfer gewalttätiger Übergriffe zu werden, ist sogar niedriger als im Landesschnitt. Während der Anteil der Gewalttaten an der Gesamtkriminalität in Düsseldorf bei genau drei Prozent liegt, beträgt er in NRW generell 3,4 Prozent.

Zudem ist der Trend positiv: 2425 Fälle im Bereich Gewaltkriminalität verzeichnete die Polizei 2010, 2468 waren es im Vorjahr, 2005 sogar noch 2575. Eine Entwicklung, die sich trotz der steigenen Fallzahlen bei Taschendiebstahl, Einbruch und Kfz-Aufbruch auch in diesem Jahr fortsetzt. Czogalla: „Beim Handtaschenraub etwa sind die Zahlen bis Oktober 2011 rückläufig.“