40 Jahre Deutsch-Israelische Gesellschaft Düsseldorf Plädoyer für mehr Friedensmärsche und Mahnwachen für Israel

Düsseldorf · Beim 40. Geburtstag der Deutsch-Israelischen Gesellschaft dominierte die Trauer – über zivile Opfer und zunehmenden Antisemitismus.

Emil Brachthäuser (Vorsitzender Deutsch-Israelischen Gesellschaft Düsseldorf), NRW-Landtagspräsident André Kuper (CDU) und Oded Horowitz, Chef der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf (v.l.n.r.).

Foto: Döring, Olaf (od)

Schweigeminute, Klagelieder, nachdenkliche Reden: Die Feier zum 40. Jubiläum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) in Düsseldorf wurde zum Mahn- und Gedenkabend. Der Vorsitzende Emil Brachthäuser bat die rund 100 Gäste am Dienstag im Goethe-Museum zur Begrüßung darum, aufzustehen. „Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern des Terror-Angriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober“, sagte er. „Und bei den Geiseln, die von der Terror-Organisation verschleppt wurden.“

Dann erinnerte der frühere Staatsanwalt an die Gründung der DIG in Düsseldorf am 14. März 1983. 40 Jahre später sei der Angriff auf Israel eine Zeitenwende. „Lange geglaubte Sicherheiten wanken“, sagte Brachthäuser. „Und wir erleben eine Flut des Hasses, die sich in Düsseldorf in allwöchentlichen Pro-Palästina-Demos zeigt – wo Antisemitismus in unfassbarem Ausmaß verbreitet wird.“

Es sei eine Schande für Deutschland, dass Juden hierzulande wieder Angst haben müssten. „Mich verstört, dass die Zahl der Teilnehmer an den Palästinenser-Demos die Teilnehmerzahl bei jüdischen Solidaritätskundgebungen bei Weitem übersteigt.“ Dabei habe Israel das klare Recht, sich gegen der Angriff der Terror-Organisation Hamas zu wehren. „Zum Kampf gegen den Terror der Hamas darf es kein Aber geben.“ Auch dafür müsse es in Deutschland Solidarität geben, eine Täter-Opfer-Umkehrung dürfe nicht stattfinden.

Der Präsident des NRW-Landtags, André Kuper (CDU), rief in seiner Rede zu mehr Mahnwachen vor Synagogen und Friedensmärschen auf. Der aktuelle Antisemitismus bereite ihm „große Sorgen“, sagte Kuper. Man dürfe „die Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten nie verlieren“. Die Beigeordnete der Stadt Düsseldorf für Kultur und Integration, Miriam Koch, betonte: Die Stadtgesellschaft sei dafür verantwortlich, die Erinnerungskultur an den Holocaust hochzuhalten und gegen jede Form von Antisemitismus Stellung zu beziehen. Viel Applaus bekam sie für ihre Aussage mit Blick auf die organisierte Kundgebung am Sonntag: „Es sollte nicht die Aufgabe der jüdischen Gemeinde sein, Antisemitismus zu bekämpfen. Das ist unsere gemeinsame Aufgabe.“

Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, sagte, die Deutsch-Israelische Gesellschaft habe in ihrer 40-jährigen Geschichte „unerschütterliche Treue zu Israel und den jüdischen Mitbürgern“ gezeigt. Israel habe nach dem Terroranschlag mit rund 1200 Toten und der anhaltenden Geiselnahme „die Pflicht, seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen und Gegner zu bekämpfen“, erklärte Horowitz. Auch er sprach von einer „besorgniserregenden Zunahme des Antisemitismus.“ Der evangelische Vorsitzende der Düsseldorfer Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Pfarrer Martin Fricke, erklärte, die Deutschen müssten „immer leidenschaftliches Interesse“ am Wohl Israels haben. Dies dürfe ein zuweilen kritisches Interesse sein, stets aber ein „Interesse als Freund.“

(csr/now)