Die große Verschwiegenheit Stadt Düsseldorf kennt angeblich keine Details zu großem US-Militär-Manöver

Düsseldorf · Es ist die größte Verlegung von US-Truppen nach Europa seit 25 Jahren. Tausende Soldaten und Material ziehen bei der Militärübung US Defender Europe 2020 durch NRW. Aber wenn es ins Detail geht, herrscht große Verschwiegenheit.

Panzerhaubitzen und Munitionsversorgungsfahrzeuge der US-Armee werden während der Übung „Defender-Europe 20“ auf Schwerlasttransporter der Bundeswehr verladen. 

Foto: dpa/Philipp Schulze

Der Düsseldorfer Linken-Stadtrat Lutz Pfundner kann nicht fassen, was die Stadt Düsseldorf auf Anfrage mitgeteilt hat: Da steht die größte Truppenverlegung der USA nach Europa seit 25 Jahren an, angeblich auch über Düsseldorf — und die Stadt will keine Einzelheiten wissen? „Die Verwaltung kann zu den Strecken und Straßentransporten im Rahmen des Nato-Manövers keine Auskunft geben, da der Verwaltung keine Anträge zu Straßentransporten vorliegen“, zitiert die Fraktion auf ihrer Seite eine Antwort der Stadt. Informationen zu Waffensystemen, die durch die Landeshauptstadt transportiert würden, habe die Stadt auch nicht.

Von der großangelegten Militärübung „Defender“ ist auch NRW betroffen. In den kommenden Monaten werden zahlreiche Militärkonvois durchs Land rollen und Soldaten marschieren.

Rund 20 000 Soldaten werden aus den USA quer durch Deutschland nach Osteuropa verlegt, um die Einsatzfähigkeit an der Nato-Außengrenze zu trainieren. Darüber hinaus sind mehrere Übungen in Deutschland, Polen, Georgien und dem Baltikum geplant. Insgesamt 37 000 Soldaten aus 18 Nationen sind beteiligt.

Südlich soll es über Düsseldorf Richtung Görlitz gehen

Personal und Material aus den USA kommen mit Schiffen und Flugzeugen in den Niederlanden und Belgien an und werden auf Schiene und Straße weiter nach Polen und ins Baltikum verlegt. Eine Hauptroute durch Deutschland führt nach Angaben von Bundeswehr und US-Army über Aachen, Mönchengladbach, den Niederrhein, Dortmund, Hannover, Berlin und Frankfurt (Oder). Am Standort der Bundeswehr in Augustdorf im Kreis Lippe, östlich von Münster, ist nach Angaben der Bundeswehr ein Rastraum für Pausen und Versorgung von marschierenden „Truppenteilen“ vorgesehen.

Weiter südlich soll es nach Angaben des Parlamentarischen Staatssekretärs Peter Tauber über Düsseldorf, Mannheim, Nürnberg und Dresden Richtung Görlitz gehen.

Bundesweit unterstützt die Bundeswehr die Übung in Spitzenzeiten mit bis zu 1500 Bundeswehrsoldaten. Aber wenn es um Details geht, hat die US Army Europe in Wiesbaden das Sagen. Die schweigt sich zu Details aus: „Aus Gründen der operativen Sicherheit geben wir keine spezifischen Zeiten oder Routen der US-Truppenbewegungen im Voraus bekannt.“

Die Amerikaner öffnen ein Zeitfenster. Erste Aktionen in NRW sollen demnach zwischen Ende Februar und Ende März stattfinden. Um die Auswirkungen auf den Verkehr so gering wie möglich zu halten, seien alle Konvois für die Nacht geplant. Über Ostern gebe es keine „Bewegungen“.

Häfen werden zum Umschlagplatz von militärischem Gerät

Die Häfen in Duisburg und Krefeld werden nach Angaben des Staatssekretärs Tauber eine wichtige Bedeutung haben: Sie werden zum Umschlagplatz von militärischem Gerät. Die „WAZ“ berichtete, dass Ausrüstung und Fahrzeuge aus dem niederländischen Vlissingen Mitte März auf Binnenschiffen den Duisburger Hafen erreichen. Die Fracht werde dort auf Güterzüge oder einzelne Trucks verladen. Darüberhinaus auch Verschwiegenheit beim Duisburger Hafen. Aus Sicherheitsgründen werde der Hafen keine Details mitteilen, teilte ein Sprecher mit.

Deutschland diene aufgrund seiner Mittellage als logistische Drehscheibe für das Manöver, erklärt das Netzwerk Friedenskooperative auf seiner Internetseite. Die Bewegung formiert sich auch in NRW mit Vorträgen, Mahnwachen und Vernetzungstreffen. An die Stelle von Kriegsübungen müsse ein Neustart der Beziehungen mit Russland gesetzt werden, fordern die Aktivisten.

Auch die Friedensbewegung mobilisiert: „Wir rufen alle Organisationen der Friedensbewegung und friedliebenden Menschen auf, die Proteste gegen die militärische Provokation Defender 2020 gemeinsam zu organisieren und durchzuführen.“

(dpa)