Debatte in Düsseldorf Fünf Vorschläge zur Zukunft des 39er-Denkmals
Düsseldorf · Am Samstag wurden fünf Entwürfe präsentiert. Am 23. September will die Kunstkommission dem Rat eine Empfehlung geben.
Verwandeln oder verschwinden lassen? Das ist die Frage, wenn es um die Zukunft des umstrittenen 39er-Denkmals am Reeser Platz geht. Dass sich der belastete Ort mit Kriegerdenkmal und Aufmarschplatz der Nazis verändern soll, ist seit langem geplant, nun wurden am Samstag fünf von insgesamt 67 Entwürfen in einem Bürgerdialog diskutiert. Dabei zeigte sich auch: Gelebte Demokratie braucht zuweilen einen langen Atem. Denn es gab bereits einmal einen Sieger für den Umgang mit dem umstrittenen Denkmal, der nach heftiger Kritik durch berühmte Künstler wie Günther Uecker, Gerhard Richter und Katharina Sieverding in einem zweiten Anlauf jetzt auch öffentlich diskutiert wird.
Acht Jahre sind vergangen, seit die Bezirksvertretung beschloss, den Reeser Platz neu zu gestalten – bis an diesem Wochenende fünf Teams von Architekten, Künstlerinnen, Landschaftsplanern ihre Entwürfe, ausgewählt von der Kunstkommission der Stadt, vorstellten. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein, die Meinungen dazu auch. „Jeder Entwurf löste ein Pro und Contra aus“, so die Vorsitzende der Kommission Heike van den Valentyn.
Was steht nun zur Auswahl? Dem Team um den Düsseldorfer Architekten Heinke Haberland geht es nicht nur um das Denkmal selbst, sondern vor allem um den Platz davor, „der als Bühnenraum für den Faschismus diente, bis heute aber als harmlos gilt“. Deshalb will Haberland diesen großen Freiraum in einen Irrgarten verwandeln, der die Optik des Platzes komplett verändern – und „neofaschistische Aufmärsche in Zukunft unmöglich machen würde“.
Ein ähnliches Ziel, wenn auch mit ganz anderen Mitteln, verfolgt das Team Missing icons/Knobloch+Vorkoeper aus Hamburg, das eine „kritische Masse“ auf dem Platz ausgießen will – eine mäandernde, architektonische Bodenskulptur aus schwarzem Asphalt. „Da wächst etwas Unheimliches aus dem Boden, das das Denkmal entstellen und Menschen zu Umwegen zwingen würde.“
Eine Künstlerin will
das Denkmal zuschütten lassen
Den Platz in Golzheim unangetastet lassen, das ist die Intention der drei übrigen Teams. Den vergitterten, mittleren Teil des Denkmals wollen Milica Lopicic´ und Christian Sievers mit einem Tor öffnen, das den Platz und die dahinter liegende Grünfläche verbindet. Der Durchgang soll zu einem Lernort werden mit Texten aus der Perspektive aller am Zweiten Weltkrieg beteiligen Länder.
„Ultrastudio“ aus Köln lieferte im ersten Durchgang den umstrittenen Siegerentwurf und will dem Denkmal was aufs Dach geben: eine rostige, begehbare Stahlinstallation – „eine sinnlose Brücke“, der jedoch eine „Hybris der Dominanz“ vorgeworfen wurde. Der wohl konsequenteste Entwurf stammt vom Team der Künstlerin Gabriele Horndasch, die das Denkmal schlicht zuschütten und unter einem grünen Hügel verschwinden lassen will. „Mir geht es nicht um das Verstecken, sondern um das Außerkraftsetzen.“
Wie es nun weitergeht? Nach einem Tag mit Expertinnen und Experten am 23. September will die Kunstkommission dem Rat der Stadt ihre Empfehlung bis Ende des Jahres geben: Reeser Platz, nächste Runde.