Wegen Insolvenz Hat es sich in Düsseldorf ausgezaubert?
Düsseldorf · Insolvenz für die Zauberwelten: Theater, Schule, Laden, Bibliothek und Manufaktur schließen. Ob und wie die Magie trotzdem bleibt.
Auch an den letzten Tagen der Zauberwelten werden Interessierte beim Eintritt direkt verzaubert: Tilo Wolter steht hinter der Kasse und präsentiert einen klassischen Kartentrick. Welche Karte ursprünglich gezogen wurde und mit vier anderen vermischt wurde? Am Ende liegt die richtige Pik drei aufgedeckt im restlichen Stapel, während er die vier zusätzlich gezogenen noch in den Händen hält. Doch an der Volmerswerther Straße 86 hat es sich bald ausgezaubert: Die Zauberwelten Chris Williams GmbH musste Anfang Oktober laut Amtsgericht Insolvenz anmelden.
Bis Mitte Dezember sollen nun das Warensortiment und große Teile der Einrichtung verkauft werden. Auf rund 400 Quadratmetern Fläche hat Geschäftsführer Chris Williams mit Peter Schulz und Tilo Wolter einiges zusammengetragen: Tritt man in die Zauberwelten ein, befindet man sich in einer Lounge mit Stühlen, die Wände sind über und über mit altmodischen Zauber-Postern geschmückt, die an lange vergangene Zeiten erinnern. Rechts geht es in das Zaubertheater, das erst 2021 eröffnet wurde. Die Veranstaltungen waren immer gut besucht, genauso wie die Kurse für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis, für Kinder und Erwachsene, die in der Zauberschule gegeben wurden. Auch Team-Building-Events für Firmen oder Kindergeburtstage konnten gebucht werden.
Durch einen langen Flur gelangt man dann in den Verkaufsraum mit Spielkarten, Seilen, Gummis, Münzen und anderen Zauber-Gimmicks. „Vieles ist direkt aus den USA importiert und hier in Deutschland gar nicht so einfach zu bekommen“, sagt Insolvenzverwalter Michael Mekelburg. Von daher sei das Fachgeschäft unter Magiern beliebt gewesen. „Aber die Zauberwelt scheint eine Welt ohne Geld – und eher ein Nischenprodukt – zu sein.“
Diese These bestätigt Peter Schulz, der als Schulzetti nicht nur Kurse gibt, sondern vor allem neue Tricks und Utensilien herstellt. „Die ganzen fertigen Sachen, die im normalen Verkaufsraum sind, haben mich nie interessiert“, meint er und führt in einen weiteren Raum: seine Manufaktur, in der es diverse selbst gefertigte Tricks gibt.
2001 hat er das Zaubern für sich entdeckt, bis heute steckt der ehemalige Architekt viel Zeit und Energie in seine Passion. „Ich habe drei Zauberschulen miterlebt.“ Die erste habe Wolfgang Sommer, sein Lehrer, gegründet. „Auf 43 Quadratmetern an der Hoffeldstraße haben die Zauberwelten begonnen – das war auf jeden Fall ein Abenteuer“, erinnert er sich. Danach wurde es mit 140 Quadratmetern etwas größer, als Sommer mit Schulz an die Volmerswerther Straße in den Keller zog. „Aber irgendwann konnte Wolfgang aus Altersgründen die Zauberwelten nicht mehr fortführen und mit Chris Williams haben wir einen passenden Nachfolger gefunden“, erzählt Schulz. Es folgte der vorläufig letzte Umzug eine Etage höher, ins größere Erdgeschoss.
Krisen und die schlechte Wirtschaftslage sind schuld
„Wir hatten immer den Traum eines Zaubertheaters und 2020 die passenden Räume gefunden. Dummerweise kam einen Monat später Corona.“ Der Vorteil: Deutlich mehr Zeit für den Umbau der Räume. Tausende Stunden und viel Herzblut wurden in die liebevolle, kleinteilige Gestaltung gesteckt. Und eben – gerade von Chris Williams – viel Geld. Kombiniert mit der schlechten wirtschaftlichen Allgemeinlage und etlichen Krisen kommt es jetzt zu einem Ende der Zauberwelten, die sich in Theater, Schule, Manufaktur, Laden und Zauberbibliothek aufteilten.
Es hat sich aber noch nicht ganz ausgezaubert. Peter Schulz erklärt, dass es weiter Kurse gibt, dass im Restaurant Olive in Erkrath wohl das Zaubertheater weiter bestehen kann und seine Manufaktur wird fortdauern. „Die Bibliothek von Wolfgang Sommer ist nicht in der Insolvenzmasse, da Ulf Thiele, einer unserer Schüler, der Besitzer ist und sie an uns gespendet hatte.“ Ein paar Kunden sind vor Ort, André Kossmann und Riki sind aber eingefleischte Magie-Fans. „Es ist schade, dass der Laden schließt. Vor allem weil man sich kennt und Chris, Tilo und Peter und ihre Begeisterung sehr schätzen gelernt hat“, sagt Kossmann.